Nur 4 von 20 Schweizer Firmen unterzeichnen Abkommen zum Schutz von Textilarbeiter*innen

Die Mehrheit der Schweizer Modeunternehmen steht beim neuen internationalen Abkommen für Gesundheit und Arbeitssicherheit abseits. Bisher wollen erst Coop, Migros, Tally Weijl und Triumph unterzeichnen. Mammut bleibt Trittbrettfahrer; Chicorée, Intersport International und Zebra äussern sich nicht.
© Clean Clothes Campaign

Am 1. September 2021 trat das Nachfolgeabkommen des «Bangladesh Accord» in Kraft. Vorerst gilt auch dieses Abkommen nur für Bangladesch, das Erfolgsmodell soll aber auf weitere Produktionsländer ausgeweitet werden. Bisher haben mehr als 150 internationale Modeunternehmen unterzeichnet.

Nur wenige Schweizer Firmen treten Abkommen bei

Von 20 Schweizer Modeunternehmen, bei denen Public Eye nachgefragt hat, antworteten nur acht. Tally Weijl, das bereits 2013 den «Bangladesh Accord» unterzeichnet hat, ist auch dem neuen Abkommen bereits beigetreten. Neu haben Coop, Migros und Triumph, zugesichert, das internationale Abkommen zu unterzeichnen. Workfashion und Nile, zwei kleinere Modeunternehmen, erklären sich auch bereit dazu, sobald das Abkommen auf Produktionsländer ausgeweitet wird, in denen sie produzieren lassen.

Mammut lässt zwar in einer Fabrik in Bangladesch produzieren, will das Abkommen aber trotzdem nicht unterzeichnen – mit der ernüchternden Begründung, dass die Fabrik bereits durch den Accord auditiert sei und Mammut im Rahmen der Fair Wear Foundation für ausreichend Sicherheit in den Fabriken sorge. So lobt Mammut zwar die Vorteile und Sicherheitsstandards des internationalen Abkommens beim eigenen Zulieferer, ist aber nicht bereit, selbst mitzumachen. Wir erachten dieses Trittbrettfahren gerade bei einem Modehersteller, der sich «ethische Produktion» auf die Fahne schreibt, als ungenügend.

Manor prüft derzeit gemäss eigenen Angaben einen Beitritt. Chicorée, Intersport International und Zebra, die unseren Informationen zufolge ebenfalls in Bangladesch produzieren lassen, haben auf unsere Anfrage gar nicht geantwortet und verweigern bis dato die Unterzeichnung des internationalen Abkommens. Die Schwedische Tochtergesellschaft Intersport AB hat das internationale Abkommen unterzeichnet, umso irritierender, dass der Schweizer Mutterkonzern Intersport International, nicht einmal antwortet.

Alle Modeunternehmen in der Pflicht

Jede Firma hat die Verantwortung, zur Sicherheit der Arbeiter*innen beizutragen, unabhängig von ihrer Grösse oder der Anzahl der Zulieferfabriken in dem Land. Je breiter der internationale Accord abgestützt ist, umso umfassender ist der Schutz und umso geringer wird der Aufwand für alle beteiligten Firmen.

Wir erwarten von Chicorée, Intersport International, Mammut, Manor und Zebra, die in Bangladesch produzieren lassen, dass sie ihren Beitrag zur Sicherheit der Arbeiter*innen leisten und jetzt das Abkommen unterzeichnen.

Sobald dieses auf weitere Länder ausgeweitet wird, müssen zusätzlich alle Modeunternehmen beitreten, die in diesen Ländern produzieren lassen. Workfashion und Nile haben dies bereits zugesichert.  

Die Menschen, die unsere Kleidung herstellen, sollen dafür nicht ihr Leben riskieren müssen.