Nach US-Milliardenstrafe: NGOs fordern von Glencore interne Anti-Korruptionsmassnahmen

In den USA und Grossbritannien hat Glencore kürzlich die langjährige systematische Bestechung ausländischer Amtsträger*innen in acht Ländern weltweit zugegeben. Zusammen mit seinem spektakulären Schuldeingeständnis behauptete der Rohstoffkonzern, seine schä(n)dliche Unternehmenskultur gehöre nun der Vergangenheit an. Dies nicht zum ersten Mal, weshalb Public Eye gemeinsam mit NRGI, Oxfam America, RAID, Ressource Matters und Global Witness die Verantwortlichen am Zuger Hauptsitz auffordert, nun endlich wirksame Massnahmen einzuleiten. Die Geschäftspartner von Glencore, darunter Banken, Investoren und Handelsfirmen, sollten diese konkreten Schritte zur Vorbedingung für eine weitere Zusammenarbeit machen. Und globale Trading Hubs wie die Schweiz müssen endlich einen verbindlichen Gesetzesrahmen und eine behördliche Aufsicht für den Rohstoffhandel schaffen.

Letzten Mai bekannte sich Glencore in den USA und im Juni dann auch in Grossbritannien der Korruption schuldig und rechnet nun mit etwa 1,5 Milliarden US-Dollar an Strafzahlungen. Äquatorialguinea, Brasilien, Demokratische Republik Kongo, Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria, Südsudan und Venezuela: Laut offiziellen Gerichtsakten hat der in Zug ansässige Rohstoffkonzern über einen Zeitraum von zehn Jahren in mindestens acht Ländern, darunter einige der ärmsten der Welt, über 130 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern gezahlt. Mit diesen systematischen und vom Schweizer Hauptsitz zum Teil bewilligten Bestechungen sicherte sich Glencore z.B. lukrative Vorteile beim Zugang zu Rohstoffen, die auf Kosten der dieser Länder und ihrer Menschen ging. Wie ein US-Staatsanwalt erklärte, war «Bestechung Teil der Unternehmenskultur. Der Ton von oben war: was auch immer nötig ist».  

Anklagen in der Schweiz und Niederlanden könnten folgen, da die dortigen Behörden weiter gegen Glencore ermitteln, auch im Zusammenhang mit den fragwürdigen Verbindungen des Unternehmens zu Dan Gertler, der wegen Korruption auf höchster Ebene im Kongo mit US-Sanktionen belegt ist. Dass die seit 2020 offiziell ermittelnde Bundesanwaltschaft ihre Untersuchung nicht zusammen mit den ausländischen Partnerbehörden abschliessen konnte, ist unverständlich – auch weil dies etwa im Odebrecht/Petrobras-Komplex noch gelungen war. 

Damit die längst überfälligen und von der Konzernleitung nicht zum ersten Mal angekündigten Veränderungen in der Unternehmenskultur auch tatsächlich stattfinden, fordert Public Eye gemeinsam mit NRGI, Oxfam America, RAID, Ressource Matters und Global Witness von Glencore die Umsetzung folgender drei Kernmassnahmen: Transparenz bei allen Transaktionen mit Staatsunternehmen, Publikation einer griffigen Anti-Korruptionsstrategie sowie eine schnelle und umfassende Kompensation der Korruptionsopfer in den betroffenen Ländern. Geschäftspartner, Aktionär*innen und insbesondere Banken sollten die schrittweise Umsetzung dieser Massnahmen als Voraussetzung für künftige Kredite, Investitionen oder Zusammenarbeit nehmen und zudem das Korruptionsrisiko bei Glencore regelmässig prüfen. Schliesslich müssen die internationalen Rohstoffhandelszentren, namentlich die Schweiz und Grossbritannien, einen verbindlichen, globalen Standard zu schaffen, der eine Offenlegung von Zahlungen an Regierungen und Staatsunternehmen endlich auch im Rohstoffhandel garantiert. 

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David Mühlemann, Rohstoff- und Rechtsexperte, 044 277 79 24, david.muehlemann@publiceye.ch