Bankenkritisches Netzwerk fordert mehr Verantwortung

Davos, 23.01.2004 - Grossbanken sollen genauer prüfen, was sie finanzieren, um negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu vermeiden, das fordert das internationale bankenkritische Netzwerk «BankTrack» an der «Public Eye on Davos» Konferenz.

Am letztjährigen «Public Eye» wurde die von mehr als hundert Organisationen weltweit unterzeichnete «Collevecchio-Deklaration» vorgestellt. Darin forderten Umwelt- und Menschenrechtsgruppen die Banken auf, ihre Verantwortung für die von ihnen finanzierten Projekte wahrzunehmen. Seither haben sich über ein Dutzend Organisationen, darunter die Erklärung von Bern, zum BankTrack-Netzwerk zusammengeschlossen, um den Druck auf die Banken zu erhöhen. «Die Vision von BankTrack ist ein Finanzsektor, der seine Verantwortung gegenüber der gesamten Gesellschaft wahrnimmt. Wir können uns Banken vorstellen, die in soziale Entwicklung und eine lebendige Umwelt investieren,» sagt Johan Frijns, der Koordinator des BankTrack-Netzwerks.

Im vergangenen Jahr bewegten sich unter dem Druck der Nichtregierungsorganisationen auch die Banken. Im Juni unterzeichneten neun internationale Investmentbanken, darunter auch die Credit Suisse die sogenannten «Equator Principles». Damit verpflichten sich die mittlerweile 19 Unterzeichnerbanken, ihre Projektfinanzierungen nach dem Vorbild der Weltbank-Gruppe auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu prüfen. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen begrüssen die Equator Principles. Ob sie allerdings ein bedeutungsvoller Schritt in die richtige Richtung darstellen, hänge davon ab, wie die Banken die Prinzipien umsetzten, und ob sie transparent darüber berichteten. «Die Banken werden nach den Auswirkungen der Projekte, die sie finanzieren, beurteilt, nicht nach den schönen Worten ihrer Prinzipien», sagt Andreas Missbach, bei der Erklärung von Bern zuständig für Banken und Finanzplatz.

Die ersten Erfahrungen mit einigen Equator-Banken sind wenig vielversprechend. Nur wenige Monate nach der Unterzeichnung der Prinzipien finanzieren einige der Banken die hoch umstrittene Pipeline von Baku in Aserbaidschan nach Ceyhan in der Türkei. «Dieses Projekt hat gravierende soziale, ökologische, völkerrechtliche und politische Konsequenzen. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass diese Pipeline die Equator Principles in 127 Punkten verletzt», sagt Andrea Baranes vom italienischen BankTrack Mitglied «Campagna per la Riforma della Banca Mondiale».

«Wollen die Banken wirklich etwas ändern, dann müssen sie sich vom Äquator auf den Weg nach Collevecchio aufmachen. Das heisst, sie müssen sich damit auseinander setzen, wie die Zivilgesellschaft Nachhaltigkeit interpretiert. Sie müssen endlich ihre Aktivitäten in allen Geschäftsbereichen auf soziale und ökologische Auswirkungen hin untersuchen», sagte Michelle Chan, Mitarbeiterin im Green Investment Projekt von Friends of the Earth USA.

Weitere Auskünfte:

  • Andreas Missbach, Erklärung von Bern, 079 339 37 01
  • Andrea Baranes, CRBM und Michelle Chan-Fishel, FoE USA, +39 339 631 26 13