Erklärung von Bern - 35 Jahre bewegt für globale Gerechtigkeit

Bern, 10.03.2003 - Die „Erklärung von Bern“ feiert heute ihren 35. Geburtstag. Der Verein hat seine Wurzeln im Manifest „Erklärung von Bern“, das eine Gruppe reformierter Theologen am 10. März 1968 in Bern unterschrieben hatte. Mit der Erklärung verpflichteten sie sich zu einem Engagement für die Dritte Welt, das über die üblichen Spendenaktivitäten für Hilfswerke hinaus gehen sollte. Zu den Meilensteinen der 35-jährigen politischen Arbeit für globale Gerechtigkeit gehört die Lancierung des Ujamaa-Kaffees 1974, das erste Produkt des fairen Handels; die Kampagne „Jute statt Plastik“ 1976; die Kampagne für die Bankeninitiative 1978, aus der die Alternative Bank hervorging; die Gründung der Welt-Staudammkommission 1998 und die Konferenz „Public Eye on Davos“ 2000.

Mit einer «Erklärung», die am 10. März 1968 in Bern fertig gestellt wurde, bekundeten auf Initiative einer Gruppe reformierter Theologen rund 1000 Menschen ihren Willen, für gerechtere politische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Schweiz und der Dritten Welt einzustehen. Ein Jahr später wurde das Manifest als «Erklärung von Bern» dem Bundesrat überreicht. Die Öffentlichkeit nahm von der Erklärung vor allem dank einem Missverständnis Notiz. Da eine der 12 Forderungen eine Erhöhung der Entwicklungshilfe auf drei Prozent des Bruttosozialproduktes verlangte, verpflichteten sich die Unterzeichnenden, während drei Jahren drei Prozent ihres Einkommens einem Hilfswerk zu spenden.

Die Erklärung von Bern war nicht nur ein simpler Aufruf zur Spendenfreudigkeit. Mit ihren 12 Forderungen repräsentierte sie die Überwindung der gängigen Vorstellung, der Süden hätte sich nach dem Vorbild des Nordens zu entwickeln. Sie forderte im Gegenteil eine Entwicklung des Nordens, nämlich die Veränderungen in den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Schweiz zu den benachteiligten Ländern der Dritten Welt.

Ohne die Erklärung von Bern fehlte dem Deutschschweizer Wortschatz wahrscheinlich die Wendung «Jute statt Plastik», es gäbe vielleicht weder Weltläden noch Produkte des fairen Handels, und womöglich würde niemand ein kritisches Auge auf das Weltwirtschaftsforum Davos werfen. Die 250'000 verkauften Jutetaschen im Jahr 1976 stehen für den schonenden Umgang mit der Natur und eine solidarische Beziehung zum Süden. Mit dem Ujamaa-Kaffee aus Tansania hatte die EvB schon zwei Jahre zuvor das erste fair gehandelte Produkt in der Schweiz lanciert, sie war auch an der Gründung der Importgenossenschaft OS3 mitbeteiligt, welche heute als Claro AG die Dritte-Welt-Läden beliefert. Auch die Konferenz «The Public Eye on Davos», die parallel zum WEF stattfindet und das wirtschaftliche Verhalten der grossen Konzerne mit ihren nachteiligen Konsequenzen für die Länder des Südens unter die Lupe nimmt, wird von der EvB getragen.

Heute ist die Erklärung von Bern Teil der rasch wachsenden globalisierungskritischen Bewegung. Die EvB agiert heute in einem internationalen Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich für Entwicklungspolitik, Menschenrechte und Umwelt engagieren. Dank diesen Verbindungen kann die EvB hier in der Schweiz ihren Teil zur Lösung von Problemen mit globaler Auswirkung beitragen. Dabei vergisst sie aber auch das lokale nicht, auch nicht bei ihren weiteren Jubiläumsaktivitäten: Vom 6. bis 12. Juli 2003 wird das ganze EvB-Team, begleitet von Mitgliedern und Gleichgesinnten, unter dem Motto «Globale Gerechtigkeit bewegt!» zu Fuss nach Bern unterwegs sein. Der Marsch macht an Stationen der 35-jährigen EvB-Geschchte Halt und führt an ein grosses Jubiläumsbankett am 12. Juli, zum Abschluss ihrer Jubiläumsaktivitäten.