Interview an der 8. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über biologische Vielfalt (CBD)

Zwei Wochen, vom 19.-31. März 2006, nahmen Annetta Bok und Mathambo Ngakaeaja an der 8. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über biologische Vielfalt (CBD) in Curitiba (Brasilien) teil. Annetta ist Mitglied im San-Council in Südafrika, Mathambo ist Mitarbeiter des Büros von WIMSA in Botswana. WIMSA ist ein Netzwerk, das die Interessen der San im gesamten südlichen Afrika vertritt. In Curitiba ging es den beiden insbesondere darum, die Rechte an ihren genetischen Ressourcen und ihrem traditionellen Wissen zu verteidigen und zu verhindern, dass in den Industrieländern Diät-Produkte auf der Basis der Hoodia-Pflnze vermarktet werden, ohne dass die San an den Gewinnen beteiligt werden. Michael Frein sprach mit Annetta und Mathambo über ihre Erfahrungen bei der Konferenz.

Nun sind zwei Wochen CBD-Verhandlungen zu Ende. Was ist Euer Eindruck von dieser Konferenz?
Mathambo: Die CBD bietet einen hervorragenden Rahmen für den Schutz der Biodiversität. Hier werden wichtige Aktionsprogramme vereinbart. Nun wird man sehen, inwieweit diese umgesetzt werden, und in welcher Weise dies dann die Lebensbedingungen der San, die Erhaltung ihrer Natur und den Schutz ihres traditionellen Wissens, tatsächlich befördern kann.

Was nehmt Ihr mit nach Hause?
Annetta: Hier in Brasilien an der Konferenz teilzunehmen, war eine wichtige Erfahrung für mich. Vor allem war der Dialog mit VertreterInnen verschiedener Regierungen neu für mich. Das hat auch Mut gemacht. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie unseren Problemen durchaus aufgeschlossen sind.

Wie waren die Kontakte zu anderen indigenen Völkern?
Annetta: Es war hochinteressant. Beispielsweise habe ich Menschen aus Fiji getroffen, die sehr ähnliche Probleme haben wie wir. Auch sie haben traditionelles Wissen und Biodiversität, die sie schützen wollen. Da sie aber auf einer Insel leben, geht es dort eher um maritime Biodiversität. Und das ist doch wieder etwa ganz anderes als bei uns in der Kalahari.

Was sind denn konkrete Ideen und Aktivitäten, die ihr zu Hause weiter verfolgen werdet?
Mathambo: Wir werden enger mit der Regierung kommunizieren müssen und konkreter nachfragen, wie sie das Arbeitsprogramm der CBD umsetzen und wie sie glauben, dass unsere Anliegen darin vorkommen. Und dann werden wir natürlich unsere Interessen bezüglich Hoodia weiter verfolgen, das heißt, wir wollen, dass unsere Rechte beispielsweise auch in Deutschland und der Schweiz beachtet werden.

Annetta: Ich glaube, wir müssen dafür sorgen, dass die San mehr über die CBD und die Regeln zum gerechten Vorteilausgleich (Beenfit-Sahring) erfahren. Wir müssen das tun, was hier unter capacity building diskutiert wird. Es wäre wichtig für uns, wenn mehr unserer Leute wüssten, dass wir nicht alleine sind, sondern unsere Anliegen Gegenstand eines internationalen Verhandlungsprozesses sind. Und das hier über Regeln verhandelt wird, die uns ganz konkret betreffen; die uns helfen, die uns aber auch schaden können

War es die weite Reise wert?
Mathambo: Auf jeden Fall. Für mich war es eine wichtige Erfahrung. Ich habe viel über die CBD und die damit zusammenhängenden Probleme gelernt. Ich konnte unsere Erfahrungen mit anderen indigenen Völkern austauschen, mit Politikern, Wissenschaftlern und NGOs diskutieren. Dieses hilft uns auch dabei, uns weiter mit anderen Organisationen zu vernetzen. Und außerdem hat es mir viel Spaß gemacht, hier zu sein.

Annetta: Ja, es war schön, hier sein zu können. Vor allen Dingen aber habe ich viel gelernt. As ich hier ankam, wusste ich nicht, wie es bei einer solchen Konferenz eigentlich zugeht. Für mich war das Gespräch mit anderen indigenen Völkern besonders wichtig. Und die Erfahrung, dass man hier sehr einfach gegenüber vielen Regierungsvertretern die Probleme indigener Völker und natürlich auch ganz besonders der San ansprechen kann.

Herzlichen Dank für dieses Gespräch und gute Heimreise.