Fast-Fashion-Flüge: Mit tonnenweise Luftfracht befeuern Zara und Onlineshops wie Shein die Klimakrise

Immer schneller, immer klimaschädlicher: Weil die Fast-Fashion-Industrie immer kurzlebigere Modetrends setzt, lässt sie hunderttausende Tonnen ihrer Produkte in der Welt herumfliegen. Führend sind dabei aufgrund ihres Geschäftsmodells der spanische Konzern Zara und globale Onlinehändler wie Shein. Public Eye hat das Phänomen «Flugmode» analysiert und fordert von den Unternehmen per Petition den Ausstieg aus dieser skandalösen Praxis.

Kleidung, Textilien und Schuhe sind keine verderblichen Güter. Aber dennoch werden sie per Flugzeug transportiert. Allein die Europäische Union hat 2022 weit über 700'000 Tonnen dieser Waren als Luftfracht importiert und exportiert. Das entspricht 7000 grossen Cargo-Flugzeugen oder rund 20 reinen Frachtflügen mit Modeprodukten – pro Tag. Dafür verantwortlich ist in erster Linie «Fast Fashion» und damit eine immer schneller drehende Modeindustrie, die dafür auch auf Flugzeuge als Transportmittel zurückgreift. Das lässt einerseits die Lieferzeiten schrumpfen, erhöht andererseits aber die logistischen Emissionen: Flugmode ist rund vierzehnmal klimaschädlicher als Kleidung, die hauptsächlich auf dem Seeweg transportiert wird. 

Kein Wunder, sind die Modekonzerne höchst intransparent bezüglich dieser Transportpraxis. Public Eye hat für einen exklusiven Report deshalb neben den spärlichen offiziellen Firmenangaben vor allem unabhängige Medien und detaillierte Zolldaten ausgewertet. Das Resultat: Das mit grossem Abstand höchste Flugfrachtaufkommen weist Inditex aus. Unabhängig vom Produktionsort landen praktisch alle Artikel des spanischen Mutterkonzerns von Zara & Co in grossen Verteilzentren, die der Konzern rund um den Flughafen Zaragoza in Nordostspanien betreibt. Dort werden die Waren geprüft und für den weltweiten Versand in die Läden konfektioniert. Und dort werden für Inditex wöchentlich auch rund 32 Frachtflüge mit jeweils rund 100 Tonnen Kleidern abgefertigt. Das entspricht weit über 1600 Flugbewegungen pro Jahr. 

Auch innerhalb der EU, wo Luftfracht nur einen geringen Zeitvorteil bietet, wird Mode geflogen. Allein 2022 waren es mindestens 42’658 Tonnen. Undurchsichtiger ist die Datenlage bei jener Flugmode, die nicht via Verteilzentren, sondern in Einzelpaketen direkt an Konsument*innen versandt wird. Der Onlinehändler Shein beispielsweise transportiert gewaltige Mengen aus China direkt per Luftpost in die Privathaushalte in aller Welt. Dazu ist der chinesische Modekonzern im Juli 2022 eine strategische Partnerschaft mit den China Southern Airlines eingegangen, Frachtflugzeuge dieser grössten asiatischen Fluggesellschaft pendeln exklusiv für Shein auf dessen Hauptrouten zwischen Guangzhou und Los Angeles respektive Amsterdam. 

Doch egal ob Zara, Shein oder andere Fast-Fashion-Firmen: Tonnenweise Kleider um die halbe Welt zu fliegen, ist angesichts der Klimakrise ein weiterer Skandal dieser umweltschädlichen und ausbeuterischen Branche. Deshalb fordert Public Eye in einer Petition vom Flugmode-Leader Zara, seine eigenen Nachhaltigkeitsziele ernst nehmen und auf klimaschädliche Luftfracht zu verzichten. 

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Oliver Classen, Mediensprecher, 044 277 79 06, oliver.classen@publiceye.ch
David Hachfeld, Textilexperte, 044 277 79 14, david.hachfeld@publiceye.ch