Schöne Bescherung für Triumph: OECD-Beschwerde und Protest entlassener Näherinnen vor dem Hauptsitz

Zürich, 02.12.2009 - Im Namen von 3600 entlassenen Näherinnen reicht eine Gewerkschaftsdelegation aus Thailand und den Philippinen beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Beschwerde gegen den Zurzacher Unterwäschemulti ein. Die Aktivistinnen, welche heute vor dem Konzernhauptsitz in Zurzach protestieren, werfen Triumph vor, die Leitsätze der OECD für multinationale Unternehmen verletzt zu haben. Firmenchef Markus Spiesshofer verweigert das direkte Gespräch mit den Betroffenen.

Im August 2009 hat Triumph in seiner Tochterfirma in Thailand unter fadenscheinigem Vorwand gegen 2000 Näherinnen gefeuert, in den Philippinen wurden unerwartet zwei Werke ganz geschlossen und 1660 Arbeiterinnen auf die Strasse gestellt. Die Massenentlassungen trafen just jene Tochterfirmen, in denen sich die Arbeiterinnen gut organisiert und ihre Rechte vertreten haben. Entgegen den Empfehlungen der OECD-Leitsätze hat das Management die Gewerkschaften nicht vorgängig konsultiert und keinen Sozialplan mit ihnen ausgehandelt. Die entlassenen Näherinnen protestieren seither vor den Toren ihrer Fabriken in Thailand und den Philippinen, verlangen die Wiederanstellung und neue Verhandlungen mit dem Management.

Während der wochenlangen Demonstrationen vor der thailändischen Triumph-Fabrik und dem Arbeitsministerium haben die Gewerkschafterinnen zudem eine eigene „Protestunterwäsche“ entworfen und genäht und wollen diese nun auf den Markt bringen. Die Unterwäschelinie mit dem Namen "Try Arm" ist ein Symbol des innovativen Widerstands der Näherinnen gegen Gewerkschaftsfeindlichkeit und die schlechten Bedingungen in der globalen Bekleidungsindustrie, die sich in Zeiten der Rezession noch massiv verschärft haben.

Die thailändischen und philippinischen Gewerkschaften haben wiederholt versucht, beim Triumph-CEO und Mitbesitzer Markus Spiesshofer vorstellig zu werden. Der verweigert bislang aber jeglichen direkten Kontakt. Daher statten die Gewerkschafterinnen, welche auch schon vor der Schweizer Botschaft in Bangkok protestierten, ihm heute am Zurzacher Hauptsitz von Triumph International einen Besuch ab. Bei ihrem Kampf für einen Termin beim Triumph-Chef und einem fairen Verfahren werden die Gewerkschafterinnen werden sie von der Erklärung von Bern (EvB) und der internationalen Clean Clothes Campaign unterstützt.

Weitere Informationen auf www.evb.ch/triumph oder bei

Christa Luginbühl, Koordinatorin Clean Clothes Campaign Schweiz, Tel. 044 277 70 19, ccc[at]evb.ch

Infos zur Produktion der Protestunterwäsche: tryarm.blogspot.com

Die Clean Clothes Campaign (CCC) setzt sich für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der globalen Bekleidungsindustrie ein. Sie unterhält nationale Kampagnen in 12 europäischen Ländern und ein Netzwerk von 250 Organisationen weltweit. In der Schweiz wird die CCC-Arbeit von der Erklärung von Bern koordiniert und von 19 nationalen NGO mitgetragen.

Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen wurden 1976 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit & Entwicklung (OECD) verabschiedet und 2000 erweitert. Die Empfehlungen beinhalten Prinzipien und Verhaltensweisen für alle Bereiche unternehmerischen Handelns und beziehen sich explizit auf die Menschenrechte und die ILO-Arbeitsnormen. Die Leitsätze gelten für alle multinationalen Unternehmen aus den 41 Unterzeichnerstaaten - unabhängig davon, wo sie geschäftlich aktiv sind. Mit Unterzeichnung der Leitsätze verpflichtet sich jede Regierung zur Einrichtung einer "Nationalen Kontaktstelle" die bei Beschwerdefällen ggf. ein Vermittlungsverfahren einleitet. In der Schweiz ist das Seco dafür zuständig.