Investigation Award

Die Aufdeckung verborgener Missstände kann die Welt verändern: Deshalb schreibt Public Eye den anlässlich ihres 50-Jahre-Jubiläums 2018 initiierten «Investigation Award» nun zum dritten Mal aus. Dieser Preis soll Medienschaffende und NGOs motivieren und unterstützen, die Aktivitäten von Schweizer Unternehmen in benachteiligten Ländern und deren Folgen zu untersuchen – im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden oder Finanzdelikte.

Weitere Informationen

  • Ein notwendiger Preis

    Anlässlich unseres 50. Geburtstags haben wir bei Public Eye 2018 mit dem «Investigation Award» ein lange gehegtes Wunschprojekt in die Tat umgesetzt. Der neue Preis soll es Journalistinnen und Journalisten sowie investigative NGOs ermöglichen, zu Unternehmen mit Sitz oder massgeblicher Präsenz in der Schweiz zu recherchieren, deren Aktivitäten schädliche Auswirkungen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern haben.

    Mit ihren jeweils über 40 Eingaben haben die ersten beiden Ausgaben gezeigt, welch brisante und relevante Rechercheprojekte in den Pipelines stecken – aber auch, dass viele Reporter, Korrespondentinnen und zivilgesellschaftliche Rechercheure häufig nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um aufwändige Langfristprojekte zu realisieren. Dies hat Public Eye dazu bewogen, den Award ein drittes Mal auszuschreiben. Denn nur die Aufdeckung konkreter Fälle von verantwortungslosem Konzernhandeln führen zu den nötigen gesellschaftlichen Debatten und politischen Veränderungen, die solches Fehlverhalten künftig verhindern oder zumindest bestrafen können.

    Auch 2023 werden wir zwei Rechercheprojekte mit je 10'000 Franken unterstützen.

  • Eine renommierte Jury

    Die Ermittlung der Gewinnerprojekte des Investigation Award übernimmt eine achtköpfige Jury, die hälftig aus Mitarbeitenden von Public Eye sowie international renommierten Investigativ-Profis bestaeht, die über jahrelange Recherche-Praxis und ein breites Netzwerk verfügen.

    • Anya Schiffrin ist Direktorin der Abteilung Technologie, Medien und Kommunikation an der «School of International and Public Affairs» der Columbia University in New York, und Herausgeberin diverser Journalismus-Fachbücher, darunter «Global Muckraking». Zuvor arbeitete sie unter anderem als Korrespondentin der Nachrichtenagentur Reuters in Spanien und war Bürochefin vom Wall Street Journal in Holland und Vietnam. Schiffrin ist zudem Beraterin der Open Society Foundation von George Soros und des auf Rohstoffpolitik spezialisierten Natural Resource Governance Institute (NRGI).

    • Oliver Zihlmann ist Co-Leiter des nationalen Recherche-Desk von Tamedia (u.a. Tages-Anzeiger, SonntagsZeitung, Le Matin Dimanche, Tribune de Genève). Der promovierte Historiker ist Mitglied des International Consortium of Investigative Journalism (ICIJ) und leitete die Schweizer Projektteams zu Swissleaks, Panama Papers und zuletzt Paradise Papers. Zuvor arbeitete er beim Schweizer Fernsehen, als Korrespondent in Berlin und schrieb das politische Sachbuch «Der Fall Borer».

    • Der Australier Will Fitzgibbon arbeitet seit 2014 als «Senior Reporter» für das ICIJ. Er koordiniert dort als Leiter des «Africa Desks» die Zusammenarbeit mit ICIJ-Partnern aus Afrika und dem Nahen Osten. Vorher arbeitete er in London für das «Bureau of Investigative Journalism», seine Arbeiten erschienen unter anderem im Guardian und im Observer. Nach einem Bachelor in Recht in Australien hat er an der «London School of Economics» ein Masterstudium absolviert.

    • Alexandra Gillies ist Leiterin des «Global Anti-Corruption Consortium», einer Partnerschaft von OCCRP («Organized Crime And Corruption Reporting Project») und Transparency International, die investigativen Journalismus und zivilgesellschaftliche Interessenvertretung im Kampf gegen transnationale Korruption zusammenbringt. Zuvor kämpfte sie lange Jahre bei NRGI für die Förderung von Transparenz und die Bekämpfung von Korruption im Ölgeschäft, dem Bergbau und Rohstoffhandel. Sie war Beraterin der Weltbank und diverser UNO-Organistionen und hat 2020 das Buch «Crude Intentions: How Oil Corruption Contaminates the World» veröffentlicht.

    • Géraldine Viret ist bei Public Eye seit über zehn Jahren Medienverantwortliche für die Romandie. Nach dem Lizentiat mit Spezialisierung in vergleichender Literaturwissenschaft absolvierte sie eine Ausbildung in Unternehmenskommunikation. Neben dem Public Eye Magazin schreibt Géraldine Viret auch regelmässig für die Zeitschrift der Stiftung trigon-film, die sich für die Förderung von Filmen aus Entwicklungs- und Schwellenländern einsetzt.

    • Carla Hoinkes ist Umweltwissenschaftlerin und Geografin und seit einigen Jahren bei Public Eye für den Fachbereich Landwirtschaft und Ernährung zuständig. Ihre Recherchen über die Auswüchse der globalisierten Agrarindustrie führen sie zuweilen in entlegene, unwirtliche Weltgegenden wie etwa die Soja-Wüsten im zentralbrasilianischen Mato Grosso.

    • Agathe Duparc ist seit 2018 investigative Journalistin für Public Eye in der Abteilung Rohstoffe und Finanzen. Sie ist Spezialistin für Russland und Wirtschaftskriminalität. Sie arbeitete für die Zeitung Le Monde als Korrespondentin in Moskau und für Mediapart, wo sie an mehreren Recherchen beteiligt war, unter anderem zu den russischen Finanzierungen von Marine Le Pen. Sie ist Co-Autorin von «Gunvor im Kongo: Die Abenteuer einer Genfer Firma in Brazzaville.» Im Jahr 2021 arbeitete sie im Rahmen eines Konsortiums aus Medien und NGOs am Leak «Congo Hold-up» mit.

    • Der Mediensprecher Oliver Classen ist seit über zehn Jahren Teil des Public-Eye-Teams. Er ist Co-Autor des Rohstoff-Buchs und koordinierte mehrere Jahre die Public Eye Awards (2000-2015), unsere Gegenveranstaltung zum WEF in Davos. Zuvor arbeitete er als Journalist für verschiedene Zeitungen, darunter die Handelszeitung und der Tagesanzeiger.
  • Gewinner-Projekte 2018

    Zu ihrem 50. Geburtstag lancierte Public Eye 2018 den Investigation Award – bereits in der ersten Durchführung mit grossem Erfolg. Aus den 55 eingereichten Projekten aus 22 Ländern wählte die Fachjury zwei besonders brisante Recherchen aus: Marie Maurisse untersuchte die Geheimrezepte von Schweizer Tabakmultis, während Gie Goris und Nicola Mulinaris der Rolle von Schweizer Reedereien beim Abwracken von Schiffen in Südasien auf den Grund gingen. 

    Um die beiden Vorhaben zu finanzieren setzte Public Eye zum ersten Mal auf Crowdfunding. 30'000 gespendete Franken ermöglichten die beiden Recherchen, deren Resultate im Januar 2019 parallel online und in einer Spezialausgabe des Public Eye Magazins veröffentlicht wurden. 

    «Giftige Zigaretten für Afrika»

    Sind Zigaretten, die Schweizer Tabakkonzerne in Afrika verkaufen, schädlicher als Zigaretten für den europäischen Markt? Diese Frage steht im Zentrum des Gewinnerprojekts von Marie Maurisse, freie Journalistin und Mitgründerin der Agentur Vesper in Lausanne. Dafür recherchierte sie in Europa und Marokko zu den Praktiken einer Industrie, die seit Jahrzenten alles daransetzt, politischen Bestrebungen zur Eindämmung des Tabakkonsums entgegenzuwirken. 

    «Die Hölle auf dem Schiffsfriedhof»

    Für ihr Gewinnerprojekt machten Gie Goris vom flämischen MO* magazine und Nicola Mulinaris von der NGO Shipbreaking Platform gemeinsam eine Reportage über die Schiffsabwrackung an den Stränden Indiens. Dort verschrotten auch diskrete Schweizer Reedereien wie die Genfer MSC ihre ausrangierten Frachtschiffe. Die beiden Journalisten wollten vor allem den Opfern dieses "giftigen Kolonialismus" mit seinen erschreckenden sozialen und ökologischen Folgen eine Stimme geben. 

  • Gewinner-Projekt 2020

    © Jan Valo

    Da die Welt – und damit auch die Journalist*innen – schon kurz nach der Ausschreibung primär mit der Bewältigung der Covid19-Pandemie beschäftigt war, erhielten wir bis April 2020 «nur» 44 Projektvorschläge, 10 weniger als 2018. Aus den Einreichungen wählte eine mit drei externen und drei internen Investigativ-Profis besetzte Fachjury zwei Siegerprojekte, wovon eines nur mit grosser Verzögerung publiziert werden konnte und das andere leider nicht zum Abschluss kam. Die Gründe dafür waren einerseits eingeschränkte Arbeitsressourcen und wiederholte Reisebeschränkungen, die den direkten Kontakt mit Informant*innen massiv erschwerten. Und eine berufliche Veränderung des Preis-Gewinners, die ihn vom Journalismus wegführte.

    «Wie Holcim in Serbien ungestraft die Luft verpestet»

    Der Belgrader Journalist Milorad Ivanovic zeigt, wie gesundheitsschädlich die Emissionen einer nordserbischen Zementfabrik von Holcim für die Bevölkerung des Industriestädtchens Beočin sind und wie systematisch der Zuger Konzern die dortigen gesetzlichen Grenzwerte verletzt hat. Die faktenreiche und atmosphärisch dichte Schilderung vom «Balkan Investigative Research Network» (BIRN) erklärt zudem, warum der Schweizer Branchenführer trotz der massiven Luftverschmutzung bislang straflos blieb.

  • Gewinner-Projekte 2023

    Nach dem Erfolg der ersten beiden Ausgaben hat Public Eye den 2018 initiierten «Investigation Award» ein drittes Mal ausgeschrieben. Ob Menschenrechtsverletzungen, Umweltsünden oder korrupte Deals: 2023 haben über 20 Medienschaffende aus aller Welt ihre Recherche-Ideen zu Machenschaften von Schweizer Unternehmen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern eingereicht. 

    Prämiert hat die achtköpfige Fachjury diesmal zwei methodisch und geografisch völlig unterschiedliche Projekte: 

    1. Einen innovativen Abgleich verschiedener Datenbanken, der zeigt, wie systematisch Swiss Re in Brasilien beim Verkauf von Versicherungen an Grossfarmen ihre eigenen Nachhaltigkeitskriterien verletzt hat 
    2. Eine Reportage aus den Saphirminen in Madagaskar, wo die Edelsteine unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut werden, wovon auch Schweizer Schmuck- und Uhrenfirmen profitieren.

Gewinner-Projekte

Globale Gerechtigkeit beginnt bei uns

Der Public Eye Investigation Award nimmt die Gegenwart ins Visier, spiegelt aber auch eine lange Tradition unserer Organisation wider: Unsere Kampagnen- und Lobbyarbeit stützte sich schon immer auf das oft schwierige Dokumentieren illegitimer oder illegaler Machenschaften, um ein Problembewusstsein zu schaffen und Handlungsbedarf deutlich zu machen. 

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