Trafigura in Angola: Schmierige Ölgeschäfte mit suspekter Elite

Zurich/Lausanne, 03.02.2013 - Der drittgrösste Konzern der Schweiz trägt durch undurchsichtige Joint Ventures mit regimenahen Unternehmen dazu bei, dass die angolanischen Autokraten immer reicher werden, während die Bevölkerung weiter verarmt. EvB-Recherchen enthüllen ein komplexes Interessengeflecht aus dubiosen Beteiligungen, Offshore-Firmen und Generälen, von denen letztere bereits den Argwohn der portugiesischen und der US-Justiz geweckt haben. Die Schweiz muss korruptionsanfällige Geschäftspraktiken hier domizilierter Firmen verunmöglichen, sonst wird sie zur Komplizin bei der Plünderung der natürlichen Reichtümer armer Länder.

Die Erdölvorkommen Angolas haben dem Land ein enormes Wirtschaftswachstum und der Präsidententochter Isabelle dos Santos kürzlich gar die Schlagzeile „Erste Milliardärin Afrikas“ beschert. Zugleich hat aber die extreme Armut gemäss Weltbank sogar noch zugenommen. Der Grund: Das seit über 30 Jahren von José Eduardo dos Santos mit eiserner Hand regierte Land ist eines der korruptesten. Der Internationale Währungsfonds etwa sorgt sich um jene 31,4 Milliarden Dollar, die allein von 2007 bis 2010 zwischen der nationalen Ölgesellschaft Sonangol und dem Staatshaushalt verschwanden. Um in Angola lukrative Verträge an Land zu ziehen, macht der in Luzern und Genf ansässige Rohstoffriese Trafigura seit 2009 gemeinsame Sache mit General Leopoldino Fragoso do Nascimento, kurz „Dino“, einer Schlüsselfigur in Luandas autoritärer Regierung.

General Dino ist zugleich Sonderberater des Militärchefs im angolanischen Präsidialamt und Direktor von Cochan PTE in Singapur, einer hundertprozentigen Tochter von Cochan (Bahamas), die im Jahre 2009 ein Joint Venture mit Trafigura schloss. In der dadurch entstandenen DTS Holding (Singapur) fungieren Dino und der in Genf wohnhafte Trafigura-Präsident Claude Dauphin Seite an Seite als Direktoren. Offiziell ist DTS Holdings zwar ein Logistik- und Infrastrukturanbieter, ihr Hauptgeschäft ist aber das Erdöl. Das Joint Venture profitiert von einem bemerkenswerten Vertrag: Es exportiert angolanisches Rohöl (in unbekannter Menge) und versorgt das Land seit 2009 dafür exklusiv mit allen für den Binnenverbrauch benötigten Erdölerzeugnissen. Der Wert dieses pikanten Monopols wird auf 3,3 Milliarden Dollar geschätzt.

Auch eine angolanische Firma trägt den Namen Cochan. Es gibt Indizien, dass sie ebenfalls mit Dino in Verbindung steht. Cochan (Angola) hat sich unter dem Namen Pumangol mit der wichtigen Trafigura-Tochter Puma Energy zu einem Joint Venture zusammengeschlossen, welches von Dos Santos persönlich „Investitionsverträge“ von 931 Millionen Dollar ermöglicht bekam. Auf dieser Grundlage betreibt Pumangol heute landesweit ungefähr 60 Tankstellen mit einem Tagesumsatz von einer Million Dollar. An der Spitze von Cochan (Angola) stehen zwei andere hohe Amtsträger und enge Vertraute von General Dino und die Firmenadresse in Luanda ist dieselbe wie jene von über 40 anderen Firmen, die alle auch diesem angolanischen Beamten-Trio gehören. Die Geschäfte dieses Trios sind in Portugal Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Steuerbetrug. Wegen ihrer Verbindungen zum selben Personenkreis untersuchen US-Justizbehörden die Aktivitäten der texanischen Cobalt International Energy.

Trafigura wurde von der Erklärung von Bern zu einer Stellungnahme eingeladen, wollte die im Report aufgeworfenen Fragen aber nicht kommentieren.

Wo enden in diesem verwirrenden Firmen- und Beteiligungslabyrinth die legitimen Interessen der Bevölkerung und wo beginnt der private Profit eines Generals, der wie eine Spinne im Netz der angolanischen Volkswirtschaft sitzt? Solche Verflechtungen mit suspekten Figuren autokratischer Eliten sind äusserst lukrativ, politisch aber hoch riskant. Die EvB erwartet, dass der Bundesrat im angekündigten Grundlagenbericht zur Schweizer Rohstoffbranche die hohen Korruptionsgefahren aufzeigt und sich dazu bekennt, diese entschieden zu bekämpfen.