Gefährliches Syngenta-Pestizid zur Aufnahme in Rotterdam-Konvention vorgeschlagen

Rom/Zürich, 01.04.2011 - Das "Chemical Review Committee" der UNEP-/FAO-Rotterdam-Konvention empfiehlt die Aufnahme von Pestiziden mit einem Gehalt von mind. 20% Paraquat in die sog. Rotterdam-Konvention. Die Rotterdam-Konvention regelt die Chemikaliensicherheit im internationalen Handel mit Gefahrstoffen. Dieser Schritt lässt hoffen, dass weitere Entwicklungsländer den Import von Paraquat verbieten und dadurch die Anzahl der Paraquat-Opfer weltweit abnehmen wird.

Der Antrag für die Aufnahme wurde von Burkina Faso gestellt und mit der großen Anzahl Vergiftungen durch Gramoxone Super (enthält 20% Paraquat) begründet. In einer Bestandsaufnahme in Burkina Faso wurden 296 Pestizidvergiftungen dokumentiert, 20% davon wurden Gramoxone Super von Syngenta zugeschrieben. Die meisten der befragten Bäuerinnen und Bauern in Burkina Faso sind AnalphabetInnen und daher nicht in der Lage, die Anwendungsbestimmungen zu lesen.

In vielen Fällen wurde ungenügende oder keine Schutzkleidung getragen. Die Opfer berichteten unter anderem von Hautverätzungen, Fieber, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Atembeschwerden und Erbrechen. Das Komitee hielt fest, dass die Bedingungen in Burkina Faso vergleichbar seien mit anderen Ländern und Regionen. So wurden z.B. im Zeitraum 2005—2010 in El Salvador im Jahresdurchschnitt 344 Vergiftungen mit Gramoxone gemeldet.

“Der Verkauf von paraquathaltigen Produkten unter solchen Bedingungen ist ein Verstoss gegen den FAO-Verhaltenskodex, und sollte von den Pestizidherstellern sofort gestoppt werden“ sagt Sarojeni Rengam vom Pesticide Action Network Asia Pacific. Paraquat ist bereits in der EU, der Schweiz und anderen Ländern verboten.

Das Komitee entschied sich für die Aufnahmeempfehlung trotz der Opposition der anwesenden Syngenta-Vertreter. Der Schweizer Pestizidhersteller und weltweit wichtigste Verkäufer von Paraquat versuchte mehrmals während der Sitzung, die von Paraquat ausgehenden Gefahren herunterzuspielen und das Komitee dazu zu bewegen, den Antrag von Burkina Faso als ungenügend zu bewerten.


„Syngentas Lobbying ist unverantwortlich, da es darauf abzielt, den Entwicklungsländern das Recht auf Information über die Gefahren von Paraquat zu entziehen und ihnen die Möglichkeit zu verwehren, sich gegen Importe gefährlicher Pestizide auszusprechen.“ sagt François Meienberg von der Erklärung von Bern.

Wenn Pestizide, die 20% oder mehr Paraquat enthalten, als sehr gefährliche Pestizidformulierung (severely hazardous pesticide formulation) in die Rotterdam Konvention aufgenommen werden, haben die importierenden Länder die Möglichkeit, den Import vorher abzulehnen. Die Erfahrung zeigt, dass viele Länder von diesem Importverbot Gebrauch machen. Als nächsten Schritt wird das Komitee eine finale Fassung der Empfehlung entwerfen. Die endgültige Entscheidung durch die Vertragsstaatenkonferenz wird 2013 getroffen.