Die verheerenden Gesundheitsfolgen von Pestiziden

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Es ist schwierig, die Gesundheitsfolgen des Einsatzes von Pestiziden zu beziffern. Ein Bericht der UN-Umweltorganisation UNEP geht von jährlich schätzungsweise 385 Millionen unbeabsichtigten Pestizidvergiftungen aus.

Die Symptome reichen von Kopfschmerzen, Hautreizungen oder Übelkeit bis hin zu schweren Organschäden – und gemäss dem UNEP-Report (2021) enden jährlich mindestens 11‘000 Vergiftungsfälle tödlich.  Die überwiegende Mehrheit der Fälle betrifft Bäuer*innen und Landarbeiter*innen in Schwellen- oder wenig industrialisierten Ländern.

Hinzu kommen laut Weltgesundheitsorganisation jährlich bis zu 168‘000 Selbsttötungen durch Pestizideinnahme – das ist etwa ein Fünftel aller Suizide weltweit. Die Suizide sind ein tragischer Ausdruck der wirtschaftlichen Abwärtsspirale, in der insbesondere Kleinbäuer*innen und zu oft gefangen sind. Laut WHO ist das Verbot von hochgefährlichen und akut besonders giftigen Pestiziden ein effektives Mittel, um die Suizidrate auf dem Land zu senken. Das zeigen Erfahrungen aus Bangladesch, Südkorea oder Sri Lanka.

Doch akute Vergiftungen sind längst nicht das einzige Problem. Der wiederholte und langfristige Kontakt mit Pestiziden wird auch mit chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht, die zu den häufigsten Todesursachen unserer Gesellschaften geworden sind. Nur: Einen kausalen Zusammenhang zwischen Pestiziden und chronischen Erkrankungen herzustellen, ist oft schwer, da die Symptome sich in der Regel erst nach vielen Jahren entwickeln und oft durch vielfältige Faktoren verursacht oder begünstigt werden.

Doch die Beweise für den Zusammenhang zwischen Pestizidexposition und chronischen Krankheiten mehren sich.

© Lunaé Parracho/Reuters
Kalebi aus Lucas do Rio Verde leidet an Kinderleukämie, verursacht durch Pestizide.

Das Journal of Toxicology and Applied Pharmacology veröffentlichte 2013 eine Analyse der wissenschaftlichen Literatur, die «eine riesige Sammlung von Belegen» für den Zusammenhang zwischen Pestizidexposition und hohen Raten bei chronischen Krankheiten wie «verschiedenen Krebsarten, Diabetes, neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder amyotropher Lateralsklerose (ALS), angeborenen Fehlbildungen und Fortpflanzungsstörungen» darstelle.

Besonders gefährdet sind Kinder. Wenn sie in frühen und kritischen Entwicklungsphasen «aussergewöhnlichen Risiken» ausgesetzt seien, könne dies schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, warnt UNICEF. Auf dem Spiel steht also die Gesundheit der Jüngsten – und damit der zukünftigen Generationen.

Diese Warnungen stehen nicht isoliert da. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sowie weitere UN-Agenturen, Toxikologinnen und Toxikologen aus der ganzen Welt warnen vor den «katastrophalen Auswirkungen », die Pestizide «auf die Umwelt, die menschliche Gesundheit und die Gesellschaft insgesamt» haben, wie es die UN-Expertin Hilal Elver 2017 in einem Bericht formulierte.