Dirty Diesel: Benin senkt Schwefelgehalt drastisch und Holland kritisiert Schweizer Ölfirmen

Unsere 2016 veröffentliche Recherche über „Dirty Diesel“ schlägt weiter Wellen. In Benin wird der Schwefelgehalt im Diesel von 15‘000 (!) auf 50 ppm gesenkt. In den Niederlanden kommt derweil ein Bericht zum Schluss, dass auch das Verhalten der Schweizer Rohstoffhändler in Widerspruch zu den OECD-Richtlinien für Multinationale Konzerne steht.

In Benin, das knapp drei Mal so gross ist wie die Schweiz, leben 11 Millionen Menschen. Diese können bald aufatmen, denn ihr Land gehört nun zu den Vorreitern für saubere Treibstoffe in Westafrika: Ab 1. Juli gilt in Benin für Diesel die neue Schwefel-Höchstgrenze von 50 ppm (parts per million). Im Vergleich zum bisher gültigen Grenzwert, einem der weltweit höchsten, entspricht dies einer Senkung um den sagenhaften Faktor 300. Dieser Erfolg unserer Partnerorganisation Unité de protection de l'Environnement auf der Faktenbasis unserer Dirty-Diesel-Recherche wurde möglich, obwohl die Treibstoff-Firmen, darunter auch Schweizer Unternehmen, massiv gegen diese kleine umweltpolitische Revolution lobbyiert hatten.

Ein fast zeitgleich zu diesem Entscheid in Benin veröffentlichter Bericht im Auftrag des niederländischen Handels- und Entwicklungsministeriums untersuchte die Umsetzung der OECD-Richtlinien für multinationale Konzerne durch niederländische Öl- und Gasfirmen– inklusive Firmen mit einer Präsenz in den Niederlanden, wie etwa die Schweizer Rohstoffhändler Gunvor, Trafigura und Vitol. In Bezug auf unsere Dirty-Diesel-Recherche hält er fest, dass die Firmen ihrer Verpflichtung nicht nachkommen, die gesundheitlichen Auswirkungen ihres Treibstoffes in Afrika zu vermeiden oder abzumildern.

In der Schweiz aber bewegt sich weiterhin nichts. Auf eine parlamentarische Anfrage zu Dirty Diesel hatte der Bundesrat 2016 geantwortet, dass er von den Firmen „erwarte“, dass sie die OECD-Richtlinien einhalten. Ob die Rohstoffhändler dieser Erwartung auch gerecht werden, wurde hierzulande aber nie überprüft. Dank den Niederlanden wissen wir jetzt, dass dies nicht der Fall ist. Doch statt die Firmen in die Pflicht zu nehmen wartet der Bundesrat lieber ab, bis Länder wie Benin selber vorwärts machen.