Drei-Schluchten-Damm: CS soll ihre Umweltverantwortung wahrnehmen

Zürich, 07.07.1999 - Die Credit Suisse beteiligt sich erneut an einer Anleihe für die China Development Bank, welche das Drei-Schluchten-Projekt finanziert. Greenpeace und die Entwicklungsorganisation Erklärung von Bern rufen CS-Chef Lukas Mühlemann in einem Brief auf, seine Umweltverantwortung wahrzunehmen und wie andere Banken von der Unterstützung des Drei-Schluchten-Damms Abstand zu nehmen.

Die China Development Bank (CDB) wurde 1994 gegründet, um umstrittene Projekte wie Mammutstaudämme und AKWs zu finanzieren, welche nicht direkt Kapital aufnehmen können. Mit Krediten von bisher 1,9 Milliarden Dollar ist das Drei-Schluchten-Projekt der wichtigste Kunde der CDB. Der Staudamm am Yangtze-Fluss weist gegenwärtig eine Finanzierungslücke von 3 Milliarden Dollar auf. Den chinesischen Behörden waren mehrere Versuche misslungen, direkt ausländisches Kapital für das Projekt aufzunehmen.

1997 beteiligte sich die Credit Suisse mit 66 Millionen Dollar an der ersten Dollar-Anleihe der CDB von 330 Millionen Dollar. Im Mai 1999 plazierte die CDB eine zweite solche Anleihe mit einem Umfang von 500 Millionen Dollar und einer Laufzeit von zehn Jahren. Die Anleihe wird von den US-Banken Merrill Lynch und Salomon Smith Barney koordiniert. Die CS beteiligt sich daran als Co-Managerin. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Chinas hängt die Zukunft des Drei-Schluchten-Damms entscheidend davon ab, ob die Projektbehörden ihre Finanzprobleme mit ausländischem Kapital überbrücken können.

In einem Brief an CS-Chef Lukas Mühlemann kritisieren die Erklärung von Bern und Greenpeace, die Unterstützung für den Drei-Schluchten-Damm widerspreche dem Anspruch der Bank, ihre ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Diesen Anspruch erhebt die Credit Suisse beispielsweise durch die Unterzeichnung einer UNO-Erklärung für Banken zur Umwelt. Durch die Anleihe beteiligt sich die CS an einem Projekt, das gewaltsam bis zu 2 Millionen Menschen vertreiben wird. Auch wenn ihre neue Beteiligung nur 1,25 Million Dollar beträgt, setzt die Bank durch ihre Rolle als Co-Managerin ein symbolisches Zeichen, dass sie sich in China nicht um die soziale, ökologische und wirtschaftliche Qualität der finanzierten Projekte kümmert. Die EvB und Greenpeace rufen die CS auf, wie BankAmerica grundsätzlich von der Unterstützung des Drei-Schluchten-Projekts Abstand zu nehmen.

Greenpeace und die EvB haben auch ethisch-ökologische Anleger wie Swissca Green Invest oder die Pensionskassenstiftung Ethos aufgefordert, je nach der Reaktion des CS-Chefs zu prüfen, ob sie weiterhin CS-Aktien halten könnten. Ihr Brief an Lukas Mühlemann wird von 34 Organisationen aus 15 Ländern, darunter dem grössten US-amerikanischen Naturschutzverband, unterstützt.

Mit einer geplanten Kapazität von 18'200 Megawatt und einem Stausee von 600 Kilometern Länge ist das Drei-Schluchten-Projekt das grösste Kraftwerkvorhaben der Welt. Der Bau begann um 1994 und soll bis 2009 dauern. Während der vergangenen Monaten berichteten zahlreiche chinesische und internationale Medien über die Probleme beim Bau des Projekts. Gemäss der "South China Morning Post" vom 14. Februar 1999 "gibt es mehr Leute, mehr Korruption, weniger Land und weniger Arbeitsplätze, als sich selbst Pessimisten je vorstellten".