Der Schweizer Modefonds
Mit dem Schweizer Modefonds sagen wir Fast Fashion den Kampf an.
100’000 Tonnen Schweizer Altkleider pro Jahr, ausbeuterisch produziert, hastig konsumiert, als Müll verbrannt oder exportiert – aus den Augen, aus dem Sinn?
Wir fordern: Regulieren statt Ignorieren. Wer Wegwerfmode verkauft, muss für die Schäden zahlen.
Für neue verkaufte Kleidung zahlt die Modeindustrie in den Schweizer Modefonds ein. Der Clou: Je nachhaltiger die Produkte, umso geringer der Beitrag. So setzen wir starke Anreize für gute, faire und langlebige Mode.
Mit dem Schweizer Modefonds boosten wir die Modewende
Wir fördern günstigere Reparaturen, mehr Secondhand-Angebote, hochwertiges Recycling, nachhaltigere Produktion. Wir schaffen eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für gute Mode in der Schweiz, statt unseren Fast-Fashion-Müll weiter auf anderen Kontinenten abzuladen.

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Unsere Unterstützer*innen
Weshalb Organisationen, Verbände und Privatpersonen den Vorschlag für einen Schweizer Modefonds unterstützen.
FAQ - Fragen und Antworten zum Fonds
Weitere Informationen
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Was ist der Schweizer Modefonds?
Der Schweizer Modefonds ist eine von Public Eye vorgeschlagene Massnahme, um die negativen Auswirkungen der Fast Fashion in der Schweiz zu bekämpfen. Wer neue Textilprodukte verkauft, herstellt oder importiert, soll einen Beitrag in den Fonds einzahlen. Mit dem Geld sind verschiedene Massnahmen zu finanzieren, die eine nachhaltigere Modeindustrie fördern, wie zum Beispiel günstigere Reparaturen, mehr Angebote von Secondhand-Kleidung, ein besseres Recycling von Textilien in der Schweiz (statt der Entsorgung im Ausland) sowie eine umweltfreundlichere und fairere Produktion von Mode.
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Warum braucht es diesen Fonds?
Jährlich fallen in der Schweiz rund 100'000 Tonnen Altkleider an. Diese werden oft unter schlechten Bedingungen hergestellt, nur kurze Zeit getragen und dann als Abfall verbrannt oder in andere Länder exportiert. Kaum etwas wird rezykliert. Das widerspricht den Zielen der Schweiz für eine nachhaltige Entwicklung. Der Bundesrat selbst hat darauf hingewiesen, dass im Bereich Textilien wirksame Massnahmen fehlen, um den Konsum und die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Der Schweizer Modefonds soll hier einen wichtigen Beitrag leisten und eine Trendumkehr, weg von Fast Fashion, anstossen.
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Wer zahlt in den Fonds ein?
Die Verantwortung für die Einzahlung in den Schweizer Modefonds liegt bei den Händlern, Herstellern und Importeuren von neuen Konsumgütern aus den Bereichen Heimtextilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren. Sie sollen pro Stück oder pro Mengeneinheit einen Beitrag in den Fonds leisten, wenn sie diese Produkte in der Schweiz verkaufen.
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Und was ist mit ausländischen Onlinehändlern wie Shein oder Zalando?
Der Vorschlag sieht vor, dass die Modeabgabe von allen Händlern und Herstellern entrichtet werden muss, die neue Textilprodukte in der Schweiz in Verkehr bringen. Das schliesst auch ausländische Onlinehändler wie Shein, Temu oder Zalando ein. Im Onlinehandel könnten die Betreiber der Verkaufsplattformen diese Beiträge stellvertretend einzahlen. Damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt, sollen alle Anbieter, die Mode in der Schweiz verkaufen, ihren Beitrag leisten.
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Und was ist mit Menschen, die sich diesen Aufschlag nicht leisten können?
Es ist verständlich, dass Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf einkommensschwache Haushalte bestehen. Die Belastung kann jedoch gemildert werden:
- Einerseits passen sich Sozialhilfeleistungen an Preisentwicklungen an. Sie orientieren sich in der Schweiz am Grundbedarf für den Lebensunterhalt inklusive eines durchschnittlichen Warenkorbs, zu dem auch Kleider und Schuhe gehören.
- Andererseits fördert der Schweizer Modefonds das Angebot an günstigeren Secondhand- und reparierten Kleidungsstücken sowie langlebigeren Neuwaren, was gerade für Haushalte mit kleinem Budget eine Entlastung darstellen kann.
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Aber dann nimmt doch einfach der Einkaufstourismus noch mehr zu!
Im vorgeschlagenen Umfang dürfte der Aufschlag für den Fonds kein entscheidender Faktor sein, um extra im Ausland einzukaufen, schliesslich ist dies auch mit Aufwand und Kosten verbunden. Zudem ist es bereits heute so, dass Einkäufe über der Wertfreigrenze von 150 Franken pro Person beim Grenzübertritt angemeldet werden müssen. Dies geschieht inzwischen einfach elektronisch per App. Es wäre denkbar, dass künftig auf diesem Weg auch einfach im gleichen Prozess die Beiträge für den Schweizer Modefonds erhoben werden könnten, wenn die entsprechenden Freigrenzen überschritten werden. So könnten Ausweichbewegungen minimiert werden.
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Wie viel muss man pro Kleidungsstück bezahlen?
Die Beiträge sind von Händlern und Herstellern und nicht direkt von Konsument*innen zu zahlen. Doch es ist wahrscheinlich, dass die Unternehmen die Beiträge in den Verkaufspreis einpreisen. Die genaue Höhe der Beiträge ist noch nicht festgelegt und soll in regelmässigen Abständen überprüft und angepasst werden, damit die vorgesehene Wirkung erzielt wird. Der Vorschlag nennt aber erste Schätzungen zur Veranschaulichung: Für Socken und Unterwäsche könnten es etwa 0.5 bis 1 CHF pro Artikel, Paar oder Set sein, und für einfache Oberbekleidung vielleicht 1 bis 2 CHF pro Stück. Diese Beträge sind aber noch nicht definitiv.
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Werden nachhaltige Produkte oder Secondhandkleider günstiger?
Ein wichtiger Teil des Vorschlags ist, dass Produkte, die nachweislich nachhaltiger sind, weniger oder gar keine Beiträge in den Schweizer Modefonds zahlen müssen. Bei Secondhand-Artikeln soll zum Beispiel ganz auf einen Beitrag verzichtet werden. Tiefere Beiträge sind vorgesehen für Produkte aus biologisch angebauten Fasern, aus recycelten Alttextilien, die unter guten und fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden, beispielsweise mit existenzsichernden Löhnen für die Arbeiter*innen. Der Fonds schafft damit einen finanziellen Anreiz für Händler und Hersteller, mehr nachhaltige Mode anzubieten.
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Was passiert mit dem Geld im Fonds?
Die Einnahmen aus dem Schweizer Modefonds sollen eingesetzt werden, um die Nachhaltigkeit im Textilsektor zu verbessern. Es könnten Programme zur Sensibilisierung und Beratung von Konsumenten und Unternehmen finanziert werden, ebenso Massnahmen zur Förderung einer längeren Nutzungsdauer von Kleidung wie Reparaturboni oder Nähkurse. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unterstützung von besseren Systemen zum Sammeln, Sortieren und Verwerten von Alttextilien, um die Wiederverwendung in der Schweiz zu erhöhen. Auch Beiträge zu internationalen Programmen für bessere Arbeitsbedingungen und der Schutz von Menschenrechten in der globalen Textilproduktion sind denkbar, ebenso wie die Unterstützung von Produzentinnen und Produzenten beim Umstieg auf ökologischen Faseranbau und die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich nachhaltiger Textilien.
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Wie werden die Mittel des Fonds aufgeteilt?
Die Mittel sollten zu etwa gleichen Teilen in drei Hauptbereiche investiert werden: 1. Verlängerung der Lebensdauer von Kleidung; 2. Sammlung, Recycling und umweltfreundliche Entsorgung von Textilien sowie Forschung und Entwicklung, 3. Förderung einer sozial und ökologisch nachhaltigeren Produktion von Mode.
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Wie würde der Fonds günstigere Reparaturen fördern?
Ziel ist es, Reparaturen attraktiver und günstiger zu machen, um so die Lebensdauer von Textilien zu verlängern und die Menge an Textilabfällen zu reduzieren. Konsumentinnen und Konsumenten könnten beispielsweise einen Gutschein oder einen direkten Rabatt auf die Reparaturkosten erhalten. Ein solches System gibt es bereits in Frankreich, wo die Textilabgabe mit einem Reparaturbonus für Schuhe gekoppelt ist.
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Hilft der Fonds der Umwelt?
Ja, der Fonds soll einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Durch die Lenkungswirkung der Abgabe sollen weniger umweltschädliche Produkte nachgefragt werden. Die Anreize für nachhaltigere Produkte fördern umweltfreundlichere Produktionsweisen und Materialien. Und die Finanzierung von Recycling und längerer Nutzung von Kleidung soll dazu beitragen, die Abfallmengen und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.
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Was ist mit fairen Arbeitsbedingungen?
Der Schweizer Modefonds berücksichtigt auch soziale Aspekte. Er sieht vor, dass Produkte, die unter guten Arbeitsbedingungen und mit fairer Entlohnung hergestellt wurden, von geringeren Beiträgen profitieren können. Zudem sollen über den Fonds auch internationale Programme unterstützt werden, die sich für bessere Arbeitsbedingungen und den Schutz der Menschenrechte in der Textilindustrie einsetzen.
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Ist der Schweizer Modefonds eine Belastung für die Wirtschaft oder eher eine Chance?
Der Fonds schafft starke Anreize für Innovationen im Bereich nachhaltiger Materialien, langlebiger Produkte und zirkulärer Geschäftsmodelle. Dies kann dazu führen, dass Schweizer Unternehmen eine Vorreiterrolle in einem wachsenden Marktsegment einnehmen und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken. Zudem fördert der Fonds lokale Wirtschaftskreisläufe durch die Unterstützung von Reparaturdienstleistungen, Secondhand-Anbietern und Recyclingunternehmen.
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Was ändert sich für mich als Konsument*in?
Kurzfristig könnten Konsument*innen möglicherweise einen leichten Preisanstieg bei neuen, nicht-nachhaltigen Modeartikeln bemerken. Langfristig soll der Fonds aber dazu führen, dass die Auswahl an qualitativ hochwertigeren, langlebigeren und nachhaltigeren Produkten steigt. Zudem könnten Reparaturdienstleistungen zugänglicher und günstiger werden, und auch das Angebot an Secondhand-Mode könnte attraktiver werden.
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Gibt es ähnliche Projekte in anderen Ländern?
Ja, der Vorschlag verweist auf Beispiele in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn, die bereits ähnliche mengenabhängige Abgaben auf Textilien eingeführt haben, oft in Kombination mit Massnahmen zur Förderung von Reparatur und Recycling. Diese Beispiele zeigen, dass das Konzept durchaus in anderen Kontexten funktioniert.
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Wer kontrolliert den Fonds und seine Verwendung?
Die genaue Steuerung und Kontrolle des Schweizer Modefonds sollen in einem Gesetz und einer Richtlinie festgelegt werden. Es ist vorgesehen, dass verschiedene Interessengruppen und Expert*innen aus Industrie, Handel, Kreislaufwirtschaft, Konsument*innenschutz und Wissenschaft in die Ausgestaltung und Bewertung des Fonds einbezogen werden. Die fachliche Aufsicht soll beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) liegen; das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) soll für die Erhebung und Verwaltung der Beiträge zuständig sein.
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Ist der Fonds eine neue Steuer?
Nicht ganz, auch wenn es Ähnlichkeiten gibt. Es handelt sich bei der Abgabe für den Fonds nicht um eine Steuer im klassischen Sinne, die sich am Wert von Produkten bemisst und im Bundeshaushalt landet, sondern um eine Lenkungsabgabe pro Artikel, die in einem zweckgebundenen Fonds fliesst. Ziel ist es, umweltschädliche und sozial ungerechte Produktionsweisen weniger attraktiv zu machen und nachhaltigere Alternativen zu fördern.
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Was ist Fabric Loop und was sind die Unterschiede zum Schweizer Modefonds?
Fabric Loop ist eine Initiative des Branchenverbands Swiss Textiles und einiger engagierter Unternehmen. Ziele sind das Schliessen der Stoffkreisläufe, mehr Transparenz und die stärkere Ausrichtung des Produktdesigns auf Kreislauffähigkeit. Zur Finanzierung der Vorhaben sollen vorgezogene Recyclingbeiträge eingeführt werden.
Der Vorschlag für den Schweizer Modefonds geht in einigen Punkten weiter als Fabric Loop: Er zielt beispielsweise mit stärkerer Lenkungswirkung direkt auf die Reduktion von Fast Fashion. Zudem sollen aus dem Fonds auch Massnahmen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette gefördert werden.
Der Modefonds ist aktuell der weitreichendste Vorschlag im Schweizer Diskurs, doch er ist nicht gegen andere Vorschläge gerichtet. Jede Initiative für langlebigere Mode und zur Eindämmung von Fast Fashion ist willkommen.
