Kolmar: Eine Zuger Erfolgsgeschichte aus Marc Richs Hinterlassenschaft

Im März 2020 deckten Public Eye und TRIAL International auf, dass die Schweizer Rohstoffhandelsfirma Kolmar Group AG zwischen 2014 und 2015 mit einem Schmugglernetzwerk Geschäfte mit libyschem Treibstoff gemacht hat. Wer ist diese bisher weitgehend unbekannte Zuger Firma?

Die private Gesellschaft Kolmar Group AG wurde 1997 unter dem Namen Kolmar Petrochemicals AG in Zug gegründet. Gemäss den Gründungsunterlagen war einer der drei Aktionäre die Marc Rich + Co Holding GmbH des berühmt-berüchtigten Gründers von Glencore. Die beiden anderen waren einerseits ChemCore AG, ein Unternehmen im Besitz von Ruth Sandelowsky, die früher bei Phibro tätig war (dasselbe Unternehmen, wo Marc Rich seine Laufbahn begonnen hatte), und anderseits der Schweizer Düngemittelkonzern Ameropa. Eine von deren Tochtergesellschaften wurde 2016 von der Bundesanwaltschaft wegen Korruptionszahlungen in Libyen im Jahr 2007 verurteilt.

Zunächst nur im Handel mit Erdölchemikalien tätig, hat sich die seither gewachsene Firma neu aufgestellt und ist zu Beginn der 2010er Jahre in den Handel mit Erdölprodukten eingestiegen. Heute wird Kolmar geleitet durch Ruth Sandelowsky, nun in der Rolle des CEO, und ihren Partner Rafael Aviner, mit Wohnsitz in den USA. Die heutigen Aktionäre sind unbekannt, weil die Firma nicht an der Börse kotiert ist. Wirtschaftsanwalt Josef Bollag, Honorarkonsul für die Ukraine in Zug, war bis Juli 2019 Mitglied des Verwaltungsrats.

Kolmar ist eine kleine Zuger Erfolgsgeschichte. So schmückt sich die Webseite der kantonalen Wirtschaftsförderung mit einem wohlwollenden Zitat von Ruth Sandelowsky: Sie lobt  die Zuger Behörden, welche «so professionell» arbeiten, wie sie es bisher noch nie erlebt habe. Kolmar sei «mit offenen Armen empfangen» worden.

Zwar gehört Kolmar nicht zu den ganz grossen Playern wie Glencore oder Trafigura, auf dem Markt für Agrotreibstoffe ist der Konzern aber ein wichtiger Akteur. Gemäss ihrer Webseite beschäftigt Kolmar 250 Mitarbeitende, die Handelszeitung nennt für 2018 einen Umsatz von knapp 4 Mia. Franken. Die Firma ist Mitglied der Swiss Trading and Shipping Association (STSA) und in rund zwanzig Ländern präsent, unter anderem in Singapur und in den USA, wo sie eine Niederlassung eröffnet und 2016 eine Biodiesel-Fabrik in Connecticut übernommen hat.

Auch auf mehrmaliges Nachhaken beantwortete Kolmar Group AG die Fragen von Public Eye und Trial nicht. Die Firma hat dennoch eine Gegendarstellung zu unserem Bericht verlangt.

Public Eye hält an Ihrer Darstellung der Fakten fest.

Recherchen Schweizer Rohstoffhändler in trüben Gewässern