Weltweite Proteste gegen Ölprojekt und Credit Suisse

Zürich, 30.06.2005 - In Moskau, London und New York finden diese Woche Protestaktionen zur Unterstützung der indigenen Völker der ostsibirischen Insel Sachalin statt. Diese kämpfen gegen den geplanten Ausbau der Öl- und Gasförderung. Im Zentrum der Kritik steht auch die Credit Suisse, der als «Financial Advisor» des von Shell geführten Betreiberkonsortiums gegenwärtig eine Schlüsselrolle für das umstritten Projekt «Sachalin II» zukommt.

Im Madison Square Park in New York, gegenüber dem US-Hauptquartier der Credit Suisse First Boston (CSFB) protestieren heute US-Umweltorganisationen gegen die Rolle der Bank bei der Finanzierung von Sachalin II. Gleichzeitig rufen acht Internationale Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, darunter die Erklärung von Bern mit einem ganzseitigen Inserat in der US-Ausgabe der Financial Times die Credit Suisse auf: «Fund the Future». Greenpeace protestierte diese Woche beim Moskauer Büro der Credit Suisse. Auch an der Shell Generalversammlung in London wurde gegen «Sachalin II» demonstriert. Bereits im April protestierten Greenpeace und die Erklärung von Bern mit einem aufblasbaren Wal auf dem Paradeplatz gegen die Beteiligung der Credit Suisse an «Sachalin II». Durch die Ölförderung vor der Küste Sachalins sind die letzten hundert überlebenden Exemplare des westpazifischen Grauwals existientiell bedroht.

«Während wir unsere Blockaden und den Widerstand gegen dieses zerstörerische Projekt auf unserem Land fortsetzen, rufen wir alle Banken auf – vor allem diejenigen, welche die «Equator Principles» unterzeichnet haben – «Sachalin II» nicht zu finanzieren» sagt Dimitry Lisitsyn von Sakhalin Environment Watch. Mit diesen Prinzipien haben sich eine Reihe von Banken darauf verpflichtet, bei Projektfinanzierungen auf die Schonung der Umwelt zu achten sowie Rechte und Lebensgrundlagen der betroffenen Bevölkerung zu respektieren. «Credit Suisse hat zwar die «Equator Principles» unterschrieben, aber offensichtlich hapert es bei der Umsetzung, sonst hätten sie das Mandat für ein Projekt mit so grossen Risiken für Mensch und Umwelt nicht übernehmen dürfen,» sagt Andreas Missbach von der Erklärung von Bern.

Sachalin II bedroht nicht nur die westpazifischen Grauwale. Seit Baubeginn treten immer wieder neue Probleme auf, so zerstört die Pipeline, die dereinst Öl und Gas längs über die ganze Insel führen soll, die Laichgründe seltener Lachsarten. Ganz im Süden der Insel wurde Abraum vom Bau des Verladehafens für Flüssiggas einfach in eine fischreiche Bucht gekippt. Die Europäische Entwicklungsbank EBRD hat deshalb kürzlich das Umweltmanagement von Sachalin II als ungeeignet («unfit for purpose» bezeichnet und einen Entscheid über eine Finanzierung vertagt. Dennoch versucht Credit Suisse First Boston als Financial Advisor weiterhin, ein Konsortium von privaten Geschäftsbanken für eine Teilfinanzierung zu gewinnen.