Flugblatt zur Aktion am 5. April 2005: Gute Banken schützen Wale, und die CS?

Was hat ein aufblasbarer Wal auf dem Paradeplatz verloren? Einiges, denn bei der Credit Suisse laufen die Fäden für die Finanzierung eines Öl- und Gasförderprojektes zusammen, welches das Überleben des Westpazifischen Grauwals bedroht.

Die Erklärung von Bern und Greenpeace fordern die Credit Suisse auf, ihr Beratungsmandat für die Ölförderung auf der Insel Sachalin vor der Küste Ostsibiriens aufzugeben. Auch in New York demonstrieren US-Umweltorganisationen vor dem Sitz der Credit Suisse First Boston mit einer Walaktion.

Öl statt Wale
Die in der Steueroase Bermudas angesiedelte Firma «Sakhalin Energy Investment Company» (SEIC), die von Shell kontrolliert wird, will in den nächsten Jahren mindestens 12 Milliarden Dollar in das weltweit teuerste Öl- und Gasförderprojekt investieren. Der geplante Ausbau heisst «Sachalin II», und hätte verheerende Auswirkungen auf den vom Aussterben bedrohten Westpazifischen Grauwal und die Lebensweise der Urbevölkerung Sachalins.
Der Credit Suisse First Boston (CSFB) kommt zum jetzigen Zeitpunkt eine Schlüsselrolle zu. Als Financial Advisor berät CSFB Sakhalin Energy bei der Zusammenstellung des Finanzierungspaketes. Als Ergänzung zur Finanzierung durch öffentliche Finanzinstitute wie der Europäischen Entwicklungsbank, wird CSFB in den nächsten Wochen versuchen, ein Konsortium von privaten Geschäftsbanken für eine Teilfinanzierung zu gewinnen.

Die letzten Grauwale
Vor der Insel Sachalin liegt nicht nur Öl, sondern dort tummeln sich im Meer auch die letzen Westpazifischen Grauwale. Vermutlich leben nur noch etwa 100 Tiere dieser Grauwal-Unterart, davon etwa 20 fortpflanzungsfähige Weibchen.
Eine im Februar veröffentlichte Studie über die Gefährdung der Grauwale durch Sachalin II geht davon aus, dass allein der zusätzliche Tod eines weiblichen Wals pro Jahr zum Aussterben der Art führen würde. Gefahren drohen den Tieren etwa durch Stress, Lärm, Zerstörung ihrer Nahrungsgründe, Kollisionen mit Schiffen oder Ölverschmutzung. Die Walexperten raten deshalb, die weitere Entwicklung der Öl- und Gasvorkommen in der Nähe der Nahrungsgründe der Grauwale vor Sachalin aufzuschieben. Als Reaktion auf die Studie wollen Shell und Sakhalin Energy eine Pipeline im Meer anders verlegen. Dieser Schritt ist aber nicht ausreichend, denn die Experten hatten vorgeschlagen, auch die Förderplattformen weiter draussen im Meer zu errichten.

Nicht nur die Wale leiden: Indigene Lebensweise bedroht
Leidtragende des Ölbooms auf Sachalin sind auch die Ureinwohnervölker der Insel. Sie sind traditionell Fischer und Rentierzüchter. Deshalb sind sie auf eine intakte Umwelt angewiesen. Die Röhren der Öl und Gaspipeline werden 1103 Flüsse und Bäche durchkreuzen. In den meisten Fällen wird einfach durch den Fluss gebaggert: die Trübung durch aufgewirbeltes Material und durch Verschmutzungen von den Baumaschinen bedroht die flussabwärts liegenden Laichgründe. Die Fischerei ist für die lokale Wirtschaft Sachalins zentral und Teil der Kultur der indigenen Völker.

Katastrophen und Erdbeben
Die Meeres- und Landökosysteme Sachalins sind abgesehen von der schleichenden Beeinträchtigung durch den Bau der Öl-und Gasförderanlagen durch einen Unfall mit anschliessender Ölpest bedroht. Über die gesamte Projektdauer von etwa 40 Jahren beträgt das Risiko für eine Ölkatastrophe durch ein Leck in den Pipelines 24 Prozent. Die Vorkehrungen, die Sakhalin Energy und Shell gegen austretendes Öl getroffen haben, liegen weit unter dem Standard, der in Kanada, Norwegen oder Britannien üblich ist. Sachalin liegt zudem in einer Zone mit starker Erdbebengefahr.

Wieviel ist der Credit Suisse ein Walleben wert?
Die Credit Suisse will gemäss ihrer Website zu nachhaltiger Entwicklung beitragen, indem sie verantwortungsvoll mit der Umwelt umgeht. So lange ihr ein paar Millionen Dollar Beratungshonorare mehr wert sind als das Überleben einer Walart, bleibt dies eine leere Behauptung.
Sagen Sie der Credit Suisse ihre Meinung! Ideen und Hintergrundinformationen dafür finden sie auf der Webseite der Erklärung von Bern: www.evb.ch

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