Lausanner Rohstoffgipfel ignoriert europäische Transparenz- und Schweizer Standortdebatte

Zürich/Lausanne, 15.04.2013 - Der morgen zum zweiten Mal am Genfersee stattfindende „Global Commodities Summit“ unterstreicht die weltweite Bedeutung des Handelsplatzes Schweiz. Eine Diskussion des bundesrätlichen Rohstoffberichts fehlt auf dem Programm aber ebenso wie die Auseinandersetzung mit den neuen Transparenzregeln der EU. Die EvB ist vor Ort und wird versuchen, die beiden politischen Themen trotzdem aufs Tapet des Branchentreffens zu bringen.

Letzten April hatte die offizielle Schweiz mit dem stellvertretenden Staatssekretär Alexander Karrer wenigstens noch das Schlusswort am von der Financial Times (FT) organisierten Gipfeltreffen der Rohstoffbranche. Dieses Jahr sucht man auf der zweitägigen Agenda vergebens nach PolitikerInnen aus Bern oder auch Brüssel. Dabei hätten die für den kürzlich publizierten Rohstoffberichtverantwortlichen Bundesräte keine bessere Gelegenheit, ihre Anliegen bezüglich eines „transparenten und sozial verantwortlichen Handelsplatzes“ (Empfehlung 1 des Rohstoffberichts) direkt an die Chefs der Branchenführer zu richten. Auch für die EU-Kommission wäre Lausanne der ideale Ort gewesen, um den Rohstofffirmen ihre im Sommer in Kraft tretenden Offenlegungspflichten zu erläutern.
Gelten werden die neuen europäischen Direktiven allerdings nur für Aktivitäten in der Rohstoff-Förderung. Der stark über die Schweiz abgewickelte globale Rohstoffhandel wird davon nicht erfasst und ist deshalb das „schwarze Loch“, das die weltweiten Anstrengungen für mehr Transparenz hintertreibt. Und dieses Loch ist riesig: Allein für die Gewinne der letzten zehn Jahre schätzt es die FT in ihrer heutigen Frontstory auf rund 250 Milliarden Dollar. Zugleich betonen immer mehr in der Schweiz ansässige Rohstoffhändler, dass Unternehmensverantwortung inzwischen auch für ihre Firmen kein Fremdwort mehr sei. Spürbar ausgebaut hat die Branche bislang aber erst ihre PR- und Lobbying-Aktivitäten. Die EvB wird am Rohstoffgipfel auch überprüfen, ob die sozialen und ökologischen Schattenseiten beim Stelldichein der Branche tatsächlich thematisiert werden oder weiter auf „business as usual“ gesetzt wird.