Heute am WEF: Die Wirtschaft hütet Ihre Partnerschafe

Davos, 23.01.2004 - «Bin ich ein Partnerschaf?» fragt sich der Politiker im Schafskostüm, derweil der WEF-Multi als Hirte mit dem Dollarstock seine Herde beisammen hält. Mit dieser Aktion auf den verschneiten Strassen von Davos, nimmt die Erklärung von Bern das Motto des diesjährigen WEF «Partnerschaft für Sicherheit und Wohlstand» auf die Schippe.

Der humorvolle Auftritt der Erklärung von Bern zielt auf eine ernstgemeinte Kritik am World Economic Forum. Das WEF ist keine internationale Organisation, sondern das Jahrestreffen eines privaten Vereins mit einigen der grössten Unternehmen als Mitglieder. Da das WEF von den wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder dominiert wird, kann es auch seinem Anspruch nicht gerecht werden, ein breit abgestütztes Forum zur Lösung von Weltproblemen zu sein.

«Dass Unternehmen wachsweiche ‚Partnerschaften’ gesetzlichen Regeln vorziehen, ist ja verständlich, aber die Politik sollte dabei nicht mitspielen. Es ist nicht die Aufgabe demokratisch gewählter Politikerinnen und Politiker mit einzelnen Interessengruppen Partnerschaften einzugehen, vielmehr sollten sie sich über Partikularinteressen hinaus für das Gemeinwohl einsetzen», kommentiert Matthias Herfeldt, Mitarbeiter der Erklärung von Bern und Koordinator des Public Eye, die Strassenaktion.

«Partnerschaften» oder neudeutsch «Public Private Partnerships» sind in Unternehmenskreisen hoch im Kurs. So sind hunderte von Unternehmen mit dem «Global Compact» eine Partnerschaft mit der UNO eingegangen. Die gleichen Unternehmen, die Menschenrechte und die Umwelt in ihrem Alltagsgeschäft vernachlässigen, wehren sich aber heftig gegen rechtlich verbindliche Regeln für Konzerne.

Das WEF-Motto lässt offen, zu wessen Vorteil Partnerschaften geschlossen werden sollen. «Es ist der armen Mehrheit der Weltbevölkerung nicht gedient, wenn sich die Politik darauf einlässt, den Wohlstand und die Sicherheit der grössten Unternehmen zu sichern. Wenn sich die Unternehmen an die Gesetze halten und korrekt Steuern bezahlen würden, statt ihre Gewinne in Offshore-Steuerparadiesen zu verstecken, bräuchte es gar keine neuen ‚Partnerschaften’», sagt Andreas Missbach, Mitarbeiter im Fachbereich Banken und Finanzplatz der Erklärung von Bern.

Für weitere Informationen:
Matthias Herfeldt, Erklärung von Bern,
Koordinator „The Public Eye on Davos“, 079 478 91 94

Andreas Missbach, Erklärung von Bern,
Fachbereich Banken und Finanzplatz Schweiz, 079 339 37 01

Visuelle Aktion/Inszenierung: 23.1.04, 12.00 Uhr, Foyer Hugo Richter Saal, Scalettastr. 19, Davos-Platz (wo das Public Eye on Davos durchgeführt wird).