Zugang zu Medikamenten: Roche hat noch weiten Weg vor sich

Zürich, 04.02.2004 - Die stolzen Gewinnzahlen und der Nachhaltigkeitsbericht, den Roche heute den Medien präsentiert, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Basler Konzern beim Zugang zu Medikamenten in Entwicklungsländern seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hat. Die Erklärung von Bern fordert Taten statt Worte.

Roche hat noch immer keine transparente Preispolitik für den Verkauf von Diagnostika in Entwicklungsländern. Das Basler Unternehmen ist einer der wichtigsten Produzenten des Tests für die Viruslast, der es erlaubt die Behandlung von HIV/Aids zu kontrollieren. Zur Zeit sind die Preise der Diagnostika im Vergleich zum Einkommen der Menschen in den Entwicklungsländern, welche die Gesundheitskosten meist aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, noch viel zu hoch. Daran ändert auch das am 14. Januar angekündigte Abkommen mit der Clinton Foundation nichts, da sich das Abkommen nur auf wenige Länder bezieht (Südafrika, Ruanda, Tanzania, Mozambique, Länder in der Karibik) und die ungenannten Konditionen für jedes Land noch verhandelt werden müssen.

Auch die Preise der beiden antiretroviralen Medikamente von Roche (Viracept®/nelfinavir und Invirase®/saquinavir) sind immer noch zu hoch. Auf diese Weise wird der Zugang zu den Medikamenten für die meisten Patienten verunmöglicht. Der Preis beträgt in den am wenigsten entwickelten Ländern südlich der Sahara ca. 1'200.- SFr. pro Patient und Jahr. In den anderen Entwicklungsländern verlangt der Schweizer Konzern gar 4'000.- pro Patient und Jahr. Die durchschnittlichen Einkommen in diesen Ländern (540.- in Vietnam, 971.- in der Ukraine, 1160.- in Honduras oder 1286.- in den Philippinen) zeigen, dass die Medikamenten-Preise für den Grossteil der Menschen nicht bezahlbar sind. In den zähen Preisverhandlungen haben grössere Länder Vorteile. So konnte Brasilien den Preis von Nelfinavir im Januar dieses Jahres auf 2'500.- pro Person und Jahr drücken.

Im Bereich der Patente verfolgt Roche nach wie vor eine zweideutige Politik. Roche verzichtet zwar darauf, in den Ländern südlich der Sahara und den am wenigsten entwickelten Ländern (ohne eigene Produktionsmöglichkeiten) seine Patentrechte für antiretrovirale Medikamente durchzusetzen. Ein bescheidener Schritt. Denn Roche weigert sich nach wie vor den Vorrang des Rechts auf Gesundheit vor dem Patentrecht anzuerkennen und den Entwicklungsländern nationale Patentgesetzgebungen zuzugestehen, welche an ihren Stand der Entwicklung angepasst sind. Forderungen die von der Erklärung von Bern und vierzig weiteren Schweizer Organisationen 2003 im Rahmen der Kampagne „Gesundheit ®: Ein Recht für alle, auch in den armen Ländern“ an Roche gestellt wurden.

Die Erklärung von Bern hofft, dass im nächsten Nachhaltigkeitsbericht des Roche-Konzerns beim Zugang zu Medikamenten von einem wirklichen Fortschritt zu berichten ist.