Glenstrata: Klumpenrisiko macht Transparenz notwendiger denn je

Zürich, 20.11.2012 - Heute stimmen die Aktionäre der Zuger Rohstoffgiganten Glencore und Xstrata erneut über die Fusion ab. Der neue Koloss hat zwar „nur“ die Grösse der etablierten Weltmarktführer im Bergbau (Rio Tinto, BHP Billiton, Vale), im Unterschied zu diesen aber auch die Risikokultur aggressiver Rohstoffhändler: Ein gefährliches Gemisch.

In den kommenden Monaten wird sich bei Glencore-Xstrata ein veritabler „Kampf der Unternehmenskulturen“ abspielen. Zwar hat und macht auch Xstrata immer wieder Probleme und ist von Peru bis zu den Philippinen in schwere Konflikte mit der lokalen Bevölkerung verwickelt. Bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder den tödlichen Arbeitsunfällen ist Xstrata den „Mining Majors“ aber deutlich näher: Zwischen 2008 bis 2011 kamen (in Relation zum Umsatz) in der Rohstoff-Förderung bei Xstrata zwar doppelt so viele Mitarbeitende ums Leben wie etwa bei BHP Billiton. Bei Glencore waren es allerdings sage und schreibe 16 mal mehr.

Ein Grund dafür ist die skrupellose Frontier-Mentalität von Glencore‘s Bergbau-Managern. Diese zeigt sich etwa in der von Krieg und Staatszerfall zerrissenen demokratischen Republik Kongo. Während die drei grossen internationalen Bergbaufirmen hier Zurückhaltung üben, ist Glencore schon seit Jahren voll im Geschäft, unter anderem dank dubiosen „Türöffnern“ wie Dan Gertler. Korruption, Arbeitsunfälle, Menschenrechtsverletzungen und aggressive Steuervermeidung gehören zum Alltag von Glencore im Kongo.

In den letzten Monaten bewegt sich glücklicherweise das internationale Umfeld, so dass die Bevölkerung der bitterarmen aber rohstoffreichen Entwicklungsländer dem „Ressourcenfluch“ dereinst entgehen könnte. Nach den USA erlässt nun auch die EU eine Transparenzregulierung, die Rohstoffkonzerne verpflichtet, ihre Zahlungen an Regierungen offen zu legen. Damit erhalten die Menschen vor Ort endlich die entscheidende Informationsgrundlage um zu erfahren, wohin ihre Rohstoff-Milliarden fliessen.[1] Nicht abgedeckt von der US- und EU-Regelung werden aber die meisten Zahlungen im Rohstoffhandel. Und hier steht die Schweiz als globale Drehscheibe mit rund einem Viertel des gesamten Welthandels mit Rohstoffen in grosser Verantwortung. Der Bundesrat hat es jetzt in der Hand, diese gravierende Lücke im entstehenden globalen Rohstoff-Regelwerk für mehr Transparenz zu schliessen. Er wird in Kürze über eine Motion von Hildegard Fässler (SP/SG) entscheiden, welche verlangt, dass die Schweiz hier umgehend nachzieht.


[1] Auch der britische Vize-Premier Nick Clegg betonte kürzlich die Notwendigkeit der Rohstofftransparenz: “For far too long, the world’s poorest people have seen no benefit from the vast natural resources in their own backyards (…) There need to be strict new rules about how payments to developing countries from the oil, gas and mining industries are recorded. Shining a light on where this money is actually going will help people hold their governments to account over how this money is actually spent.”