Mode-Konsum: Was können wir tun?

© Rowan Thornhill
Es gibt viele Möglichkeiten wie wir uns für bessere Bedingungen in der Mode-Industrie einsetzen können. Die Art und Weise, wie wir zu unserer Kleidung kommen und wie wir sie nutzen, macht einen Unterschied.

Haben wir es als Konsumentinnen und Konsumenten in der Hand, die Modeindustrie zu revolutionieren? Ja und Nein.

Ja, weil wir mit unserem eigenen Konsumverhalten wichtige Impulse setzen können. Wir können uns bewusst gegen den Fast-Fashion-Trend stellen. Wir können uns dagegen entscheiden, immer mehr in immer schnelleren Zyklen zu kaufen. Wir können jene Initiativen und Unternehmen unterstützen, die bewusst andere, nachhaltigere Wege gehen und damit aufzeigen, dass eine soziale und ökologische Bekleidungsindustrie möglich ist. Ja, weil jede Bewegung von vielen, scheinbar kleinen Einzelschritten getragen wird.

Nein, weil grosse Veränderungen, wie wir sie in der Mode-Industrie benötigen, nicht allein durch ein verändertes Konsumverhalten kommen werden. Nein, weil keineswegs nur die Nachfrage das Angebot bestimmt. Nein, weil die mächtigen Player in der Mode-Industrie von den ausbeuterischen und umweltschädlichen Strukturen profitieren. Weil tatsächliche Veränderung auch Umverteilung von Macht und Gewinnen in den Wertschöpfungsketten verlangt und jene, die Macht und Gewinne teilen müssten, alles daran setzten, eine tatsächliche Revolution in der Modeindustrie zu verhindern.

Wir haben viele Hebel zur Veränderung in der Hand. Unser Konsumverhalten ist einer davon. Wichtig ist jedoch, dass wir auch die anderen nutzen. Auch als politische Bürgerin, als Aktivist, als Unternehmerin oder als kritische Stimme haben wir es in der Hand, die politischen Rahmenbedingungen, die Realitäten in der Industrie und unseren gesellschaftlichen Umgang mit Mode zu beeinflussen. 

Im Folgenden eine kleine Liste mit Anregungen zum Konsumverhalten.

Weitere Informationen

  • Selbstbestimmt konsumieren

    • Entscheiden wir bewusst, wie oft wir einkaufen und was wir wirklich brauchen. Lassen wir uns nicht von kurzlebigen Fashion–Trends lenken. Eine Einkaufsliste, die wir ein- bis zweimal im Jahr nach einem Blick in den Kleiderschrank machen, kann eine gute Hilfe sein.
    • Tagtäglich hören, lesen und sehen wir Botschaften, die unser Konsumverhalten beeinflussen. Machen wir uns bewusst, welche Wirkung Werbung auf uns hat – je besser wir das verstehen, umso leichter fällt es uns, selbstbestimmte Konsumentscheide zu treffen.
  • Bewusst einkaufen

    • Muss es immer etwas neues sein? Second-Hand-Shops, Kleidertauschbörsen oder schöne Stücke aus dem Bekanntenkreis können unsere Garderobe bereichern. Kleidertausch-Events kann man auch selbst organisieren.
      Wenn neu, dann kaufen wir bei Unternehmen, die sich positiv abheben, z.B. weil sie sich zur Bezahlung eines Existenzlohnes verpflichten und ein ernsthaftes Engagement für bessere Arbeitsbedingungen in der ganzen Lieferkette  dokumentieren. Hier gibt es Informationsquellen zu fairer Mode.
    • Überdenken wir die verbreitete Wegwerfmentalität, geben wir besserer Qualität und gut kombinierbaren Basics bzw. Klassikern den Vorrang.
    • Wählen wir Produkte, die dauerhafte Lieblingsstücke werden können.
    • Bevorzugen wir bei Baumwollprodukten Kleider und Textilien aus biologisch angebauter und/oder fair gehandelter Baumwolle.
    • Lassen wir uns nicht von Labels verwirren: Bis heute gibt es kein Label, das faire Arbeitsbedingungen und Existenzlöhne garantieren kann. Labels machen v.a. Aussagen zum verwendeten Rohstoff (z.B. Biobaumwolle), zur Schadstofffreiheit (z.B. Ökotex 100) oder zu Umweltfragen (z.B. EU Ecolabel). Labels, die von unabhängigen Stellen überprüft werden, sind generell glaubwürdiger als firmeneigene Labels. Mehr Infos zu Labels gibt es in unserem Label Guide.

  • Sorgfältig nutzen

    • Tragen wir unsere Kleider lange – Textilien sind keine Wegwerfwaren. Auch im billigsten T-Shirt stecken natürliche Ressourcen und harte Arbeit.
    • Waschen wir unsere Kleider schonend und bei niedriger Temperatur. In die Waschmaschine nach einmaligem Tragen? Muss nicht sein – manchmal hilft auch schon auslüften.
    • Verzichten wir aufs Tumblern – der Umwelt und den Kleidern zuliebe.
    • Flicken wir Kleidung, wenn es nötig ist, und gewöhnen wir uns an, auch mal die Nähmaschine zur Hand zu nehmen. Und warum nicht auch mal die Stricknadeln?
    • Verleihen und tauschen wir Kleider, insbesondere solche, die wir nicht oft benötigen.
  • Sich engagieren und politisch aktiv sein

    Unser Konsumverhalten alleine wird die Modeindustrie nicht revolutionieren. Aber wir können auf verschiedenste Weise aktiv werden, um Veränderungen anzustossen: indem wir uns in einer Regionalgruppe engagieren, Kleidertauschbörsen organisieren, Kampagnen und Eilaktionen unterstützen oder Modefirmen auffordern, endlich zu handeln.

Nehmen wir uns nicht zu viel auf einmal vor – es ist heute praktisch unmöglich, den perfekten Kleiderschrank zu haben. Auch kleinere Schritte bringen uns unseren Zielen näher: Integrieren wir kleine Veränderungen in unseren Alltag, reden und diskutieren wir miteinander und engagieren wir uns langfristig und konsequent für das Thema.