Produktion

Rund die Hälfte aller Handys wird in China hergestellt. Seitdem die Lohnkosten dort steigen, wird jedoch vermehrt auch in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam oder Indien produziert. Die Arbeitsbedingungen sind meist prekär.

Lange Arbeitszeiten bei wenig Lohn

Die regulären Arbeitszeiten in der Elektronikindustrie liegen zwischen acht und elf Stunden pro Tag, an sechs Tagen pro Woche. Hinzu kommen zahlreiche Überstunden. Diese werden entweder angeordnet, oder die Angestellten melden sich „freiwillig“, weil der Grundlohn nicht zum Überleben reicht. Bei Hochbetrieb müssen Beschäftigte auf ihren Freitag verzichten und über elf  Stunden pro Tag arbeiten.  Vom sowieso schon kläglichen Lohn werden Unterkunft (enge Schlafsäle mit bis zu zwölf Betten) und Verpflegung abgezogen.   Wer Fehler macht, Regeln missachtet oder bei der Arbeit einschläft, wird genau so gebüsst wie jemand der krankheitshalber ausfällt.

Angestellte beim Apple-Zulieferer Pegatron in der Nähe von Shanghai verdienen $1.50 pro Stunde, 268 US-Dollar pro Monat (ohne Überzeit). Das ist weniger als die Hälfte des lokalen Durchschnittseinkommens (764 US-Dollar) und liegt weit unter dem, was zum Überleben in Shanghai notwendig wäre.

Repressive Arbeitsbedingungen

Die monotone Arbeit am Fliessband ist mit vielen Restriktionen verbunden: Sprechen ist verboten,  und wer  zur Toilette muss oder Wasser trinken will, braucht die Erlaubnis des Vorgesetzten. Pausen sind kurz und werden z.T. willkürlich gestrichen. Junge, unverheiratete Frauen - in China häufig Wanderarbeiterinnen- werden bevorzugt eingestellt, da sie bereit sind, zu niedrigsten Löhnen zu arbeiten.

Gewerkschaften werden – wenn es überhaupt welche gibt – oft vom Management der Firma kontrolliert oder ihre Rechte werden wie in China durch staatliche Gesetze beschnitten. Setzen sich die Beschäftigten für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein, droht ihnen die Entlassung.

Gesundheitsrisiken

Bei der Herstellung von Handys werden diverse giftige Chemikalien eingesetzt. Die ArbeiterInnen sind den gefährlichen Stoffen oft schutzlos ausgeliefert, da angemessene Kleidung oder Sicherheitstrainings fehlen. Folgen des häufigen Kontakts mit den Chemikalien sind Haut- und Atemwegserkrankungen, Leberschäden oder Krebs. Bei Schwangeren kann es zu Fehlgeburten oder Schädigungen der Kinder kommen. Auch die monotonen Bewegungsabläufe, schlechte Belüftung und der Lärm führen zu Beschwerden. Durch die überlangen Arbeitszeiten und den hohen Leistungsdruck ist zudem die Gefahr von Unfällen gross.

Foxconn 

Exemplarisch werden die Arbeitsbedingungen am Beispiel von Foxconn – offiziell Hon Hai Precision Industry. Die Firma mit Sitz in Taiwan fertigt mindestens 40% aller Elektronikprodukte weltweit. Über 1,5 Millionen Menschen arbeiten für das Unternehmen, in China ist der Konzern mit über einer Million Angestellten der grösste private Arbeitgeber. Foxconn produziert auch in Indien, den USA, Mexiko und Europa. Einer der wichtigsten Auftraggeber ist Apple, aber auch andere bekannte Firmen wie Nokia, Sony oder Motorola lassen bei Foxconn produzieren.

Das Unternehmen steht seit mehreren Jahren massiv in der Kritik: 2010 begehen innert weniger Wochen 14 Angestellte Suizid. Foxconn bestreitet, dass die schlechten Arbeitsbedingungen Grund dafür waren. Obwohl der Konzern seit 2010 die Löhne zum Teil angehoben hat und mit Apple und der Fair Labor Association an Verbesserungen arbeitet, reissen die Negativ-Schlagzeilen wie Berichte über die Beschäftigung von Minderjährigen, Massenschlägereien oder Streiks nicht ab. Im Frühling 2013 begingen erneut drei Angestellte Suizid.

Foxconn ist leider keine Ausnahme: Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Samsung oder bei Firmen wie Pegatron oder Riteng sind – auch ausserhalb Chinas – ähnlich prekär.

Nokia

In der Nokia Sonderwirtschaftszone im südindischen Sriperumbudur arbeiten etwa 25‘000 Menschen. Nokia kann Komponenten zollfrei in die Zone einführen und Fertigprodukte weitgehend steuerfrei exportieren. Den Strom erhielt die Firma in den ersten 5 Jahren gratis, nun zahlt sie einen Spezialtarif. Für die 850 km2 Land zahlt Nokia eine symbolische Pacht von einer Rupie pro Jahr. Obwohl in der Nokia-Zone formal alle indischen Arbeitsgesetze gelten, schränken Spezialregelungen das Recht auf Organisierung und Kollektivverhandlungen ein. Streiks müssen 14 Tage im Voraus angemeldet und bei der Aufnahme von Verhandlungen ausgesetzt werden. Angesichts der enormen staatlichen Einbussen fragen sich Kritiker und Kritikerinnen zu Recht, ob die vom Staat gewährten Vorteile  durch die Schaffung von blossen Arbeitsplätzen gerechtfertigt sind – v.a. weil diese ja mit einer Einschränkung der Arbeitsrechte einhergehen.