Einführung

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Schokolade wird in der Schweiz mit 11 Kilogramm pro Kopf und Jahr nicht nur sehr viel konsumiert, sondern ist auch eines der bekanntesten und beliebtesten Schweizer Exportprodukte. Die Schweiz gibt viel auf ihre „Schoggi“, doch Kakao, deren wichtigster Bestandteil, wird häufig unter Bedingungen produziert, die vom Schweizer Bekenntnis zu den Menschenrechten und von der humanitären Tradition weit entfernt sind.

Die 5.5 Millionen Kleinbauernfamilien weltweit verkaufen den Kakao meist indirekt an kakaoverarbeitende Unternehmen, die Vorprodukte für die Schokoladehersteller produzieren. Der Weltmarkt für die Schokoladeproduktion wird von einigen wenigen Unternehmen beherrscht. Sechs grosse Schokolademarken (Mondelez, Mars, Nestlé, Ferrero, Hershey’s und Lindt & Sprüngli) vereinen 40% auf sich.

Der Löwenanteil der Wertschöpfung in der Produktionskette von Schokolade findet, wie bei vielen anderen Produkten auch, im Norden statt. So entfallen nicht einmal sechs Prozent der Produktionskosten einer Tafel Schokolade (Kakao-Anteil) auf den Süden. Niedrige und infolge von Preisschwankungen unsichere Einkommen, schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit sind in den Anbaugebieten, vor allem in der Elfenbeinküste und Ghana - woher über 60% des weltweiten Kakaos stammen - weit verbreitet. Geschätzte 2 Millionen Kinder arbeiten dort unter missbräuchlichen Bedingungen im Kakaoanbau.

Allein in der Elfenbeinküste und Ghana arbeiten im Kakaoanbau Schätzungen zufolge zwei Millionen Kinder.

Der zwischen Herbst 2016 und Frühling 2017 eingebrochene Kakaopreis hat die bereits prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen der kakaoanbauenden Familien weiter verschärft. In der Elfenbeinküste fiel der Preis binnen eines halben Jahres um bis zu 35 Prozent. Damit sind Bäuerinnen und Bauern nicht nur weiter denn je von einem existenzsichernden Einkommen entfernt, sondern machen mit ihren Kakaofarmen sogar herbe Verluste. Der Preis hat sich in der Zwischenzeit zwar wieder etwas erholt, die Situation ist für die Produzierenden jedoch nach wie vor prekär.

Der Schweiz kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Neben führenden Schokoladeherstellern wie Nestlé und Lindt & Sprüngli, sitzen auch gewichtige Kakaohändler und Verarbeiter wie Barry Callebaut und ECOM Agroindustrial in der Schweiz. Die Verantwortung der Kakao- und der Schokoladenindustrie für die menschenunwürdigen Zustände in ihrer Zulieferkette rückt aufgrund ihrer Marktmacht gezwungenermassen in den Mittelpunkt der Debatte. Statt die eigene Lieferkette zu kontrollieren und gegen Missstände vorzugehen, nutzen viele Kakao- und Schokoladekonzerne die oft schwachen staatlichen Strukturen der Anbauländer zu ihrem eigenen Vorteil und machen sich zu Mitverursachern von Menschenrechtsverletzungen.

Deshalb engagiert sich Public Eye mittels Recherchen, Analysen und Öffentlichkeitsarbeit für gerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kakaobäuerinnen und -bauern. Dabei arbeiten wir im Rahmen des globalen Kakaonetzwerks VOICE mit anderen NGOs und Gewerkschaften zusammen und haben uns in der Vergangenheit auch an der Veröffentlichung verschiedener Kakaobarometer beteiligt.

Der Flyer "Die dunkle Seite der Schokolade" von Public Eye zeigt, was geschehen müsste, damit wir unsere Schokolade mit besserem Gewissen geniessen könnten – und was wir dazu beitragen können. Bestellen Sie den Flyer kostenlos.