Lausanner Branchengipfel und neue Ölhandelsstudie zeigen: Rohstoffplatz Schweiz braucht mehr Transparenz und Regulation

Zürich/Lausanne/New York, 24.04.2012 - Ein heute publizierter Länderreport der renommierten US-Nichtregierungsorganisation Revenue Watch dokumentiert die Gefährlichkeit unabhängiger Ölhändler für ressourcenreiche Entwicklungsländer und bestätigt damit einen Kernbefund des in die zweite Auflage gehenden „Rohstoff“-Bestsellers der EvB. Von Seiten des Bundesrats braucht es nun dringend eine klare Strategie um die risikoreiche Rohstoffbranche zu regulieren.

Dass die in der Berichterstattung über diese Branche führende Financial Times (FT) ihren ersten „Global Commodities Summit“ am Genfersee abhält, unterstreicht die herausragende Bedeutung des Rohstoffplatzes Schweiz. Offiziell reden die Top-Manager von Vitol, Glencore, Trafigura & Co an der zweitätigen Konferenz zwar über den „Super-Cycle und neue Geschäftsstrategien in einem Wachstumsmarkt“. Hinter den Kulissen ist aber auch der steigende Druck von Öffentlichkeit und Politik auf diesen vor allem für ressourcenreiche Entwicklungsländer, aber auch für den Sitzstaat Schweiz zunehmend problematischen Sektor ein Hauptthema. Die offizielle Schweiz jedoch wird sich, vertreten durch das Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen (SIF), an der Konferenz lediglich dazu äussern, wie das Alpenland für die Branche der weltweit attraktivste Standort bleiben kann.

Im EvB-Bestseller „Rohstoff – Das gefährlichste Geschäft der Schweiz“ werden die für immer mehr Negativschlagzeilen sorgenden Geschäftspraktiken dieses so mächtigen wie verschwiegenen Sektors ausgeleuchtet. Das selbst von der Financial Times Deutschland „sehr zur Lektüre empfohlen(e)“ Buch (Erstdruck 8000 Exemplare) ist Mitte Mai in leicht aktualisierter zweiter Auflage wieder lieferbar. Die faktenreiche und reich illustrierte Pionieranalyse dieses systemrelevanten Wirtschaftszweigs zeigt, wie und warum ressourcenreiche Entwicklungsländer arm bleiben, während in der Schweiz ansässige Rohstoffhändler Milliardengewinne einfahren.

Wie und warum die zumeist intransparenten Deals zwischen den Regierungen der Förderländer, staatlichen Energiekonzernen und unabhängigen Rohstoffhandelsfirmen der dortigen Bevölkerung (als eigentlicher Eigentümerin dieser Ressourcen) schaden, untersucht die renommierte US-Organisation Revenue Watch in ihrer heute erschienenen Studie „Citizens‘ Oil“ am Beispiel des Ölhandels in 11 Ländern. Die daraus gewonnene Hauptforderung an die immer häufiger zwischen Genfer- und Zugersee domizilierten Zwischenhändler lautet: „regelmässige und detaillierte Offenlegung aller ihrer Zahlungen für Ölkäufe an alle staatliche Stellen, inklusive staatlichen Ölgesellschaften“.

Auch in der Schweiz, wo die Rohstoffkonzerne heute volkswirtschaftlicher Gewinn und politisches Risiko sind, wird der Ruf nach mehr Branchentransparenz lauter. Der Bundesrat hat hier eine besonders grosse Verantwortung und muss seinen (noch) vorhandenen Gestaltungsspielraum schnell nutzen, damit aus den diversen Standortvorteilen nicht – wie jüngst beim Finanzplatz – plötzlich ein gravierender Reputationsschaden wird.