Schweizer Schuh-Konzern im Zwielicht: Entlassungen statt mehr Lohn bei Ex-Bata-Lieferant in Sri Lanka

Heute vor einem Jahr wurden in der sri-lankischen Schuhfabrik Palla & Co, die damals primär für den Branchenprimus Bata produzierte, fast 200 Angestellte entlassen. Dies weil sie auf die Auszahlung zugesagter Lohnerhöhungen bestanden und sich gewerkschaftlich organisierten. Statt eine Lösung für diesen arbeitsrechtlichen Skandal zu suchen, stiehlt sich das ursprünglich tschechische Familienunternehmen mit Lausanner Hauptsitz bis heute aus seiner Verantwortung.

Im August 2012 war der in 60 Ländern über 34'000 Angestellte beschäftigende Schuhkonzern Bata wichtigster Abnehmer der in Sri Lankas Freihandelszone domizilierten Palla & Co. Zu diesem Zeitpunkt weigerte sich die Schuhfabrik erstmals, ihren Angestellten die vereinbarte, ihnen halbjährlich zustehende Lohnerhöhung auszuzahlen. Ein Jahr später streikten die Geprellten für die ihnen zugesicherten Gehaltserhöhungen, worauf erst 15 GewerkschaftsvertreterInnen und dann 179 organisierten ArbeiterInnen gekündigt wurde. Einige wurden später wieder eingestellt, allerdings nur unter der unhaltbaren Bedingung, sich nicht mehr gewerkschaftlich zu engagieren. Über 100 Entlassene kämpfen bis heute um Wiedereinstellung. Das Palla-Management soll zudem andere Fabriken dazu aufgefordert haben, die Entlassenen nicht einzustellen, weshalb viele nun gar keine Arbeitsstelle mehr finden.

Der öffentlichkeitsscheue Enkel des Firmengründers, Thomas G. Bata, wohnt am Genfersee und gehört mit seinem Vermögen von 3 bis 4 Milliarden Franken gemäss Bilanz zu den reichsten Schweizern. Mit den Arbeitsrechtsverletzungen konfrontiert, räumte sein ursprünglich tschechisches Familienunternehmen zwar ein, dass sein sri-lankischer Zulieferer den Bata-Verhaltenskodex verletzt habe. Dennoch weigert sich der jüngst auch wegen Lohndumping in seinen fast 50 Schweizer Läden kritisierte Schuh-Konzern, ernsthaft zur Lösung des Arbeitsrechtskonflikts beizutragen. Ende 2013, eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch des Konflikts, beendete Bata seine Geschäftsbeziehungen zu Palla & Co. Dieses „Cut and Run“-Verhalten  stellt eine grobe Verletzung der unternehmerischen Verantwortung dar, die Menschen- und Arbeitsrechte zu respektieren. Angesichts der existentiellen Notlage der Entlassenen ist diese Praxis besonders stossend.

Die in der Schweiz von der EvB koordinierte Clean Clothes Campaign fordert das Traditionsunternehmen deshalb ultimativ auf, seiner Verantwortung nachzukommen und Kontakt mit der sri-lankischen Gewerkschaft, welche die Entlassenen vertritt, aufzunehmen, um eine Lösung im Arbeitsrechtskonflikt zu finden.

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Oliver Classen, Erklärung von Bern, oliver.classen(at)evb.ch, +41 (0)44 277 70 06