Der Kakaomarkt

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Das chronische Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt auf dem Kakaomarkt zu grossen Preisschwankungen. Auch Klima und Schädlinge und damit Erntevolumen sind Faktoren, die die Preisentwicklung unberechenbar machen. Die Volatilität weckt wiederum das Interesse von SpekulantInnen, die eine stabile Preisentwicklung verunmöglichen. Der Lebenszyklus eines Kakaobaums (erst nach drei bis fünf Jahren wirft er eine interessante Ernte ab) erlaubt es den Kakaoanbauenden jedoch nicht, schnell auf Veränderungen in der Nachfrage zu reagieren.

Der reale Kakaopreis hat sich laut einem Bericht des Südwind Instituts für Ökonomie und Ökumene zwischen 1980 und 2012 ungefähr halbiert. Zwischen Herbst 2016 und Frühling 2017 fiel der Preis noch weiter, in der Elfenbeinküste, dem weltweit grössten Produktionsland, um bis zu 35 Prozent.

Graphik aus dem Kakaobarometer 2018.

Ursache des Preisverfalls in den 1990er Jahren waren nicht nur gestiegene Erntemengen. Unternehmensfusionen, verbesserte Transportmöglichkeiten, moderne Kommunikationstechnologie sowie effizientere Börsengeschäfte verringerten die Notwendigkeit der Vorratshaltung in Lagern. Die Reduzierung der Lager wiederum führte durch den zusätzlich auf den Markt gebrachten Kakao zu sinkenden Preisen. Zwar stieg der Kakaopreis wieder und erreichte im März 2011 aufgrund der politischen Krise in der Elfenbeinküste kurzzeitig 3'730 US-Dollar. Doch nachfolgende Rekordernten und damit Überproduktion, eine stagnierende Nachfrage sowie Spekulation führten zu einem erneuten Preiszerfall und einem historischen Tiefpreis von unter 2‘000 USD pro Tonne Anfang 2017. Während sich die Verarbeiter von Rohkakao und von Schokolade über langfristige Lieferverträge sowie Absicherungsgeschäfte an den Kakaobörse gegen Preisschwankungen absichern können, haben die Bauernfamilien praktisch keinen Schutz vor fallenden Preisen.

Was gehört zu einer fairen Preispolitik?

Wichtige Elemente einer gerechteren Preispolitik sind die Berechnung eines existenzsichernden Einkommens, die Festlegung eines Mindestpreises, die teilweise Vorfinanzierung der kommenden Ernte und eine gewisse Preisstabilität. Diese kommt u.a. durch langjährige Handelsbeziehungen zustande und erlaubt es Kakaoanbauenden, Risiken und Investitionen berechnen zu können.

Auch die Förderung einer verstärkten Wertschöpfung in den Anbauländern trägt dazu bei, dass die lokalen Familien ein höheres Einkommen erwirtschaften können.

Der Kakaomarkt in Ghana und Elfenbeinküste

Die Elfenbeinküste und Ghana produzieren zusammen etwa 60 Prozent des weltweit verwerteten Kakaos. Die beiden Hauptproduzenten greifen mittels regulatorischer Massnahmen in ihre Kakaomärkte ein, im Gegensatz zu vielen weiteren Produktionsländern in Lateinamerika oder Asien.

Elfenbeinküste

Im Jahr 2012 hat die Regierung der Elfenbeinküste Reformen des Kakaosektors an die Hand genommen und den Kaffee-Kakao-Rat (Conseil du Café-Cacao) gegründet, dessen Vorgängerbetrieb während der Liberalisierung vor 20 Jahren aufgelöst wurde. Der Kaffee-Kakao-Rat dient einerseits als Plattform für den Dialog zwischen Privatsektor und Staat, andererseits als Marketinggremium des ivorischen Kakaosektors. Die für die Bäuerinnen und Bauern wohl wichtigste Funktion ist das Festsetzen eines Mindestpreises, den diese für ihre Kakaobohnen bekommen. So garantiert der Staat den Bauernfamilien eine minimale finanzielle Sicherheit und Preisstabilität. Doch auch dieser Mindestpreis reicht für die Bäuerinnen und Bauern nicht zum Leben und ist weit von einem existenzsichernden Einkommen entfernt.

Ghana

Auch Ghana, der weltweit zweitgrösste Produzent von Kakaobohnen reguliert den Kakaosektor. Die staatliche Kakaobehörde, das Cocoa Marketing Board (COCOBOD), legt ebenfalls einen Mindestpreis fest, den die Bäuerinnen und Bauern für Kakao erhalten. Wie in der Elfenbeinküste ist jedoch auch dieser weit von einem existenzsichernden Einkommen entfernt. Das COCOBOD überwacht und reguliert den Handel sowie die Qualität des Kakaos, unterhält Forschungsstationen zur Zucht ertragreicherer Kakaosorten und soll Bauern und Bäuerinnen mit subventionierten Düngermitteln und Pestiziden versorgen. Darüber hinaus ist ausschliesslich eine Unterorganisation des COCOBOD dazu berechtigt, Kakao aus Ghana zu exportieren. Trotz einiger positiver Ansätze bleiben die Lebensbedingungen des grössten Teils der vom Kakaoanbau lebenden Familien schlecht, Kinderarbeit ist auf ghanaischen Kakaoplantagen weiterhin verbreitet. Zudem sah sich das COCOBOD in den letzten Jahren auch vermehrt mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.