Verhafteter Strohmann: Schweizer Rohstoff-Connection der kongolesischen Herrscherfamilie zieht internationale Kreise

Früher managte er Fussballstars wie Luis Figo, nun sitzt er in Untersuchungshaft: Die Festnahme von José Veiga bringt neues Licht in die Rolle der Schweiz bei der Veruntreuung staatlicher Rohstoffeinkünfte durch korrupte Machteliten in Westafrika. Der mit dem Genfer Ölhändler Philia und kongolesischen Kleptokraten verbandelte Portugiese wird diverser Finanzdelikte beschuldigt. Im Vorfeld der Wahlen vom 20. März, wo sich der seit 1979 in Brazzaville regierende Präsident Denis Sassou Nguesso im Amt bestätigen lässt, gewinnen die „Swiss Connections“ seines Clans an politischer Brisanz.

Dank Whistleblower-Informationen konnte die EvB vor einem Jahr aufdecken, wie sich die bis dahin unbekannte Genfer Philia SA auf Kosten der kongolesischen Raffinerie Coraf bereichert hat. Direktor der staatseigenen Coraf ist der in diverse Bestechungsverfahren verwickelte Sohn des Staatschefs der Republik Kongo, Denis Christel Sassou Nguesso, genannt „Kiki“. Der EvB zugespielte Verträge und Rechnungen lieferten diverse Hinweise darauf, dass die dem „Kiki“-Vertrauten Jean-Philippe Amvame Ndong gehörende Philia als Bankomat des kongolesischen Präsidentenspross fungieren könnte. Weder Amvame Ndong noch „Kiki“ hatten für die damals aufgeworfenen Fragen plausible Antworten. Stattdessen titelte die Schweizer Presse im Januar wieder „Korruptionsverdacht im Ölhandel“ und zeigte, dass Philia dem Coraf-Finanzchef vor Abschluss eines Exklusivvertrags den Aufenthalt in einem Genfer Fünfsterne-Hotel finanziert hatte.  

Auch international nimmt der juristische Druck auf Kiki und seine Entourage weiter zu. Nachdem die Schweizer Behörden Portugal um Hilfe baten, wurde Anfang Februar ein gewisser Antonio José da Silva Veiga verhaftet. Die Gründe für die in Portugal erfolgte Festnahme des früheren Fussball-Agenten, bei der ein Koffer mit acht Millionen Dollar in Cash beschlagnahmt wurde, reichen vom Verdacht auf aktive Korruption über Steuerbetrug bis zu Geldwäscherei. Dabei geht es um Veigas Rolle bei der Vergabe kongolesischer Grossprojekte an den brasilianischen Konzern Asperbas, deren Kosten fünf- bis zehn Mal über dem Marktpreis lagen. Finanziert wurden diese Infrastruktur-Aufträge durch einen Kredit der BNP Paribas (Schweiz), für den der Genfer Rohstoffkonzern Gunvor bürgte und dafür von Kongos Regierung einen Exklusivvertrag für den Rohöl-Export bekam. Dieser dunkle Deal veranlasste die Schweizer Bundesanwaltschaft bereits zu einer Untersuchung wegen des Verdachts auf Veruntreuung. 

Als Repräsentant einer Genfer Firma namens Atlantic International sitzt José Veiga zudem im Verwaltungsrat der kürzlich von drei „Kiki“-Kollegen gegründeten BAIC-Bank in Benin, notabene Seite an Seite mit Philia-Alleinaktionär Ndong. Laut portugiesischen Medien kassiert Veiga im Auftrag Kikis überdies eine satte dreiprozentige Provision auf alle kongolesischen Rohöl-Verkäufe. Der Grossteil dieser staatlichen Exporte eines der ärmsten Länder der Welt läuft über Schweizer Händler und Schweizer Konten. Damit trägt unser Rohstoffplatz nicht unwesentlich zum Machterhalt der kongolesischen Kleptokraten bei. Und reproduziert so ein politisches Reputationsproblem, dass wir vom Finanzplatz schon allzu gut kennen. Der Bundesrat ist deshalb gefordert, durch richtige Regulierung dieses Sektors sicherzustellen, dass solche Geschäftspraktiken künftig nicht mehr möglich sind.  

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Oliver Classen, EvB-Mediensprecher, 044 277 70 06, oliver.classen@evb.ch