Prekäre Lebens- und Arbeits­be­din­gungen

© George Osodi/Panos
Die Kakaoanbauenden selbst nennen die unzureichende Infrastruktur als eines ihrer Hauptprobleme. Die hohen auf den Kakaoexport erhobenen Steuern fliessen kaum in die Kakao-Anbauregionen zurück. Die staatliche Infrastruktur weist grosse Mängel auf.

Viele Dörfer haben keinen Zugang zu einem sauberen Trinkwassersystem und zu Stromversorgung, sind nicht ganzjährig über Strassen erreichbar und von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Fehlende Bildungsmöglichkeiten, Umweltprobleme und gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen kommen dazu.

Mangelnder Zugang zu Bildung

Eine solide Grundbildung ist Voraussetzung dafür, dass sich die Kakaoanbauenden organisieren und ihre Verhandlungsposition verbessern können. Da jedoch die Bäuerinnen und Bauern häufig weder lesen noch schreiben können, wird die Organisation untereinander sowie Verhandlungen mit den Abnehmern und Abnehmerinnen deutlich erschwert.

Neben dem Mangel an Schulen sind vor allem die ökonomischen und sozialen Umstände der Kakaobauernfamilien verantwortlich für den tiefen Bildungsstand der Bäuerinnen und Bauern. Damit die Familien überleben können, werden die Kinder oft als Arbeitskräfte eingesetzt und so rückt wiederum deren Schulbildung in den Hintergrund. Zudem fällt häufig die grosse Kakaoernte mit dem Anfang des Schuljahres zusammen, so dass die Kinder diesen verpassen.

Gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen

Die Bepflanzung der Kakaoplantagen, die Ernte und Verarbeitung der Früchte erfolgen in Handarbeit. Die Arbeitsbedingungen auf den Kakaoplantagen sind prekär und bergen Gesundheitsrisiken für die Anbauenden, welche nur selten über eine Krankenversicherung verfügen. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • Rückenprobleme durch das Tragen der schweren Lasten - die Pflanzerinnen und Bauern tragen die Früchte auf dem Rücken,
  • Atembeschwerden und Hauterkrankungen wegen mangelnder Schutzkleidung gegen Pestizide, denen auch die Kinder ausgesetzt sind,
  • Grosse Verletzungsgefahr beim Öffnen der Kakaofrüchte mit Macheten,
  • Migränebeschwerden aufgrund der häufig sehr langen Arbeitszeiten

Umweltprobleme

In der Elfenbeinküste wurde die Anbaufläche für Kakao nach der Unabhängigkeit 1960 massiv erweitert. Der Ausbau der Kakaopflanzungen verschlang immer grössere Flächen und das Land wurde knapp. Hunderttausende Arbeitskräfte aus den Nachbarstaaten kamen ins Land, um auf den Plantagen zu arbeiten oder diese selbst anzulegen und zu bewirtschaften.

Inzwischen sind die Böden in ganz Westafrika derart ausgelaugt, dass unklar ist, ob die derzeitigen Anbauflächen überhaupt noch langfristig nutzbar sind. Dazu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, die in Westafrika bereits spürbar sind und sich weiter verschärfen.

Ein grosses Problem ist zudem die Abholzung. In Westafrika sind unter anderem aufgrund des Kakaoanbaus über 90 Prozent der Urwälder verschwunden, was die Biodiversität bedroht und den Klimawandel weiter vorantreibt. Immer mehr Plantagen werden mangels Alternativen in sogenannten Schutzgebieten angelegt.