Petrobras-Korruptionsskandal: Hausdurchsuchung bei Trafigura und Vitol

Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch die Genfer Büros von Trafigura und Vitol nach Beweismaterial durchsucht. Die brasilianischen Ermittlungsbehörden hatten ihre Schweizer Kollegen um diese Amtshilfe ersucht. Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem Korruptionsfall der Ölgesellschaft Petrobras, in den offenbar auch der Schweizer Rohstoffhandelsplatz involviert sind.

In seinem Geständnis hatte Carlos Henrique Nogueira Herz, ein ehemaliger Mittelsmann der Ölindustrie, im August diesen Jahres auch Vorwürfe gegen die Gründer der Genfer Handelsriesen erhoben: Vitols noch amtierenden Ian Taylor und den inzwischen verstorbenen Claude Dauphin von Trafigura. Laut Herz wussten die beiden Bosse bestens Bescheid über die Millionen von Dollars, welche zwischen 2011 und 2014 zur Erlangung vorteilhafter Ölverträge an Petrobras geflossen sind. Diesen Sachverhalt konstatierten Public Eye und Global Witness in ihrer gemeinsamen Recherche bereits im November 2018. Diese zeigte, wie Trafigura, Vitol, aber auch Glencore bei Deals mit der halbstaatlichen brasilianischen Gesellschaft sogenannte «Doleiros» (professionelle Geldwäscher) eingesetzt haben. Den drei Unternehmen wird vorgeworfen, insgesamt 15,3 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern bezahlt zu haben.

Die beiden Hausdurchsuchungen in Genf läuten eine neue Phase im weitläufigen Petrobras-Fall ein, die sich nun auf die Beteiligung von «Mitgliedern an der Spitze» von Trafigura und Vitol konzentriert. Nach der Verurteilung von Gunvor Mitte Oktober wegen «Organisationsmängeln» zur Verhinderung von Bestechungszahlungen in Kongo-Brazzaville und der Elfenbeinküste belegt dieses neuerliche Vorgehen der Strafbehörden das hohe Korruptionsrisiko im Rohstoffhandel und den dringenden Handlungsbedarf der Schweizer Regierung. Der Bundesrat muss diesen heiklen Bereich endlich jener «angemessenen und verbindlichen Regulierung» unterwerfen, wie sie jüngst auch die OECD empfohlen hat.

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