Oligarchen.ch: Die «Swiss Connections» von 32 Kreml-Milliardären als Online-Galerie und Karten-Quartett

Der Schweizer Finanz- und Rohstoffhandelsplatz unterhalten schon lange enge Verbindungen zu russischen Superreichen, die mit dem Kreml verbandelt und teils direkte Vertraute von Wladimir Putin sind. Public Eye hat 32 dieser Oligarch*innen mit einem Gesamtvermögen von 293 Milliarden Franken und häufig undurchsichtigen Schweizer Geschäften unter die Lupe genommen. Das Resultat erhalten die Bundesparlamentarier*innen heute als Kartenspiel, verbunden mit der Forderung dafür zu sorgen, dass die Schweiz die Sanktionen gegen die Kremlnahe Wirtschaftselite endlich wirksam umsetzt und den Kampf gegen finanzielle Intransparenz und Geldwäscherei umgehend verstärkt.

Seit den 1990er-Jahren ist die Schweiz ein sicherer Hafen für russische Wirtschaftsmagnaten, deren Vermögen sich dem wilden Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft sowie persönlicher Nähe zum Kreml verdanken. Auf www.oligarchen.ch präsentiert Public Eye eine Galerie von 32 dieser Milliardäre von Putins Gnaden (darunter auch zwei Frauen) und ihren «Swiss Connections». Unsere Recherchen* zeigen, wie systematisch dabei die diversen «Standortvorteile» der Schweiz genutzt werden: die Offshore-Industrie zur Gründung von Briefkastenfirmen, der unregulierte Rohstoffhandelsplatz zum Geld verdienen und die mangelhafte Geldwäscherei-Bekämpfung und Finanztransparenz zum Geld verstecken. Die meisten der Portraitierten verfügen sowohl über Beteiligungen an Firmen (mit Hauptsitz oder Handelsarm) in der Schweiz als auch über langjährige Beziehungen zum hiesigen Finanzplatz plus diverse Luxus-Immobilien.

Ein Grossteil dieser 32 Persönlichkeiten steht auf internationalen Sanktionslisten wie auch im Forbes-Ranking der 40 reichsten Russen. Manche von ihnen sind weltbekannt (etwa der Aluminium-Magnat Oleg Deripaska oder Ex-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch), andere wie der schwerreiche Duma-Abgeordnete Andrei Skoch traten bislang kaum in Erscheinung. Einige von Public Eye ausgeleuchtete Oligarchen wie der Stahlbaron Vladimir Lissin oder die Eisenbahn-Tycoons Iskander Machmudow und Andrei Bokarev sind in der Schweiz weder bekannt noch sanktioniert. Das Gesamtvermögen dieser helvetophilen Oligarchie summierte sich 2021 gemäss Forbes auf rund 293 Milliarden Franken. Zu diesem exklusiven Klub gehört auch das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill, seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar besser bekannt als «Putins Patriarch».

Public Eye hat die 32 Oligarchen-Profile auch zu Quartettkarten verarbeitet und diese – pünktlich zu Beginn der nationalrätlichen Sondersession und am Tag der Militärparaden in Moskau – allen Volksvertreter*innen zugeschickt, mit Putin als Joker. Damit fordern wir das Schweizer Parlament spielerisch auf, angesichts des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die richtige Karte zu setzen und sich für eine schnellstmögliche Ausweitung der Sanktionen auf den Import und Handel mit russischem Öl und Gas einzusetzen. Zudem müssen Bund und Kantone potenzielle Vermögenswerte sanktionierter Oligarchen mit einer Task Force aktiv ermitteln und dazu mit internationalen Partnern wie der «Russian Elites, Proxies, and Oligarchs Task Force» zusammenarbeiten. Überdies muss die Meldepflicht im aktuellen Embargogesetz auch für Anwält*innen gelten und entsprechend eingefordert werden.

Mehr Infos (inkl. Quartett-Bestellung) hier oder bei:

Oliver Classen, Mediensprecher, 044 277 79 06, oliver.classen@publiceye.ch
Robert Bachmann, Rohstoff- und Russlandexperte, 044 277 79 22, robert.bachmann@publiceye.ch

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* Methodologie und Folge-Forderungen

Die vorliegende Recherche basiert mehrheitlich auf öffentlich zugänglichen Quellen in der Schweiz und Russland sowie auf Berichten von internationalen Medien und investigativen Plattformen. Zudem wurden die Schweizer Handels- und Immobilienregister nach Spuren der Oligarchen durchforstet. Dabei zeigt sich, dass die tatsächlichen Besitzverhältnisse ohne ein öffentlich zugängliches Register der wirtschaftlich Berechtigten von Unternehmen kaum nachvollziehbar sind. Deshalb fordert Public Eye die Einführung eines solchen Registers wie auch die Ausweitung des Geldwäschereigesetzes um eine Sorgfaltspflicht bei Beratungstätigkeiten auch für Anwält*innen sowie eine aktive Durchsetzung der Sanktionsmassnahmen durch Bund und Kantone in Zusammenarbeit mit internationalen Partnerstaaten. Dabei muss insbesondere geklärt werden, ob die Meldepflicht laut Embargogesetz auch für Anwält*innen gilt.