Naturnah aber menschenverachtend: Protest gegen Lebenslüge der Outdoor-Branche

Zurich, 16.07.2009 - Das grüne Image vieler Outdoor-Firmen steht in krassem Kontrast zur Ausbeutung ihrer Näherinnen in Billiglohnländern: Dies belegt eine Studie der internationalen Clean Clothes Campaign (CCC). Deshalb fordern CCC-VertreterInnen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland heute an der Eröffnung der weltgrössten Outdoor-Messe in Friedrichshafen mehr soziale Verantwortung von den Ausstellern.

Mit einem langen Kletterseil voller Texttafeln haben Aktivistinnen der CCC am Eröffnungstag der Fachmesse Outdoor-Show in Friedrichshafen auf die Missstände bei der Herstellung von Outdoor-Textilien hingewiesen. Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten sind in der Textilindustrie weltweit nicht nur bei Massenwaren, sondern in allen Preissegmenten verbreitet. Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) in Deutschland, der Schweiz und Österreich hat in den vergangenen Monaten 15 international tätige Unternehmen der Outdoor-Branche eingehend auf ihre soziale Verantwortung hin durchleuchtet. Mit ernüchterndem Resultat: Keiner der untersuchten Firmen konnte ein Unbedenklichkeitszeugnis ausgestellt werden.

Dabei wissen die Produzenten von Outdoor-Bekleidung: Ihre Käuferschaft legt nicht nur auf Funktionalität und Preis besonderen Wert, sondern ebenso auf eine sozial- und umweltverträgliche Herstellung ihrer Kletterhosen und Wanderjacken. Entsprechend schamlos wird in der Branche auch mit Nachhaltigkeit, Fairness und sozialem Engagement geworben.

Die Wirklichkeit sieht jedoch weit weniger rosig aus. Nicht anders als bei Textil-Discountern werden auch im von der Wirtschaftskrise unberührten Outdoor-Sektor Kleidung, Schuhe und Rucksäcke weltweit für Hungerlöhne genäht. Die Einschüchterung von Gewerkschaftsmitgliedern, exzessive Überstunden und sogar sexuelle Übergriffe sind an der Tagesordnung. Nachhaltig ist in vielen Fällen also einzig die Ausbeutung, der die Näherinnen ausgesetzt sind.

Auf diesem Hintergrund fordert die CCC der Bodenseeanrainer Schweiz, Österreich und Deutschland die Hersteller von Outdoor-Bekleidung auf, ihrer steigenden sozialen Verantwortung endlich gerecht zu werden. Konkret müssen grundlegende Arbeitsstandards im weltweiten Zulieferernetz umfassend umgesetzt und durch unabhängige externe Institutionen wirksam kontrolliert werden.

Mehr Informationen  bei
Christa Luginbühl, Kampagnenleiterin CCC-Schweiz, 044 277 70 19, ccc[at]evb.ch

Die Clean Clothes Campaign (CCC) setzt sich für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie ein. Die CCC unterhält nationale Kampagnen in 12 europäischen Ländern und ein Netzwerk von 250 Organisationen weltweit. In der Schweiz wird die CCC-Arbeit von der Erklärung von Bern koordiniert und 19 nationalen NGO mitgetragen.