Solidaritätsaktionen weltweit vor bangladesch­ischen Botschaften

In der von der Clean Clothes Campaign (CCC) ausgerufenen Internationalen Woche der Solidarität mit den Textilarbeiterinnen in Bangladesch finden Demonstrationen und Solidaritätsaktionen vor bangladeschischen Botschaften und Konsulaten in Genf, Berlin, Brüssel, Den Haag, Edinburgh, London, Madrid, New York, und Washington DC statt. Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Verbraucherschutzverbände auf der ganzen Welt fordern Existenzlöhne, ein Ende der Repression gegen Textilarbeiterinnen und sichere Fabriken in Bangladesch.
© Martin Bichsel

Im Rahmen der Internationalen Woche der Solidarität hat die Clean Clothes Campaign Schweiz einen Forderungsbrief an den Botschafter von Bangladesch in Genf übergeben. Darin drücken Unterstützerorganisationen wie die Schweizer Gewerkschaften UNIA, VPOD und SGB, Konsumentenschutzorganisationen (SKS, FRC), NGOs (Solifonds, Brücke · Le pont, Public Eye) sowie der Weltladen Claro ihre Solidarität mit den Textilarbeiterinnen in Bangladesch aus und fordern ein sofortiges Ende der Repression. Elisabeth Schenk, Koordinatorin der Eilaktionen CCC sagt: "Wir fordern die Regierung von Bangladesch nachdrücklich auf, das Recht auf Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit zu respektieren, alle verhafteten Arbeiterinnen und Arbeiter freizulassen und die mit den Demonstrationen verbundenen Anklagen fallen zu lassen.“

Armutslöhne und Gewalt

Seit Dezember 2018 gingen in Bangladesch Tausende von Arbeiterinnen und Arbeitern aus Protest gegen zu niedrige Löhne auf die Strasse. Auch nach der aktuellen Lohnrevision 2018 reicht der Mindestlohn von umgerechnet 94 CHF nicht aus, um davon leben zu können: Der von der Asia Floor Wage berechnete Existenzlohn für eine Arbeiterin und ihre Familie ist 4 Mal so hoch. Mitte Januar wurden die Lohnproteste gewaltsam niedergeschlagen. Ein Arbeiter ist dabei gestorben, über fünfzig wurden durch Gummischrot und Wasserwerfer verletzt. Weitere fünfzig, darunter auch Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, wurden verhaftet und gegen mehr als 2500 Arbeiterinnen und Arbeiter wurde Anklage erhoben – ihnen drohen zum Teil lange Haftstraften.

Arbeitnehmende brauchen sichere Fabriken

Die Lohnproteste finden ausserdem zu einer Zeit statt, in der die Augen der Welt und der globalen Bekleidungsindustrie bereits auf Bangladesch gerichtet sind: Seit Juni 2018 sorgen Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof von Bangladesch für Unsicherheit über die Zukunft des Gebäudesicherheitsabkommens in Bangladesch (Accord). Der Accord hat die Arbeitssicherheit in der Bekleidungsindustrie nach dem Einsturz der Fabrik Rana Plaza 2013 nachhaltig verbessert.  Doch die Regierung möchte dem Büro des Abkommens nun die Befugnis entziehen und die Firmen selbst überprüfen – trotz fehlender Ressourcen und Infrastruktur. Die hart erkämpften Fortschritte der letzten fünfeinhalb Jahren drohen so zunichte gemacht zu werden. Für Public Eye und die Clean Clothes Campaign ist klar: Für die Sicherheit der Arbeiterinnen und Arbeiter ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Accord weiterläuft.

Weitere Infos hier oder bei:

Elisabeth Schenk, Koordinatorin Eilaktionen CCC, 044 277 79 14, elisabeth.schenk@publiceye.ch
Géraldine Viret, Mediensprecherin, 044 277 79 06, geraldine.viret@publiceye.ch