Online-Kleiderkauf: Wie Shein, Amazon & Co uns manipulieren

Eine Web-Recherche von Public Eye und der Fédération romande des consommateurs (FRC) zeigt, wie vielen «Dark Patterns» die Schweizer Online-Shopper*innen ausgesetzt sind. So heissen Marketing-Instrumente, die Kaufentscheide von Internetnutzer*innen beeinflussen – etwa beim digitalen Kleiderkauf. Mit 9 bis 18 solcher Klickfallen schneiden Shein, Aliexpress und Amazon am schlechtesten ab. Die beiden Organisationen fordern alle 15 untersuchten Plattformen zum Verzicht auf solch manipulative Praktiken auf, weil sie zu übermässigem Konsum führen und einen Angriff auf persönliche Daten darstellen. Die Schweizer Politik sollte diese rechtliche Grauzone deshalb schleunigst regulieren.

Dark Patterns zielen darauf ab, das (Kauf)Verhalten im Internet zu steuern und User*innen dadurch zu manipulieren, dass sie deren Entscheidungsspielraum subtil, aber systematisch, einengen. Dies mit dem Ziel, dass wir mehr einkaufen und mehr persönliche Informationen preisgeben. Zu diesen fragwürdigen Techniken gehören Pop-up-Fenster mit sehr kurzfristigen Rabattcodes, das Hinzufügen unerwünschter Artikel in den Warenkorb, nur schwer oder gar nicht löschbare Online-Konten wie auch das ungefragte Hinterlegen von Cookies auf Smartphones und Computern. 

Konkret wollten Public Eye und FRC wissen, welchen dieser Praktiken die Schweizer Online-Shopper*innen beim Kleiderkauf wo genau begegnen. Die dafür mobilisierten Freiwilligen identifizierten auf allen 15 untersuchten Online-Shops diverse Arten und Formen von Dark Patterns. Mit 18 verschiedenen Typen ist der chinesische Modegigant Shein unangefochtener Champion in dieser unlauteren Manipulation, gefolgt von Aliexpress (12), Amazon (9) und La Redoute (8). Weniger Klickfallen fanden sich in den Web-Shops von Zara, Globus oder Manor, die alle noch mehr in stationären Geschäften verkaufen. Mit sechs Dark Pattern nimmt H&M in dieser Gruppe den unrühmlichen Spitzenplatz ein. 

Die Marketingabteilungen der Modefirmen nutzen mit Dark Patterns das im Online-Handel herrschende Rechtsvakuum aus und unterlaufen so die Bemühungen um mehr digitalen Konsument*innenschutz. «Die Auswirkungen sind sehr besorgniserregend, weshalb wir die Shop-Betreiber zur sofortigen Einstellung dieser Praktiken auffordern», sagt Sophie Michaud Gigon, Generalsekretärin der FRC. Aber auch Bundesrat und Parlament müssen sich dringend mit dieser Problematik befassen. Zudem müssen die Behörden die Einhaltung des geltenden Rechts durchsetzen, indem sie zumindest jene Dark Patterns verbieten, die Internetnutzer dazu verleiten, immer mehr Daten zu teilen oder sie daran hindern, diese zu löschen oder einen Vertrag zu beenden. 

Visuals zum Download hier, weitere Informationen bei: 

Oliver Classen, Mediensprecher, 044 277 79 06, oliver.classen@publiceye.ch 
David Hachfeld, Textilexperte, 044 277 79 14, david.hachfeld@publiceye.ch