Glencore-Strafanzeige: Public Eye reicht belastendes Dokument nach

Bereits im Dezember 2017 hat Public Eye bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Glencore wegen mutmasslich korrupter Aktivitäten in der Demokratischen Republik Kongo eingereicht. Ein paar Wochen zuvor hatten die «Paradise Papers» enthüllt, wie der Zuger Rohstoffriese dank dem umstrittenen Mittelsmann Dan Gertler für den Zugang zu begehrten Kupfer- und Kobaltminen im Kongo massive Rabatte erhalten hat. Durch die Einreichung des Dokuments hofft Public Eye zur Beschleunigung der Ermittlungen beizutragen.

Bei dem letzte Woche nachgereichten Dokument zu der vor anderthalb Jahren lancierten Strafanzeige handelt es sich um ein sogenanntes «Services Agreement», abgeschlossen 2013 zwischen einer Tochtergesellschaft von Glencore International AG und einer Firma, die von Pieter Deboutte, einem Vertrauten von Dan Gertler, geleitet wurde. Die beiden Geschäftsmänner stehen wegen Korruptionsverdacht auf der Sanktionsliste der US-Behörden. Gemäss dem Vertrag, dessen Existenz schon seit einem Jahr bekannt ist, hat die Konzerntochter für jährlich 6 Mio.US-Dollar professionelle Beziehungspflege zu den höchsten kongolesischen Stellen (inklusive Ex-Präsident Kabila) eingekauft. Zudem kümmerte sich die Dienstleisterin um Steuervergünstigungsanträge, Zollangelegenheiten, Visaanträge und andere «administrative Aufgaben».

Public Eye will mit diesem Dokument die Abklärungen der Bundesanwaltschaft (BA) unterstützen. Bis heute ist nicht bekannt, ob eine Strafuntersuchung eröffnet wurde oder überhaupt Ermittlungen aufgenommen wurden. Trotz den vielen Hinweisen auf die Beziehung von Glencore zu den dubiosen Geschäftsmännern scheint für die Schweizer Ermittler immer noch kein ausreichender Tatverdacht vorzuliegen. Ganz im Gegensatz zur Zögerlichkeit der BA wurde Glencore vom US-Justizministerium bereits letzten Juli aufgefordert, Unterlagen zu den Aktivitäten des Konzerns im Kongo wie auch in Nigeria und Venezuela einzureichen. Washington interessiert sich dabei speziell für die unter Verdacht auf Korruption und Geldwäscherei stehenden Geschäftsbeziehungen zwischen 2007 und 2018.

Auch die brasilianische Justiz hat im Rahmen von Ermittlungen zur Korruptionsaffäre Lava Jato rund um Petrobras ihren Fokus auf Glencore und zwei weitere Schweizer Rohstoffhändler gelenkt, die via Mittelmänner über 15 Mio. Dollar an Bestechungsgeldern bezahlt haben sollen. Public Eye hofft, dass die umstrittenen informellen Treffen, welche die BA – wie kürzlich bekannt wurde – auch in Brasilien geführt hat, die Ermittlungen voran gebracht haben und sich nicht als Verfahrenshindernis erweisen.

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