Gold: Bundesrat nimmt Raffinerien unter die Lupe

Die Recherchen der Erklärung von Bern (EvB) zum Schweizer Geschäft mit schmutzigem Gold zeigen Wirkung: Nun will der Bundesrat in einem Bericht ausleuchten, wie Schweizer Firmen in Menschenrechtsverletzungen beim Goldabbau verwickelt sind.

„Der Bundesrat hält es für richtig, verantwortungsvoll und nützlich, einen klaren Überblick über die Situation des Goldsektors in der Schweiz zu haben“ – mit diesen Worten hat Aussenminister Didier Burkhalter dem Ständerat am 1. Dezember empfohlen, ein Postulat von Luc Recordon anzunehmen.

Der Alt-Ständerat aus dem Kanton Waadt (Grüne) verlangt darin vom Bundesrat, aufzuzeigen, wie die Schweiz in den Handel mit schmutzigem Gold involviert ist. Dass das Postulat überwiesen wurde, ist vor allem auch für uns von der EvB ein grosser Erfolg. Denn es war unsere Recherche über Tonnen „togolesischen“ Goldes, die Recordon zu seinem Vorstoss veranlasst hatte.

Im September 2015 hatten wir öffentlich gemacht, dass mindestens sieben Tonnen Gold, die die Tessiner Raffinerie Valcambi im Jahr 2014 importiert hat, nicht wie offiziell deklariert aus Togo stammten, sondern aus Burkina Faso, wo fast ebenso viele Kinder wie Erwachsene ungeschützt und ungesichert in handwerklich betriebenen Minen placken. Medien in der ganzen Schweiz – von der Rundschau über die Zeitung La Liberté bis zum RSI-Programm Telegiornale – berichteten über unsere Recherche.  

Recordons Vorstoss verlangt nun vom Bundesrat, abzuklären, ob die in den Goldhandel involvierten Schweizer Firmen die  UNO-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte befolgen – und Massnahmen vorzuschlagen, mit denen gegen Unternehmen vorgegangen werden kann, die dies nicht tun. Man kann gespannt sein. Zwar erkennt der Bundesrat an, dass vom Goldhandel für die Schweiz ein „Reputationsrisiko“ ausgeht, bisher aber ziert er sich davor, den Unternehmen rechtliche Vorgaben zu machen.

Unsere Recherche hat exemplarisch aufgezeigt, dass freiwillige Initiativen der Branche nicht ausreichen. Es bleibt zu hoffen, dass es der Bundesrat diesmal wagt, eine objektive Analyse des Goldhandels in der Schweiz vorzunehmen und mutige Vorschläge macht, wie sich in Zukunft verhindern lässt, dass dreckiges Gold hierzulande  „gewaschen“ wird.

Valcambis Slalom-Kommunikation zu unseren Vorwürfen

Konsequente Kommunikation geht anders: Als wir die Tessiner Raffinerie Valcambi im Mai 2015 mit Fragen zur Herkunft ihres „togolesischen“ Goldes konfrontierte, verlangte sie von uns, dass wir ihr zuerst die Dokumente, die unsere Erkenntnisse stützen, unterbreiten. Als wir das nicht taten, hüllte sich das Unternehmen in Schweigen – bis unsere Recherche publiziert wurde und sich auch die Medien für den Fall zu interessieren begannen.

Zuerst teilte Valcambi der Öffentlichkeit mit, unsere Vorwürfe seien „unbegründet und falsch“. Kurz darauf gab die Firma bekannt, eine interne Untersuchung einzuleiten. Anfang Oktober 2015 klang es in einer neuerlichen Medienmitteilung dann plötzlich so: Man nehme den Inhalt unserer Recherche „extrem ernst“ und habe die Importe von Gold aus Burkina Faso temporär suspendiert, bis die Resultate weiter reichender Abklärungen vorlägen. Man werde mit der Hilfe externer Fachleute die internen Sorgfaltsprüfungsprozesse unter die Lupe nehmen. Wenn Worte so wenig Bestand haben, sind es erst recht die Taten, die zählen. Wir bleiben dran.