Asiatische Schiffsfriedhöfe und afrikanischer Gifttabak: Public Eye-PreisträgerInnen bringen Licht in dunkle Geschäfte von Schweizer Konzernen

Wer verführt afrikanische Jugendliche zum Rauchen besonders schädlicher Zigaretten? Und wer lässt Ozeanriesen unter übelsten Bedingungen an indischen Stränden entsorgen? Die von Public Eye mit dem ersten «Investigation Award» ausgezeichneten und finanzierten JournalistInnen enthüllen zwei hoch problematische Praktiken von Schweizer Unternehmen, geben den Opfern ein Gesicht und erklären die politischen Hintergründe – ab sofort online und heute Abend live in Zürich.

Die Lausanner Reporterin Marie Maurisse interessierte sich für die geheimen Rezepte der von Schweizer Tabakkonzernen nach Afrika exportierten Zigaretten: 2017 waren das alleine in Marokko 2900 Tonnen, was 3,625 Milliarden Glimmstengeln entspricht. Exklusive Tests für ihre Recherchen für «Heisse Luft und schwarzer Rauch» deckten dabei einen skandalösen Doppelstandard auf: Die von Philip Morris und Japan Tobacco International (JTI) in der Schweiz hergestellten und in Marokko verkauften Zigaretten zeigen markant höhere Partikel-, Nikotin- und Kohlenmonoxidwerte als die für den Heimmarkt produzierten. Im Gegensatz zu jenen der EU erlauben unsere Gesetze den also nicht zufällig hier ansässigen Tabakkonzernen nämlich die Herstellung und Ausfuhr von Produkten, die noch deutlich schädlicher und süchtig machender sind als jene, die hierzulande verkauft werden. Laut WHO wird sich die Zahl der Tabaktoten in Afrika (unter Schweizer Beihilfe) bis 2030 verdoppeln.

Der belgische Journalist Gie Goris wiederum suchte im indischen Alang, «wo Schiffe sich zum Sterben verstecken», nach Spuren von Schweizer Reedereien. Er traf dort auf mittelalterliche Abwrackwerften, zornige Gewerkschafter und entrechtete Arbeiter, die für einen Hungerlohn täglich ihre Gesundheit riskieren. Auch MSC entsorgt seinen schwimmenden Giftmüll gewinnbringend in Alang. Die «Recycling»-Praktiken des jüngst schon wegen seiner Container-Havarie in der Nordsee für Negativschlagzeilen sorgenden Genfer Konzerns zeigen, wie weit hier Nachhaltigkeitsanspruch und Geschäftsrealität beim Schweizer Branchenführer auseinanderklaffen. Der Goris unterstützende NGO-Rechercheur Nicolas Mulinaris beleuchtet die politischen Hintergründe dieses immer noch legalen Giftmüllexports und zeigt die so wichtige wie unrühmliche Rolle der Hochseenation Schweiz im globalen Big Business mit Schiffsleichen.

Anlässlich ihres 50. Geburtstags lancierte Public Eye 2018 den „Investigation Award“ für journalistische Recherchen, die über Menschenrechtsverletzungen, Umweltvergehen oder andere problematische Praktiken von Schweizer Unternehmen in einem Entwicklungs- oder Schwellenland berichten. Eine aus renommierten Medienschaffenden und Mitarbeitenden von Public Eye bestehende Jury hat aus 55 eingegangenen Bewerbungen diese zwei Projekte ausgewählt. Finanziert wurden sie durch ein im April letzten Jahres durchgeführtes Crowdfunding, an dem sich dankeswerterweise 325 Personen beteiligt haben. Vorgestellt werden die daraus entstandenen Reportagen von den JournalistInnen selbst heute im Rahmen eines Abends zu „Journalismus an der Schnittstelle von Medien und NGOs“ im Zürcher Kosmos.

Mehr Infos hier oder bei:

Oliver Classen, Mediensprecher, 044 277 79 06, oliver.classen@publiceye.ch