Beschaffung und Produktion von Berufsbekleidung

© Jean-Bernard Sieber / Keystone
Polizistinnen, Feuerwehrleute, Sanitäter, Strassenarbeiterinnen, Chirurginnen und Pöstler gehören zu den schätzungsweise zwei Millionen Personen in der Schweiz, die Berufsbekleidung tragen. Diese wird oft unter prekären Bedingungen hergestellt. Unsere Kampagne forderte von der öffentlichen Hand, ihre Verantwortung wahrzunehmen.

Berufsbekleidung macht Berufsleute erkennbar, schützt vor Verletzungen oder vor Schmutz, und nicht zuletzt garantiert sie Hygienestandards, wie zum Beispiel im Operationssaal. Kurz: Berufsbekleidung ist nicht wegzudenken aus unserem Alltag. Der Staat kauft sie ein, Steuerzahlende bezahlen sie – und finanzieren damit in vielen Fällen Ausbeutung. Denn Berufsbekleidung wird oftmals unter prekären Bedingungen hergestellt.

Kampagne für eine faire Öffentliche Beschaffung (Public Eye, 2012)

Missstände im Textilbereich: Besondere Verantwortung der öffentlichen Hand

Beim Einkaufen von Berufsbekleidung ist Sorgfalt gefragt, denn Textilien sind Risikogüter. Die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten in der Bekleidungsindustrie sind hinlänglich bekannt: Löhne weit unter dem Existenzminimum, überlange Arbeitszeiten oder mangelnder Gesundheitsschutz. Bund, Kantone und Gemeinden müssen eine Vorbildfunktion übernehmen und

  • bei jedem Kaufentscheid auf Transparenz bestehen: Berufsbekleidungsfirmen müssen die gesamte Lieferkette offenlegen.
  • nur dort einkaufen, wo Firmen ein glaubwürdiges Engagement zur Einhaltung sozialer Mindestkriterien, wie die ILO-Kernarbeitsnormen (keine Zwangsarbeit, keine Kinderarbeit, keine Diskriminierung, Gewerkschaftsfreiheit), aber auch darüber hinausgehende Sozialkriterien wie die Gewährleistung des Gesundheitsschutzes, eine Arbeitszeitbeschränkung, formelle Arbeitsbeziehungen oder einen existenzsichernden Lohn nachweisen können.

Recherchen von Public Eye zeigen aber, dass der Staat seiner Vorbildfunktion bisher nur lückenhaft nachkommt: Soziale Mindestkriterien wie auch Transparenz und Kontrolle der Einhaltung von Sozialkriterien spielen bei vielen Kaufentscheiden noch eine untergeordnete Rolle.

Berufsbekleidung – ein grosser und wenig transparenter Sektor

Berufsbekleidungsfirmen stehen in der Verantwortung, ihre Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen herstellen zu lassen. Aus einer Befragung von 27 Berufsbekleidungsfirmen mit Schweizer Sitz ist 2012 ein umfassender Branchenbericht mit Firmenporträts sowie eine Bewertung der Resultate durch Public Eye/CCC entstanden. Die Befragung machte deutlich, dass in der gesamten Branche ein grosser Nachholbedarf besteht. Transparenz ist dabei eine der Grundvoraussetzungen, um Probleme zu erkennen und Verbesserungen anzupacken.

Ein weiterer Bericht zur Beschaffungspraxis von Berufsbekleidung (2012) zeigte, dass bei Bund, Kantonen und Gemeinden und auch bei privaten Beschaffungsstellen noch viel Potential für mehr Nachhaltigkeit besteht.