Hochgefährliche Pestizide in Indien: Syngenta weicht aus, NGO-Koalition reagiert mit offenem Brief

Ein Bericht zum Pestizidverkauf in Indien, welcher im Oktober 2015 von einer asiatisch-europäischen NGO-Koalition herausgegeben wurde, deckte auf, dass Syngenta in Punjab (Indien) gefährliche Pestizide vertreibt, ohne dabei sichere Anwendungsbedingungen zu gewährleisten. Damit verstösst der Grosskonzern gegen den FAO-Verhaltenskodex für Pestizidmanagement, dem sich der Branchenleader verpflichtet hat. Die NGOs konfrontierten Syngenta mit dem Bericht; in ihrer Antwort ging Syngenta jedoch nicht auf die wesentlichen Punkte ein.

Auf diese lückenhafte Reaktion Syngentas antwortete die NGO-Koalition im Dezember 2015 nun mit einem offenen Brief. Darin macht die Koalition insbesondere darauf aufmerksam, dass der FAO-Kodex drei Schritte in abnehmender Priorität vorsieht, um die Risiken bei der Nutzung von Pestiziden zu reduzieren:        

  • Erstens soll der Einsatz von Pestiziden nach Möglichkeit vermieden werden,      
  • Zweitens sollen, falls ein Einsatz nicht vermieden werden kann, weniger gefährliche Pestizide genutzt werden,    
  • und drittens sollen AnwenderInnen vor der Arbeit mit Pestiziden über die sichere Nutzung der Pestizide unterrichtet worden sein.  

Syngenta konzentriert sich lediglich (und dies bestätigten sie einmal mehr in ihrer Antwort) auf die Umsetzung der dritten Leitlinie, welche die niedrigste Priorität im FAO-Verhaltenskodex aufweist. Dass selbst die Umsetzung dieses Prinzips mangelhaft ist, belegt die Erklärung von Bern seit vielen Jahren immer wieder.  

Dadurch, dass sich die Firma weigert, die von der FAO als „hochgefährlich“ klassifizierten Pestizide vom Markt zu nehmen oder diese durch weniger gefährliche Pestizide zu ersetzen, macht sich die Firma für die hohen gesundheitlichen Risiken sowie Gesundheitsschäden der AnwenderInnen verantwortlich.  

Der FAO-Verhaltenskodex hält in Artikel 3.6 fest, dass der Einsatz von Pestiziden verhindert werden soll, wenn bei deren Anwendung Schutzausrüstungen getragen werden müssen, welche unbequem, teuer oder nicht zugänglich sind, insbesondere in kleinen landwirtschaftlichen Strukturen, und für AnwenderInnen in heissem Klima. Syngenta bestätigt in ihrer Antwort, dass sie nur eine Minderheit der AnwenderInnen erreichen und ausbilden konnten. Zudem bleibt offen, ob die kurzen Trainings, welche 15-60 Minuten dauern, überhaupt zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen können, wenn der Anwendungskontext gemäss FAO-Kriterien die Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen erschwert.  

Syngentas Antwort zeigt einmal mehr, dass sie noch immer nicht bereit sind, durch eine Änderung ihrer Geschäftspolitik zur Verbesserung der Nutzungssicherheit beizutragen, wenn die „Gefahr“ besteht, dies könne ihre Verkaufszahlen beeinträchtigen.