NGOs fordern Produktionsstopp des Syngenta Pestizids

Zürich, 22.04.2002 - Arbeiter und Bauern, die regelmässg mit dem Pestizid Paraquat – von Syngenta unter dem Namen Gramoxone im Handel – in Kontakt kommen, haben mit ernsthaften Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die hohe Toxizität von Paraquat, zu dem kein Gegenmittel existiert, führt auch immer wieder zu Todesfällen. Dies bestätigt der heute veröffentlichte Bericht von der Erklärung von Bern, Foro Emaus (Costa Rica), Pesticide Action Network Asia Pacific (Malaysia), PAN UK (England) und der schwedische Gesellschaft für Umweltschutz. Die Organisationen fordern Syngenta am Vorabend ihrer ersten Aktionärsversammlung vom 23. April auf, das gefährliche Pestizid endlich aus dem Verkehr zu ziehen.

Das Total-Herbizid Paraquat, welches sämtliches Unkraut vertilgt, wird von Syngenta in über hundert Ländern verkauft. Es kommt auf Bananen-, Kakao-, Kaffee-, Baumwoll-, Palmöl-, Ananas-, Gummi- und Zuckerplantagen, aber auch bei Kleinbauern, ausgiebig zur Anwendung. “Paraquat wird wegen seiner gesundheitsschädigenden Wirkung auf die Anwender seit den 60er Jahren stark kritisiert. Doch die neue Paraquatfabrik in China und die Absicht, auch für das zukünftige Wachstum auf dieses veraltete und gefährliche Pestizids zu setzen, zeigt, dass die Konzernleitung von Syngenta alle Warnungen und Einwände in den Wind geschlagen hat”, sagt François Meienberg von der Erklärung von Bern. Arbeiterinnen auf Palmölplantagen in Malaysia beklagen sich über stechende Bauch- und Kopfschmerzen sowie Nasenbluten.

Interviews mit Arbeitern auf indonesischen Plantagen bestätigen den gesundheitsschädigenden Befund: Routinemässige Anwender leiden an Sehschwächen, Atemnot, Hautverletzungen und Durchfall. Die Betroffenen führen diese Symptome auf Paraquat zurück, das sie jeden zweiten Tag versprühen. Die Produktetikette nennt als Hersteller die PT Zeneca Agri Products Indonesia (heute Syngenta). “Wie kann Syngenta – die weltgrösste Herstellerin von agrochemischen Produkten, die stolz auf ihre Prinzipien und ihre Leistungen in Sachen Sicherheit verweist – eine Fortsezung der Paraquatherstellung überhaupt rechtfertigen?” fragt Barbara Dinham von PAN UK.

Auf den Bananenplantagen in Costa Rica wird jährlich das Äquivalent von 65 kilo Pestizid pro Arbeiter versprüht und Vergiftungen sind häufig. Unter einem Ökolabel-Programm ging die Zahl der Paraquat-Verletzungen zwischen 1993 und 1996 um 40 Prozent zurück. “Der Grund dafür ist denkbar einfach”, sagt Hermosilla Barrientos vom Foro Emaus in Costa Rica , “zwischen 1993 und 1996 wurde weniger Paraquat verwendet.” Foro Emaus gehört zu einer Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, welche seit Juni 2000 ein Paraquat-Verbot in den Bananenplantagen Lateinamerikas fordern." Sieben europäische Staaten und vier Entwicklungsländer haben inzwischen Paraquat verboten oder dessen Anwendung stark eingeschränkt.

In der Schweiz ist die das Produkt nicht zugelassen. Für die Schwedische Aufsichtsbehörde KEMI ist Paraquat zum Gebrauch schlichtweg ungeeignet – trotz der hohen Sicherheitsnormen in diesem Land. “Neben den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit fürchten die Behörden auch die Anreicherung von Paraquat im Boden. Studien weisen auf die negativen Auswirkungen von Paraquat auf Säugetiere, Vögel, Fische und Amphibien hin.

In Schweden sind wir der Ansicht, die einzig sichere Art Paraquat zu verwenden sei, es nicht zu verwenden”, sagt Göran Eklöf vom SSNC. Die fünf Umwelt- und Entwicklungsorganisationen weisen in einem heute veröffentlichten Bericht darauf hin, dass alternative Methoden zur Unkrautkontrolle durchaus existieren. „Es ist höchste Zeit, dieses veraltete Unkrautvertilgungsmittel aus dem Verkehr zu ziehen und stattdessen ausreichende Mittel für die Entwicklung von Agrarprodukten bereit zu stellen, die auf der ganzen Welt eine sichere ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen“, fordert François Meienberg von der Erklärung von Bern, die verantwortlichen von Syngenta auf.