Syngenta will Patente auf Reis-Genom nicht aufgeben

Zürich, 11.08.2005 - Syngenta hält an seinen «Megagenom-Patenten» fest, mit denen der Agrokonzern versucht die Entwicklung von Nutzpflanzen und den Markt für Saatgut zu monopolisieren. Dies teilte Syngenta diese Woche umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen an einem Treffen in Basel mit. Wie eine Recherche der Organisation «Kein Patent auf Leben!» aus München zeigt, hat der Konzern weltweit 15 Patente angemeldet, in denen einige tausend Gensequenzen von Reis und anderen Nutzpflanzen beansprucht werden. Die Erklärung von Bern, Greenpeace, SWISSAID und «Kein Patent auf Leben» fordern von Syngenta den Rückzug dieser Patente.

«Syngenta beansprucht die jahrhundertelange Arbeit von Landwirten und Züchtern als ihre Erfindung. Der Versuch der Firma, einige tausend Gene der wichtigsten Nutzpflanzen auf einen Schlag zu monopolisieren, ist nicht anderes als versuchter Diebstahl,» sagt Tina Goethe von der Entwicklungsorganisation SWISSAID. «Diese Patente können die Forschung erheblich behindern.»

An dem Treffen mit Syngenta nahmen die Schweizer Organisationen Erklärung von Bern und SWISSAID, die deutsche Initiative «Kein Patent auf Leben!» und Greenpeace teil. Das Treffen war von Syngenta angeboten worden, nachdem die Organisationen vier der jetzt bekannt gewordenen 15 Patentanmeldungen bereits auf der Jahreshauptversammlung von Syngenta im April 2005 öffentlich gemacht hatten. Nach Auskunft von Syngenta wird das Unternehmen einige Patente aus finanziellen und juristischen Gründen nicht weiterverfolgen, doch die Mehrheit zumindest in Europa und den USA zur Erteilung bringen. Syngenta wird weiterhin versuchen, alle Gensequenzen zu patentieren, die von kommerziellen Interesse sein könnten. Dabei sollen über den Umweg des Reis-Genoms alle ähnlichen Gene in anderen Nutzpflanzen mitpatentiert werden. Zudem will der Konzern auch die Verwendung der Pflanzen wie zum Beispiel deren Verfütterung an Tiere patentieren lassen. Nur in den ärmsten Entwicklungsländern sollen die Patente nicht weiter beantragt werden.

«Diese Patente dürfen nicht erteilt werden. Wenn Syngenta an diesen Ansprüchen festhält, muss sich der Konzern auf öffentliche Proteste und rechtliche Schritte gefasst machen,» sagt François Meienberg von der Erklärung von Bern. «Wir fordern die Politik auf, die Patentgesetze so zu verändern, dass sich Unternehmen wie Syngenta, Monsanto, Dupont und Bayer nicht Schritt für Schritt die totale Kontrolle über die genetischen Ressourcen der Welternährung aneignen können.»

Gleichzeitig bestätigte das Treffen, dass hinter der Entwicklung des umstrittenen gentechnisch veränderten «Golden Rice» kommerzielle Interessen stehen. Der mit Pro-Vitamin A angereicherte Reis wird von Syngenta als die Vorbeugung gegen ernährungsbedingte Erblindungen in Entwicklungsländern propagiert. In einer E-Mail schreibt Adrian Dubock, Head of Biotechnology Ventures bei Syngenta: «Das ursprüngliche kommerzielle Interesse für Syngenta war jedoch, in den industrialisierten Ländern entsprechend angereicherte Nutzpflanzen zu verkaufen, Reis ebenso wie andere Pflanzen.» Nach Auskunft von Dubock wird die Patentanmeldung auf den Gentech-Reis nicht fallen gelassen, «weil uns unsere Aktionäre dafür nicht dankbar wären». Trotzdem behauptet der Konzern, derzeit keine kommerziellen Interessen mit dem «Golden Rice» zu verfolgen.

«Diese Stellungnahme zeigt ganz klar einen kommerziellen Hintergrund für dieses Projekt, das angeblich nur aus humanitären Gründen verfolgt wird. Ursprünglich sollte es nicht Hilfe für Entwicklungsländer, sondern Rendite für die Aktionäre bringen,» kritisiert Christoph Then von Greenpeace.