„Kalter Kaffee“: Die dunklen Seiten des Nescafé-Plans

Zürich, 14.09.2011 - Eine halbe Milliarde Franken will Nestlé bis 2020 in eine nachhaltige Kaffeeproduktion investieren. Wie und wo steht im vor Jahresfrist publizierten „Nescafé-Plan“. Recherchen vor Ort der Erklärung von Bern (EvB) zeigen nun am Beispiel von Nestlés Schwerpunktland Mexiko, dass von diesem Plan nicht die Kaffeebauern, sondern primär der das Fairtrade-System unterwandernde Konzern profitiert.

Satte 500 Millionen Nestlé-Franken sollen in den nächsten Jahren in Kaffee-Projekte fliessen. Erklärtes Ziel dieser über zehn Jahre verteilten Grossinvestition ist es, die Anbaumethoden zu verbessern, damit die Konzernerträge zu sichern und zugleich die Einkommen der weltweit rund 25 Millionen Kaffeebauern zu steigern. Besonders stark profitieren davon soll Mexiko. Die EvB wollte wissen, wie Nestlé dieses ehrgeizige Vorhaben umsetzt, hat vor Ort recherchiert und bei betroffenen Bauernorganisationen nachgefragt.

Das Resultat: Der scheinbare Kurswechsel in Richtung nachhaltige Kaffeeproduktion und gemeinsame Wertschöpfung ist reine Imagepolitur. Über undurchsichtiges Lobbying, eine ausgeklügelte Infiltration mexikanischer und bald auch internationaler Kaffeeorgane sowie eine Unterwanderung des Fairtrade-Systems zementiert Nestlé seine Marktmacht im Kaffeesektor. Konkret beeinflusst Nestlé laut Marktkennerinnen und Bauerngewerkschaftern systematisch die Vergabe staatlicher Subventionen. Dabei ist Mexiko ein Pionierland mit hochwertigem Bio- und Fairtrade-Kaffee. Statt jedoch diesen Sektor zu fördern, der den Produzenten zu besseren Preisen und mehr Eigenständigkeit verhilft, fliessen immer mehr staatliche Gelder in den minderwertigem Robusta-Kaffee, welchen Nestlé für seine weltgrösste Nescafé-Fabrik in Mexiko braucht.

Der Konzern baut so seine Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette und damit seine Leaderposition im Oligopol des mexikanischen Kaffeesektors weiter aus. Oligopole führen häufig zum Missbrauch von Marktmacht und verschlechtern langfristig die Einkommenssituation der Kaffeebauernfamilien. Im Nescafé-Plan steht von alldem selbstverständlich nichts. Stattdessen finden sich wohlklingende Investitionsversprechen, die jedoch höchst intransparent und deshalb wenig aussagekräftig bis irreführend sind.

In ihrer neuen Broschüre beleuchtet die EvB die dunkle, ungeschriebene Seite des Nescafé-Plans, zeigt die Verstrickungen zwischen dem Schweizer Konzern und mexikanischen Staatsorganen und sagt, warum Tausende von Kaffeebauern Nestlés Vorhaben für eine reine PR-Aktion halten. „Kalter Kaffee. Der Nescafé-Plan: Wer profitiert?“ kostet 6 Franken und kann bei info[at]evb.ch bestellt werden. Medienschaffende erhalten auf Wunsch ein Gratisexemplar, Retourmail genügt.