Engagement für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie

Bern, 12.01.1999 - Mit Postkarten sollen Konsumentinnen und Konsumenten ihren Wunsch nach gerecht produzierten Kleidern ausdrücken. Die nationale Clean Clothes Campaign verlangt, dass Grossverteiler und Markenproduzenten die Mindestnormen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) respektieren.

Mit einer Pressekonferenz in Bern startete heute Dienstag die nationale "Clean Clothes Campaign - für gerecht produzierte Kleider". Die drei Organisationen Brot für alle, Erklärung von Bern und Fastenopfer fordern in der Kampagne die Konsumentinnen und Konsumenten auf, nicht weiter die schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie zu akzeptieren. Mit Postkarten sollen grosse Marken wie Ackermann, C&A, Adidas, H&M, Spengler und weitere Firmen angeschrieben werden. Die Grossverteiler und Markenfirmen werden aufgefordert, den Konsumentinnen und Konsumenten Auskunft zu geben, ob sich die Firmen an einen Kodex halten, der die Einhaltung der sieben Mindestnormen der ILO für die Arbeiterinnen in den Produktionsländern verlangt, und die Kunden über die Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben zu informieren.

Die Lage in den Produktionsländern ist teilweise skandalös. Mit der Auslagerung der Produktion in Billigländer und der Aufteilung der Bestellungen auf Akkordanten und Unterakkordanten werden der Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern Tür und Tor geöffnet. Vor allem Frauen und oft auch Kinder arbeiten in der Textilindustrie zu schlechtesten Bedingungen. Viele Zulieferbetriebe kümmern sich weder um die regionale Gesetzgebung noch um die Bedürfnisse der Arbeiterinnen: Exzessive Überzeit, bis zu 93 Arbeitsstunden pro Woche, kaum sanitäre Einrichtungen, Redeverbot, Akkordarbeit, unbezahlte Überstunden, schlechteste Betriebssicherheit (kein Brandschutz, keine Notausgänge), sexuelle Belästigungen, usw.

Der Druck der Kundinnen und Kunden, die gerechtere Produkte kaufen möchten, wächst. Einige der Firmen haben zwar erste Verhaltensregeln aufgestellt, überwachen diese jedoch nur mangelhaft. So wurde zum Beispiel im Oktober bekannt, dass in Zulieferbetrieben von Benetton in der Türkei Kinder zu schlechtesten Bedingungen arbeiteten, obwohl sich Benetton ein fortschrittliches Leitbild gab.
Die Clean Clothes Campaign ist in zehn europäischen Ländern aktiv. Die vielfältigen Aktionen und die Verhandlungen zwischen der Clean Clothes Campaign und Vertretern der Textilindustrie zeigen erste Wirkungen: Nike, Adidas, H&M, C&A und weitere Marken haben ihre internen Vorschriften überprüft und teilweise verbessert. Diese Absichtserklärungen sind noch lange nicht umgesetzt. Daher fordert die Clean Clothes Campaign die Anwendung eines lückenlosen Kodex, weiter die Freiheit der Arbeiterinnen, sich zu organisieren, ohne Sanktionen befürchten zu müssen sowie die Einrichtung einer unabhängigen Kontrollinstanz.