Syngenta & Co.: Milliarden-Umsätze mit Pestiziden, die krebserregend sind oder Bienen vergiften

Eine Recherche von Public Eye und Unearthed, der Rechercheabteilung von Greenpeace UK, deckt auf: Mehr als ein Drittel ihrer Pestizidumsätze erzielen BASF, Bayer Crop Science, Corteva Agriscience, FMC und Syngenta mit für Mensch oder Umwelt hochgiftigen Substanzen. Die wichtigsten Absatzmärkte dafür sind Entwicklungs- und Schwellenländer mit schwächeren Regulierungen und höheren Risiken für die Bevölkerung.

Public Eye und Unearthed konnten umfassende Daten der auf Marktanalysen spezialisierten Firma Phillips McDougall auswerten. Die Datensätze enthalten für 2018 Pestizidverkäufe in der Höhe von insgesamt 23,3 Milliarden US-Dollar und decken etwa 40 Prozent der weltweiten Agrochemie-Verkäufe ab. Für unsere Analyse glichen wir diese Daten mit der Schwarzen Liste des internationalen Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN) ab. Die Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Unternehmen Bayer und BASF, die US-Konzerne Corteva und FMC sowie die schweizerische Syngenta zusammen 35 Prozent ihrer Pestizidumsätze mit Stoffen machen, die zu den gefährlichsten für Mensch und Umwelt gehören. Von den insgesamt 13,4 Milliarden US-Dollar an Pestizidumsätzen, die im Datensatz für diese fünf Konzerne erfasst sind, entfallen 4,8 Milliarden US-Dollar auf solch hochgefährliche Substanzen.  

Durch ihre Lobbyorganisation CropLife positionieren sich die betroffenen Konzerne als verantwortungsvolle Unternehmen, welche «Innovationen fördern, um hochgefährliche Pestizide durch neue, weniger giftige Produkte zu ersetzen». Unsere umfassende Auswertung ihrer globalen Geschäfte zeigt ein ganz anderes Bild:

  • 2018 realisierten die fünf wichtigsten CropLife-Konzerne knapp ein Viertel ihrer Pestizidverkäufe (22 Prozent) mit Produkten, die sich langfristig auf die menschliche Gesundheit auswirken können. An der Spitze der Liste stehen Stoffe, die als «für Menschen wahrscheinlich krebserregend» eingestuft sind sowie Substanzen, die das Fortpflanzungssystem und die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen können, wie etwa Chlorothalonil und Chlorpyrifos, die in der Schweiz kürzlich verboten wurden.
  • 4 Prozent ihrer Umsätze erzielten die Konzerne mit Pestiziden, die für Menschen akut hochtoxisch sind. Pestizide dieser Art verursachen jedes Jahr rund 25 Millionen Fälle akuter Vergiftungen. Davon enden 220’ 000 tödlich und die überwiegende Mehrzahl der Vergiftungen ereignet sich in Entwicklungsländern. Zwei Drittel dieser Verkäufe gehen auf das Konto von Syngenta.
  • Die fünf Unternehmen generierten zudem 10 Prozent ihrer Pestizidumsätze mit Stoffen, die für Bienen hochgiftig sind; darunter Insektizide der Klasse der Neonikotinoide, die mitverantwortlich für den weltweiten Rückgang vieler Bestäuberpopulationen sind.

Unsere Recherche zeigt auch, dass Entwicklungs- und Schwellenländer das bevorzugte Feld der fünf Agrochemiegiganten sind: Fast 60 Prozent ihrer Verkäufe hochgefährlicher Pestizide entfallen auf diese Länder. Die Konzerne nutzen schwache Regulierungen in Ländern wie Brasilien oder Indien, um dort weiterhin Produkte verkaufen zu können, die in der EU und in der Schweiz bereits verboten sind. Eine «sichere» Verwendung dieser gefährlichen Produkte ist nicht möglich, insbesondere nicht unter den Bedingungen, die in diesen Ländern herrschen.

«Die verantwortungslose Praxis der Agrochemiekonzerne ist ein Verrat gegenüber ihren eigenen Versprechen, sich für eine nachhaltigere Landwirtschaft einsetzen zu wollen», sagt Baskut Tuncak, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und toxische Substanzen, zu den Ergebnissen unserer Recherche. «Ob sie die biologische Vielfalt zerstören, die Umwelt verschmutzen, Arbeiterinnen und Arbeiter vergiften oder sich in der menschlichen Muttermilch anreichern: Hochgefährliche Pestizide sind nicht nachhaltig und müssten längst weltweit verboten sein». Angesichts der fehlenden Bereitschaft der Unternehmen, auf freiwilliger Basis zu handeln, braucht es verbindliche Massnahmen durch die Schweiz und die anderen Sitzländer dieser Firmen. Sie müssen sicherstellen, dass die Pestizidkonzerne weltweit die Menschenrechte achten und Umweltschäden vermeiden.

Weitere Auskünfte hier oder bei:

Oliver Classen, Mediensprecher, oliver.classen@publiceye.ch, 044 277 79 06
Carla Hoinkes, Fachbereich Landwirtschaft, carla.hoinkes@publiceye.ch, 044 277 79 04

Infographiken zum Download:

Hochgiftige Pestizide...