Dirty Diesel: Giftige Treibstoffe für Afrika

© Fabian Biasio
Die 2016 von Public Eye publizierte Studie Dirty Diesel enthüllt, dass Schweizer Rohstoffkonzerne lasche afrikanische Standards gezielt ausnutzen: Sie verkaufen dort stark schwefelhaltige Treibstoffe, die in Europa längst verboten sind. Der Bericht hat massgeblich zur Senkung der Schwefelhöchstwerte in westafrikanischen Staaten – und somit zu besserer Luftqualität für Millionen Menschen – beigetragen.

Die dreijährigen Recherchen von Public Eye brachten ein bis dann nur Insidern bekanntes globales Geschäftsmodell ans Licht. Der Report (in Englisch) zeigt erstmals auf, wie Rohstoffhandelsfirmen die laschen afrikanischen Standards systematisch ausnutzen, um mit giftigem Treibstoff ihre Margen zu optimieren – ­ auf Kosten der Gesundheit von Afrikanerinnen und Afrikanern. Sie nutzen die schwachen Standards in den Ländern aus und produzieren und liefern Treibstoff, der bei uns niemals verkauft werden dürfte. Damit machen sie sich mitverantwortlich für den frühzeitigen Tod von tausenden Menschen. Ihre Machenschaften sind zwar legal - aber illegitim.

Luftverschmutzung in Afrika: Eine tickende Zeitbombe

Luftverschmutzung ist ein gravierendes Problem in afrikanischen Städten. Atemwegserkrankungen gehören zu den Hauptgründen, weshalb Menschen in Accra oder Lagos ein Krankenhaus aufsuchen. Für den schädlichen Feinstaub in der Luft sind zum grossen Teil Fahrzeugabgase verantwortlich. Obwohl in Afrika weniger Autos unterwegs sind als in Europa, ist der Schadstoffausstoss höher, weil der Treibstoff sehr viel mehr Schwefel enthält, der zu Feinstaub führt.

© Carl De Keyzer/Magnum

Fast 400 Mal mehr Schwefel, als in Europa erlaubt

Treibstoffstandards sind in grossen Teilen Afrikas viel tiefer als in Europa. Public Eye hat in acht Ländern untersucht, wie viel Schwefel tatsächlich im verkauften Diesel ist. Das erschreckende Resultat: Der Schwefelgehalt war bis zu 378 Mal höher als in Europa erlaubt. Und wir haben weitere gesundheitsschädigende Substanzen in Mengen gefunden, die in Europa verboten sind – Benzol etwa oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.

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Schwefelgehalt in analysierten Dieselproben.

Schweizer Rohstoffhändler sind führend im Geschäft mit den schmutzigen Treibstoffen

Der 2016 aufgedeckte Skandal: Schweizer Rohstoffhandelsfirmen dominieren das schmutzige Geschäft mit dreckigen Treibstoffen in Afrika. Vitol, Trafigura und die Addax and Oryx Group besitzen eigene Tankstellennetze oder sind an diesen beteiligt. Im Grosshandel sind auch Glencore, Mercuria, Gunvor und Litasco aktiv. Sie liefern diese Treibstoffe nicht nur, sie produzieren das giftige Gemisch auch gleich selbst. Sie haben kein Interesse daran, dass sich die Standards ändern, nutzen sie doch die schwachen afrikanischen Standards systematisch aus, um mit den giftigen Treibstoffen ihre Profitmargen zu optimieren.

© Public Eye
Die Grafik zeigt, in welchen afrikanischen Ländern die Schweizer Händler aktiv sind.