Raffiniert: die kongo­lesischen Geschäfte von Philia

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Dieser auf Whistleblower-Informationen beruhende Report von Public Eye deckt auf, dass und wie sich die unbekannte Schweizer Rohstoffhandelsfirma Philia auf Kosten der kongolesischen Raffinerie Coraf bereichert hat. Direktor der staatseigenen Coraf ist der in diverse Bestechungsverfahren verwickelte Sohn des Präsidenten der Republik Kongo, Denis Christel Sassou Nguesso. Der Fall illustriert das Branchenproblem der Veruntreuung staatlicher Rohstoffeinkünfte durch korrupte Machteliten.

Report: Philia's Refined Ventures in Brazzaville

How Swiss Traders Misappropriate Congolese Oil Rents

Auf der Grundlage exklusiver Dokumente konnte Public Eye einen vom Sohn des Präsidenten Kongo–Brazzavilles, Denis Christel Sassou Nguesso, genannt „Kiki“, persönlich unterzeichneten Ölliefervertrag der kongolesischen Raffinerie Coraf mit der Handelsfirma Philia und deren darauf aufbauendes Geschäftsmodell analysieren. Die Verträge und Rechnungen belegen, in welchem Ausmass Philia von Corafs unerklärlicher Grosszügigkeit profitierte. Demnach gewährte der von Kiki geleitete Staatsbetrieb dem kleinen Genfer Rohstoffhändler für seine Öllieferungen Zahlungsbedingungen, welche es Philia erlaubten, sich den bei Kreditvergaben durch Banken üblichen Compliance-Verfahren zu entziehen.

Durch den unmittelbaren Weiterverkauf ihrer Fracht an Dritte, darunter namhafte Schweizer Rohstoffunternehmen, agierte Philia als reine Zwischenhändlerin zwischen Coraf und dem globalen Markt für raffinierte Ölprodukte. Für diese mit keinem Aufwand verbundenen Vermittlungsdienste strich die einem Vertrauten von Kiki gehörende Handelsfirma Riesengewinne ein. Coraf seinerseits reisst tiefe Löcher in die Staatskasse der Republik Kongo, die im Human Development Index den 135. Platz (von 188) belegt. Drei Jahre lang erhielt der Staat keinen Rappen für die Riesenmengen an Rohöl, welche er der Raffinerie zur Verarbeitung zukommen liess. Das kann nicht überraschen, denn Coraf und damit der gesamte nationale Ölexport wird vom notorisch korrupten „Kiki“ kontrolliert. Dieser Fall ist emblematisch für die Probleme im Rohstoffsektor, insbesondere das Risiko, dass die Gewinne aus der Rohstoffförderung der Bevölkerung vorenthalten werden. Während sein Volk in bitterer Armut verharrt, verprasst Kiki für seine extravaganten Vergnügungen Abermillionen.

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„Kiki“, der Sohn des kongolesischen Präsidenten Denis Sassou Nguesso, profitiert vom Handel mit Öl, während die Bevölkerung des notorisch korrupten Landes in bitterer Armut lebt.

Die Schweiz muss korruptionsanfällige Geschäftspraktiken hier domizilierter Firmen verunmöglichen, sonst wird sie zur Komplizin bei der Plünderung der natürlichen Reichtümer armer Länder. Lösungsansätze wären indes vorhanden, darunter unsere Forderung nach Zahlungstransparenz oder einer Rohstoffmarktaufsicht (ROHMA).

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Licht in dunkle Geschäfte Recherchen zum Rohstoffhandel