Firmencheck Online-Modehändler

Grosse Onlinehändler und Handelsplattformen wachsen rasant. Sie haben sich binnen nur eines Jahrzehnts zu dominierenden Akteuren im globalen oder zumindest europäischen Modemarkt entwickelt. Wie transparent und verantwortungsvoll sind die neuen Taktgeber im Modehandel?

Wir untersuchen bei zehn der in der Schweiz bekanntesten Onlinehändler – About You, Alibaba, Amazon, Asos, Bonprix, Galaxus, La Redoute, Shein, Wish und Zalando – exemplarisch vier Themenbereiche, die für zentrale Problemfelder in der Modeindustrie stehen:1

  1. Lieferkette: Geheimhaltung oder Transparenz?
  2. Löhne in der Produktion: existenzsichernd oder ausbeuterisch?
  3. Logistik: prekäre Beschäftigung oder sichere Arbeit?
  4. Retouren: Vernichtung oder Weiterverwendung?
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Lieferkette: Geheimhaltung oder Transparenz?

Woher kommt ein Kleidungsstück? Wer hat es hergestellt? Viele Firmen veröffentlichen mittlerweile Listen ihrer Lieferanten und stellen Daten in öffentliche Datenbanken ein – teilweise sogar für jedes Kleidungsstück. Doch zu viele Firmen setzen immer noch auf Geheimhaltung. Dies schadet den Arbeiter*innen in den Textilfabriken, denn ohne Lieferkettentransparenz ist es für sie viel schwerer, Rechtsverstösse und Probleme an die Markenfirmen und grossen Händler zu melden. Diese haben meist die grösste Macht in der Lieferkette und müssten ihren Einfluss nutzen, um die Situation zu verbessern. 

Weitere Informationen

  • Was sollte die Politik tun?

    Die Politik muss gesetzlich regeln, dass in- und ausländische Händler in der Schweiz angeben müssen, in welchen Produktions- und Verarbeitungsbetrieben Kleider und Schuhe hauptsächlich gefertigt und verarbeitet wurden.  

  • Modehändler und E-Commerce-Plattformen sollten…

    • eine Liste aller Produktions- und Verarbeitungsbetriebe ihrer Eigenmarken veröffentlichen;
    • Produkte von Fremdmarken nur in ihre Shops aufnehmen, wenn diese ebenfalls transparente Lieferketten haben;
    • Lieferketteninformationen in den Produktbeschreibungen auf ihren Onlineshops einfügen.

    Schrittweise sollten Firmen diese Basisangaben um andere relevante Nachhaltigkeitsinformationen erweitern, z. B. zu Löhnen und anderen Arbeitsbedingungen, zu Gewerkschaften oder zu Umweltauswirkungen.

    Die Informationen zur Lieferkette sollten auf den Firmenwebseiten oder in einer externen frei zugänglichen Datenbank (z.B. Open Apparel Registry) veröffentlicht werden, maschinell lesbar sein und regelmässig aktualisiert werden. Sie sollten zumindest die folgenden Angaben zu den Betriebsstätten enthalten:

    • Name und Adresse
    • Dachgesellschaft der Betriebsstätte
    • Kategorie der in diesem Betrieb verarbeiteten Produkte (z.B. Schuhe, Unterwäsche, …)
    • Anzahl der Beschäftigten.

    Schrittweise sollten Firmen diese Basisangaben um andere relevante Nachhaltigkeitsinformationen erweitern, z. B. zu Löhnen und anderen Arbeitsbedingungen, zu Gewerkschaften oder zu Umweltauswirkungen.

  • Warum ist das wichtig?

    • Transparenz in der Lieferkette kann Betroffenen helfen, drohende oder bereits eingetretene Menschenrechtsverletzungen und negative Umwelteinflüsse zu melden sowie Schutz und Wiedergutmachung zu erhalten;
    • Firmen stehen in der Verantwortung, Menschenrechtsrisiken und schädliche Umweltauswirkungen in ihren Lieferketten zu mindern. Die Offenlegung von Betriebsstätten ist entscheidend, um Risikoanalysen und Massnahmen effektiv durchzuführen und sie nachvollziehbar zu machen;
    • Lieferkettentransparenz gibt Beschäftigten, Verbraucher*innen, Arbeitsrechts- und Umweltschutzorganisationen und Investor*innen wichtige Informationen, um die Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen besser einschätzen zu können.
  • Danach haben wir gesucht:

    • Lieferketten-Transparenz für Eigenmarken: Veröffentlicht das Unternehmen eine Liste der Lieferanten seiner eigenen Markenprodukte?
    • Lieferketten-Transparenz für Fremdmarken: Veröffentlicht das Unternehmen eine Liste von Lieferanten der in seinen Shops angebotenen Fremdmarken, oder ist dies ein obligatorisches Kriterium für die Listung in den Shops?

Firmencheck: Resultate zur Lieferkettentransparenz

Transparenz ist ein beliebtes Schlüsselwort bei den Onlinehändlern, doch nur bei sechs der zehn untersuchten Unternehmen konnten wir konkrete Angaben zu den Herstellerbetrieben ihrer Eigenmarken finden:

Zalando legt alle direkten Zulieferfabriken offen und veröffentlicht dabei jeweils Name, Adresse, Dachgesellschaften, Kategorie der in diesem Betrieb verarbeiteten Produkte sowie die Anzahl der Beschäftigten. Auch bei anderen Firmen konnten wir Informationen zu Zulieferern finden, jedoch nicht so umfassend. About You veröffentlicht seine Zulieferer in der Datenbank Open Apparel Registry. Asos listet neben den direkten Zulieferern auch weitere Verarbeitungsbetriebe auf (z. B. Färbereien und Druckereien). Galaxus hat keine Galaxus-Modemarken, jedoch Markenprodukte der Mehrheitseigentümerin Migros, Lieferanten werden hier seit Dezember 2021 offenlegt. Die Otto-Tochter Bonprix geht weiter als andere Tochtergesellschaften im Konzern und gibt Lieferanten bekannt –   allerdings noch nicht vollständig, das Unternehmen spricht von «mehr als 80%». Eine Begründung, warum die anderen nicht genannt werden, konnten wir nicht finden. Amazon veröffentlicht eine Liste mit Zulieferbetrieben ihrer Eigenmarkenprodukte, wobei der Anteil unklar bleibt. Das Unternehmen räumt ein, dass möglicherweise nicht alle Betriebe aufgelistet sind. Bei About You, Asos, Galaxus und Amazon fehlen Angaben zu den Dachgesellschaften der Fertigungsstätten, bei Bonprix sind sie lückenhaft.

Intransparent sind hingegen La Redoute und Shein, bei denen wir keine Liste der Herstellerbetriebe ihrer Eigenmarken finden konnten. Ebenso Alibaba: Eigenmarken fanden wir hier nur bei der türkischen Tochtergesellschaft Trendyol, die Lieferkette bleibt verborgen. Bei Wish haben wir keine Eigenmarken gefunden.

Keine einzige Handelsplattform macht Transparenz zum Kriterium für die Aufnahme in seine Shops – ein klarer Indikator, dass die Erweiterung des Angebots Vorrang vor Transparenz hat.

Entwicklung hin zu mehr Transparenz?

Bei unserem letzten Firmencheck 2019 hatten Amazon und Zalando noch gar keine Lieferanten veröffentlicht.  Zalando kündigte dies damals erst an, jetzt sind sie zumindest bei ihren Eigenmarken einen Schritt weiter. Asos stellt in Aussicht, dass bis 2025 alle Fremdmarken den «Transparency Pledge»2 unterzeichnet haben müssen, welcher Transparenz über die direkten Zulieferbetriebe vorschreibt. Zalando bleibt bei seinen Ankündigungen etwas unverbindlicher: Das Unternehmen wünscht, dass Fremdmarkenfirmen Lieferketteninformationen über das externe Tool «Higg BRM»3 erheben. «Schlussendlich möchte Zalando diese Informationen mit seinen Kunden teilen», doch was und wann genau, darüber schweigt sich das Unternehmen aus. Auch About You verspricht «mittelfristig» mehr Transparenz, nennt jedoch kein Datum. Ob die Ankündigungen wirklich umgesetzt werden, muss sich erst noch zeigen. Klar ist aber, dass sich die Onlinehändler ihrer «Gatekeeper»-Rolle durchaus bewusst sind und sie wissen, wie sie diese einsetzen könnten, um den Transparenzstandard in der ganzen Branche anzuheben.

Löhne in der Produktion: existenzsichernd oder ausbeuterisch?

Mit einem Klick landet ein Shirt im Warenkorb – da geht schnell vergessen, wie viel Arbeit in einem Produkt steckt. Von einem 15-Franken-Shirt landen selten mehr als 50 Rappen bei den Näher*innen (der überwiegende Teil der weltweit 60 bis 75 Millionen Textilarbeiter*innen ist weiblich). Ihre Monatslöhne betragen meist nur einen Bruchteil eines Existenzlohns, der ihnen und ihrer Familie ein würdiges Auskommen sichern würde. Knapp 180 Franken (194 US-Dollar) beträgt etwa der Mindestlohn von Textilarbeiter*innen in Kambodscha im Jahr 2022 – existenzsichernd wäre ein Lohn ab 540 Franken.4

Das Recht auf eine gerechte Entlohnung, die Arbeiter*innen und ihrer Familie eine menschenwürdige Existenz sichert, ist in Artikel 23.3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verbrieft. Doch dieses Menschenrecht wird systematisch verletzt. Markenfirmen und grosse Händler können nur deshalb so grosse Gewinne akkumulieren, weil die Produkte, die sie verkaufen, zu ausbeuterischen Löhnen hergestellt wurden. Sie müssten höhere Preise an die Hersteller zahlen, um die Zahlung angemessener Löhne zu sichern. 

Die Covid-19-Pandemie hat die Ungleichheit weiter verschärft: Während das Vermögen des CEO von Amazon, Jeff Bezos, allein 2020 um 69 Milliarden Franken wuchs, kämpfen Arbeiter*innen, die für Amazon nähten, um ihre ausstehenden Löhne, seit ihre Fabrik im ersten Lockdown die Produktion einstellte.5

Weitere Informationen

  • Was sollte die Politik tun?

    Armutslöhne dürfen kein Wettbewerbsvorteil sein. Das Recht auf existenzsichernde Löhne muss auch grenzüberschreitend durchgesetzt werden. Die Schweizer Politik sollte in- und ausländische Unternehmen, die Textilien und Schuhe in der Schweiz anbieten, verpflichten

    • zu belegen, dass die Produkte unter Zahlung von existenzsichernden Löhnen hergestellt wurden;
    • oder dass Strategien implementiert sind, um dies innerhalb eines definierten Zeitraums zu erreichen.
  • Modehändler und E-Commerce-Plattformen sollten…

    1. über ihre Shops nur Produkte anbieten, bei deren Herstellung die Arbeiter*innen existenzsichernde Löhne erhalten;
    2. Strategien für Lohnerhöhungen mit klarem Zeitplan veröffentlichen, falls aktuell noch nicht alle Arbeiter*innen in den Lieferketten existenzsichernde Löhne erhalten;
    3. Produkte von Fremdmarken nur in ihre Shops aufnehmen, falls die Markenfirmen Existenzlöhne in ihren Lieferketten gewährleisten oder zeitgebundene Strategien für Existenzlöhne veröffentlichen,
    4. transparent über Löhne, Lohnungleichheiten und Existenzlohnlücken in ihren Lieferketten informieren (Eigen- und Fremdmarken).
  • Warum ist das wichtig?

    • Armutslöhne verletzen die Menschenrechte von Beschäftigen. Unternehmen müssen dazu beitragen, Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu beenden;
    • Neben den Markenfirmen schöpfen grosse Händler den Grossteil des in der Textilwirtschaft erwirtschafteten Mehrwerts ab. Als Gatekeeper haben sie die Macht und die Ressourcen, um existenzsichernde Löhne zu einem unverhandelbaren Mindeststandard zu machen;
    • Transparenz über die Löhne in der Lieferkette schafft eine klare Ausgangslage, und Strategien mit konkreten Zeitzielen lassen erkennen, ob eine Firma ernsthaft darauf hinarbeitet, Armutslöhne zu beseitigen.
  • Danach haben wir gesucht: Untersuchungsfragen

    1. Verpflichtung zur Sicherstellung von Existenzlöhnen: Hat das Unternehmen eine klare Verpflichtung veröffentlicht, sicherzustellen, dass Existenzlöhne in seinem gesamten Lieferantennetzwerk gezahlt werden?  
    2. Strategie für Existenzlöhne: Hat das Unternehmen eine zeitgebundene Strategie veröffentlicht, um existenzsichernde Löhne für alle Arbeiter*innen in seinem gesamten Lieferantennetzwerk zu erreichen?
    3. Transparenz über existenzsichernde Löhne in der Lieferkette: Kommuniziert das Unternehmen, welcher Anteil der Arbeiter*innen in seinem Lieferantennetzwerk einen Lohn erhält, der mindestens einem glaubwürdigen Existenzlohn-Benchmark entspricht? Falls ja: % der Arbeitskräfte mit Existenzlöhnen, geschätzt nach Anteil am Produktionsvolumen;
    4. Existenzlöhne als Anforderung für Fremdmarken: Verlangt das Unternehmen von Fremdmarken, die über seine Shops verkauft werden, existenzsichernde Löhne zu gewährleisten oder konkrete Massnahmen dazu zu ergreifen?

Firmencheck: Resultate zu Löhnen

Armutslöhne sind in den Lieferketten der Online-Modehändler an der Tagesordnung. Bei keiner der zehn untersuchten Firmen konnten wir Hinweise dafür finden, dass auch nur ein Teil der Arbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn erhält. Eine Verbesserung der Lohnsituation in den Lieferketten scheint für die meisten auch keine Priorität zu haben: Bei neun Firmen haben wir keine klare Verpflichtung zur Sicherstellung von Existenzlöhnen finden können. Asos nennt existenzicherde Löhne immerhin im Verhaltenskodex für Lieferanten und als Zukunftsziel, die Selbstverpflichtung bleib jedoch schwammig.

Einen zeitgebundenen Aktionsplan für Existenzlöhne haben wir bei keinem Unternehmen feststellen können. Asos und Zalando sind zwar Mitglieder von «ACT on Living Wages», einer Initiative von 19 Modekonzernen und des internationalen Gewerkschaftsverbands IndusriALL zur schrittweisen Erhöhung von Löhnen durch Kollektivverhandlungen. Allerdings hat die Initiative seit ihrer Gründung 2016 noch in keinem Land konkrete Lohnerhöhungen aushandeln können, als Strategie ist die Mitgliedschaft in einer Initiative ohne feststellbare, substantielle Fortschritte unzureichend.

Keine Fortschritte in Sicht?

Auch die Ankündigungen für die Zukunft geben leider wenig Grund zur Hoffnung: Bei Asos fanden wir die knappe Ankündigung, dass ab 2023 geplante Fortschrittsberichte zu Menschenrechten auch das Thema Löhne abdecken sollen, bei Zalando den nicht näher spezifizierten Wunsch, bis 2023 die eigenen ethischen Standards zu erhöhen.  Bonprix verspricht für 2025 die «Förderung von Living Wages [existenzsichernde Löhne] gemeinsam mit Branchenpartnern», ohne Details oder konkrete Ziele. Bei den anderen Firmen fanden wir hierzu gar nichts: Entweder ist kein Bewusstsein für das Risiko Armutslöhne vorhanden oder diese Menschenrechtsverletzung in den Lieferketten wird ganz bewusst in Kauf genommen.

Logistik: prekäre Beschäftigung oder sichere Arbeit?

Für Konsument*innen bedeutet Online-Einkauf wenig Aufwand, doch hinter jeder Shop-Seite steht ein komplexes Netzwerk ineinandergreifender Logistik-Dienstleistungen. Und trotz rasch fortschreitender Automatisierung sind es immer noch viele Menschen und ihre harte Arbeit, die dafür sorgen, dass Pakete bei uns ankommen.

Abgesehen von der Paketbotin auf der letzten Meile oder dem Call-Center-Agenten am Service-Telefon bekommt man als Konsument*in nur wenig davon mit. Die immer grösseren Logistikzentren befinden sich meist in der Peripherie, in der Nähe von Autobahndrehkreuzen und Frachtflughäfen – aufgrund der Kosten immer öfter an Niedriglohn-Standorten im Ausland. Was die Modeindustrie in der Produktion seit Jahren praktiziert, überträgt sich nun also auch auf Call-Center und andere Dienstleistungen: Lagerhäuser, Verpackung- und Retourenabwicklung sowie Transport. Die Verlagerung der Retourenabwicklung für Unternehmen des Otto-Konzerns von Hamburg nach Polen und Tschechien ist nur das jüngste Beispiel für diesen Trend.6

Online-Einkäufe in der Schweiz werden meist aus ausländischen Logistikzentren geliefert: v.a. aus Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, Italien, Frankreich und China (bei Alibaba, Shein und Wish). Unter den von uns untersuchten Händlern hat einzig Galaxus grössere Lager- und Versandzentren in der Schweiz, allerdings vorwiegend für nichttextile Produkte. Modeartikel werden hingegen meist gar nicht von Galaxus selbst versandt, sondern von Markenfirmen oder Dritthändlern.7 Auch Branchenprimus Zalando liefert überwiegend aus dem Ausland in die Schweiz, das 2017 in Betrieb genommene Logistikzentrum im südwestdeutschen Lahr wurde dafür strategisch positioniert. Retouren werden zwar auch an einigen Schweizer Standorten bearbeitet, allerdings nicht von Zalando selbst, sondern von Sub-Dienstleistern. Eine Retourenadresse in der Schweiz bedeutet nicht, dass Retouren auch hier ausgepackt werden; meist werden sie hier nur gesammelt und im Ausland weiterbearbeitet.

Kostendruck führt zu prekärer Arbeit

Der Kostendruck in der Logistikbranche ist allgegenwärtig und für die Beschäftigten in Form von hohen Anforderungen, niedrigen Löhnen und grosser Unsicherheit spürbar: Der Arbeitstag von «Picker*innen» etwa, die in grossen Lagerhäusern aus endlosen Regalen Artikel zusammensuchen, scannen und in Kundenboxen zwischenlagern, gleicht einem Langstreckenlauf.8 Angestellte im europäischen Rücksendezentrum von Shein berichteten uns von 1800 Artikeln pro Tag, die pro Person erfasst und in Regale geräumt werden müssen. Die Begutachtung von Retouren ist eigentlich eine komplexe Tätigkeit, die Erfahrung erfordert, doch die allermeisten Angestellten verharren nach Angaben von Gewerkschaftern in den niedrigsten Lohngruppen.

In der Logistik konkurrieren Menschen mit Robotern – und das bekommen sie zu spüren. Immer mehr Prozesse werden automatisiert, und nur dort, wo Maschinen noch zu langsam oder zu teuer, Aufgaben für künstliche Intelligenz zu komplex oder Roboter noch nicht zugelassen sind (z. B. im Strassenverkehr), gibt es mittelfristig noch Arbeit für Menschen.

Gewerkschaften haben es schwer, in der Logistik Fuss zu fassen. Der Organisationsgrad ist niedrig, und Kämpfe für Kollektivverträge (GAV) stossen nicht selten auf eine gewerkschaftsfeindliche Grundhaltung. Es gibt Ausnahmen wie bei MS Direct, der Schweizer Retouren u. a. für Zalando sortiert, doch auch hier bleibt das Lohnniveau mit teils unter 20 Franken pro Stunde sehr niedrig.9 Eine besondere Belastung stellen ferner Zeitdruck und saisonale Spitzen dar: Wenn ein Händler «same day» oder «next day delivery» verspricht, dann gibt es keine Zeitpuffer, Leistungsdruck und Überstunden sind programmiert. Das Weihnachtsgeschäft aber auch selbstgemachte Konsumspitzen wie der «Black Friday» sind nur durch einen Grosseinsatz von Leiharbeiter*innen und temporär Beschäftigten zu stemmen.

Besonders prekär ist die Lage von Scheinselbständigen und Angestellten von Subunternehmen, an die einzelne Aufgaben ausgelagert werden. Stark verbreitet ist dies in der Paketzustellung, wo die Schweizer Post mit ihren grossteils direkt angestellten Paketbot*innen international inzwischen eine absolute Ausnahme darstellt, sowie im LKW-Transport auf der Strasse. Dass Investigativ-Reporter*innen vom «Team Wallraff» vor Amazon-Werken in Deutschland auf belarussische LKW-Fahrer*innen treffen, die für eine litauische Spedition Amazon-Ware fahren und nur einen Bruchteil des deutschen Mindestlohns erhalten,10 überrascht niemanden, der weiss, wie die Logistik-Branche heute funktioniert.

Weitere Informationen

  • Was sollte die Politik tun?

    Aufgrund des hohen Risikos von Arbeitsrechtsverletzungen müssen Arbeitsinspektorate proaktiver und häufiger in der gesamten Logistikbranche tätig werden, ob beim Transport, der Zustellung, in Lagerhäusern, bei der Auftragsabwicklung oder in Retourenzentren. Um die Negativspirale in der Branche zu durchbrechen, braucht es Schwerpunktkontrollen, ein konsequentes Erteilen von Bussen und ein gezieltes Nachfassen bei festgestellten Verstössen. Voraussetzung hierfür sind eine bessere finanzielle und vor allem personelle Ausstattung durch die Kantone und den Bund sowie auf die Besonderheiten der Logistikbranche zugeschnittene Kontrollstrategien.

    Die Auslagerung von Kernaufgaben an Subunternehmen und Scheinselbständige sollte erschwert werden, z. B. durch eine effektivere Haftung der Auftraggeber bei Sozialdumping durch beauftragte Drittfirmen. Ferner sollten die verbindlichen Mindestarbeitsstandards in der Logistik verbessert werden.

  • Modehändler und E-Commerce-Plattformen sollten…

    1. gute und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in ihren Logistikdienstleistungen gewährleisten. Dazu zählen insbesondere existenzsichernde Löhne, unbefristete und direkte Arbeitsverträge, die Begrenzung der Leistungsanforderungen und des Zeitdrucks, planbare und verlässliche Arbeitszeiten, eine ergonomisch gesunde und abwechslungsreiche Arbeitsgestaltung sowie gelebte betriebliche Mitbestimmung;
    2. die Auslagerung von Aufgaben an Subunternehmen minimieren und sicherstellen, dass bei beauftragten Firmen gute und sichere Arbeitsbedingungen vorherrschen. Eine Auslagerung an Scheinselbständige ist auszuschliessen;
    3. eine gewerkschaftsfreundliche Haltung einnehmen, Gewerkschaften Zugang zu Betriebsstätten ermöglichen und offen für Gespräche und Verhandlungen sein;
    4. öffentlich über ihre Logistikkette und die Arbeitsbedingungen in dieser informieren.
  • Warum ist das wichtig?

    • Die Digitalisierung des Handels darf nicht zulasten der Beschäftigten gehen. Sie müssen gut von ihrer Arbeit leben können; Arbeitsprozesse müssen zudem human, sicher und gesundheitsschonend gestaltet sein;
    • Insbesondere das Outsourcing an Subunternehmen erhöht das Risiko prekärer und schlechter Arbeitsbedingungen und von Sozial-Dumping in der Logistik;
    • Die Anwesenheit von Gewerkschaften in Betrieben und sozialpartnerschaftlich ausgehandelte Kollektivverträge verringern das Risiko von prekären Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechtsverletzungen; und können auch zu einer Verbesserung des Betriebsklimas beitragen.
  • Danach haben wir gesucht: Untersuchungsfragen

    1. Transparenz in der Logistik: Informiert das Unternehmen auf seiner Website darüber, wo und wie Lagerung, Zustellung und Retouren abgewickelt werden und welche Unternehmen involviert sind?
    2. Kommunikation zu nicht prekären Arbeitsbedingungen in der Logistik: Zeigt das Unternehmen auf, dass Beschäftigte in Lagerhäusern, Retourenzentren und Lieferunternehmen sichere und nicht prekäre Arbeitsverhältnisse haben und Gesamtarbeitsverträge (Tarifverträge) mit einer freien Gewerkschaft existieren?

Firmencheck: Resultate zur Logistik

Bei unserer Recherche fiel uns zunächst auf, dass die meisten Online-Modehändler die Logistik-Dienstleistungen aus der Nachhaltigkeitskommunikation ausklammern: Wenn es dort um Arbeit und Menschen geht, dann sind meist nur die Beschäftigten in den Firmenbüros und der Produktion gemeint. Merkwürdig eigentlich für eine Branche, die so sehr von einer funktionierenden Logistik abhängt, und für einen Teil der Lieferkette, der offensichtlich grosse Risiken für prekäre Arbeitsbedingungen und Rechtsverstösse birgt. Bei About You, Alibaba und Shein fanden wir entweder gar keine oder nur sehr allgemeine Informationen zu ihrer Logistikkette, ohne Angabe von Standorten oder anderer Grundinformationen. Bei Amazon, Asos, Bonprix, Galaxus, La Redoute, Wish und Zalando stiessen wir immerhin auf Informationen zu einigen konkreten Logistikstandorten, teils auch zu den eingesetzten Paketdienstleistern, doch auch hier fehlten Angaben wie etwa eine ungefähre Anzahl von Beschäftigten, oder ob und an welche Firmen die Dienstleistungen ausgelagert wurden. 

Bei keinem einzigen der zehn untersuchten Unternehmen fanden wir Belege, dass Arbeitsverhältnisse überwiegend sicher und geregelt, also nicht prekär sind. Entweder waren schlicht keine Informationen zu Arbeits- und Anstellungsbedingungen auffindbar, oder die Informationen bezogen sich nur auf Teile der Logistikkette oder auf ausgewählte Standorte und liessen andere Bereiche (insbesondere die Paketzustellung) unerwähnt blieben. Und bei einigen fanden wir Hinweise für Outsourcing in grossem Massstab oder für gewerkschaftsfeindliche Haltungen.

Die Arbeitsbedingungen in der Logistik der Onlinehändler bleiben weitgehend eine Black-Box. Die wenigen Informationen, die wir ermitteln konnten, deuten auf ein hohes Risiko prekärer Arbeitsverhältnisse hin, welches durch den hohen Preis- und Zeitdruck des Online-Geschäfts befeuert wird.   


Interview: Fünf Fragen an die Gewerkschaft Unia

Beantwortet von Anne Rubin, Co-Verantwortliche Detailhandel und Roman Künzler, Verantwortlicher Logistik und Transport.

Warum beschäftigen Sie sich in Ihrer Arbeit mit Onlinehandel?

Der Onlinehandel gewinnt jährlich an Marktanteilen im Detailhandel und macht inzwischen deutlich mehr als 10% aus. Dieser Strukturwandel wurde durch die Pandemie noch beschleunigt. Eigentlich müsste man von einem Multichannel-Handel sprechen, der sowohl den Onlineverkauf von stationären Geschäften umfasst, als auch...

Retouren: Vernichtung oder Weiterverwendung?

182,7 Millionen Pakete lieferte der wichtigste Schweizer Zusteller, die Post, im Jahr 2020 aus.11 Hinzu kommen rund 30 Millionen Kleinwarensendungen aus dem Ausland, z.B. von Shein und Aliexpress. Nach Schätzungen der Unternehmensberatung Carpathia und des Verbands des Schweizer Versandhandels sind 12% der Pakete Retouren;12 besonders hoch ist ihr Anteil bei Kleidern. Die von Zalando angegebene durchschnittliche Retourenquote von 50%13 dürfte international typisch sein. In der Schweiz, wo Gratis-Retouren etwas seltener angeboten werden, liegt sie wahrscheinlich etwas darunter.  

Retouren lassen sich bei Modeartikeln nicht gänzlich vermeiden: Erst am Fuss zeigt sich, ob ein Schuh wirklich passt. Die Möglichkeit einer einfachen, im besten Fall kostenlosen Rücksendung ist für viele Konsument*innen eine Voraussetzung, um Kleidung und Schuhe überhaupt online zu kaufen. Dementsprechend bieten dies die allermeisten Onlinehändler an, doch natürlich bleiben Retouren für sie ein unbeliebter Kostentreiber: «Ein retournierter Artikel verursacht im Mittel Kosten in Höhe von 11,24 Euro (5,67 Euro Transportkosten + 5,57 Euro Bearbeitungskosten)», schätzt ein Forschungsteam der Universität Bamberg.14 Gerade bei Billigartikeln ist da schnell der Punkt erreicht, an dem eine Retoure nicht mehr wirtschaftlich ist. Als wir im Rahmen unserer Recherche zu Shein ein 10-Euro-Kleid kostenlos retournieren wollten, schenkte uns der Händler lieber das Kleid. Aus ökologischer Sicht eine zweifelhafte Grosszügigkeit, dürften doch die meisten dieser ungewollten Artikel ungenutzt entsorgt werden.

Um eine solche Ressourcenverschwendung zu vermeiden, müssten Onlinehändler ausschliessen, dass gebrauchsfähige Ware entsorgt wird. Viele Produkte werden einwandfrei zurückgeschickt; neben den Versandkosten entsteht hier vor allem Aufwand für die Sichtprüfung und Neuverpackung der Ware sowie für Datenbankeingaben. Einige Retouren müssen auch gebügelt oder gereinigt werden, bei anderen sind kleine Schäden zu reparieren oder ein loser Knopf anzunähen. Das ist zweifellos aufwändiger, im Grunde aber problemlos machbar.

Undercover-Recherchen von Greenpeace in der Amazon-Logistik zeigen, wie erhebliche Mengen von Retouren, darunter auch Kleidung, auf sogenannten «Destroy Paletten» landen.15 Ist das eine übliche Praxis? Mangels Transparenzpflichten gibt es keine verlässlichen Daten. Für Deutschland hat eine Forschungsgruppe der Universität Bamberg Retouren-Manager von Händlern befragt. Ihnen zufolge werden 79% der Artikel als Neuware und 13% als B-Ware16 von ihnen selbst weiterverkauft. Kleinere Anteile werden an externe Restposten-Verwerter verkauft oder gespendet, knapp 4% entsorgt - 80% dieser Artikel haben einen Artikelwert von unter 15 Euro.17  Auch von Forschenden der Hochschule Luzern befragte Schweizer Händler geben an, Retouren im Normalfall wieder als Neuwaren zu verkaufen. Ein kleinerer Teil werde gespendet, als Restposten angeboten oder an Spezialhändler weitergegeben. 7% der Händler räumen jedoch ein, dass bei ihnen auch Retouren vernichtet würden.18 Bezogen auf alle Bestellungen in der Schweiz besteht bei rund 1,5 Millionen Sendungen das Risiko unnötiger Vernichtung.19

Die Ressourcenverschwendung durch die Vernichtung gebrauchsfähiger Waren ist aber nicht nur ein Problem im Onlinehandel. Auch im stationären Detailhandel und im Grosshandel bleiben am Ende jeder Saison trotz massiver Rabattschlachten Artikel übrig. Für Deutschland schätzt ein Branchenexperte, dass bis zu 10% des Angebots (bzw. 230 Millionen Artikel) überschüssig sind.20 Und auch viele Konsument*innen entsorgen kaum getragene Kleidungsstücke, nur um Platz für neue kurzlebige Mode zu schaffen.

Weitere Informationen

  • Was sollte die Politik tun?

    Der Gesetzgeber muss die Vernichtung von neuen, neuwertigen und leicht reparierbaren Produkten verbieten. Er sollte eine Produkt-Obhutspflicht für Hersteller und Händler einführen, damit die Gebrauchstauglichkeit von Waren bei der Lagerung und dem Vertrieb sowie bei der Rücknahme oder Rückgabe erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden. Ausserdem sollte er Unternehmen verpflichten Reparatur- und Änderungsdienstleistungen anzubieten, Ersatzteile bereitzuhalten und kostenlos Reparaturanleitungen zur Verfügung zu stellen. Dies könnte im Rahmen der aktuell laufenden Teilrevision des Schweizer Umweltschutzgesetzes zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft erfolgen.

  • Modehändler und E-Commerce-Plattformen sollten…

    1. die Vernichtung von neuwertiger und reparierbarer Kleidung grundsätzlich ausschliessen, sowohl bei Retouren als auch bei anderweitig unverkaufter Ware;
    2. dasselbe für Produkte Dritter tun, die über ihre Shops und Plattformen verkaufen werden;
    3. öffentlich über den Umgang mit retournierten und nicht verkauften Waren informieren, einschliesslich eines jährlichen Berichts über Quantität und Verbleib;
    4. bereits bei der Sortimentsgestaltung auf Produkte mit hoher Qualität achten, die einfach repariert und gepflegt werden können;
    5. weniger aggressiv werben, um Impulskäufe von Artikeln, die eigentlich gar nicht gebraucht werden, zu reduzieren.
  • Warum ist das wichtig?

    • Die Vernichtung neuwertiger oder leicht zu reparierender Produkte ist eine beträchtliche, aber leicht vermeidbare Ressourcenverschwendung. Die Herstellung jedes Kleidungsstücks geht mit Umweltbelastungen einher (etwa Bodendegradation beim Anbau von Faserpflanzen, Wasserverschmutzung und klimaschädliche Emissionen) und benötigt viel Arbeit, die meist unter ausbeuterischen Bedingungen geleistet wird. Kleidung als Wegwerf-Artikel zu behandeln ist nicht nur respektlos, sondern führt auch zu einer Ausweitung des Problems, da unnötigerweise neue Artikel hergestellt werden;
    • Der Onlinehandel ist durch seine auf Impulskäufe setzenden Marketingstrategien ein Treiber von Fast Fashion. Viele der retournierten Artikel wären im Laden vermutlich nicht gekauft worden. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung, ressourcenschonend mit Retouren umzugehen.
  • Danach haben wir gesucht: Untersuchungsfragen

    1. Verpflichtung, keine neuen oder reparierbaren Retouren zu vernichten: Veröffentlicht das Unternehmen eine Retouren- oder Kreislaufwirtschaftsrichtlinie oder vergleichbare Informationen, die die Vernichtung von neuen oder reparierbaren Retouren ausschliesst (Eigen- und Fremdmarken sowie Marktplatzartikel) und informiert transparent und glaubwürdig über die Einhaltung dieser Richtlinie?

Firmencheck: Resultate zu Retouren

Eine Richtline mit einer klaren Selbstverpflichtung, keine Retouren zu vernichten, haben wir bei keinem der untersuchten Onlinehändler gefunden. Alibaba, Shein und Wish scheinen überhaupt nicht zu dieser Problematik zu kommunizieren. Auch bei About You fanden wir keine öffentlichen Angaben, das Unternehmen teilte uns jedoch im direkten Austausch mit, es setze statt auf eine Richtlinie auf Massnahmen und Pilotprojekte zur Weiterverwertung gebrauchter Artikel. 2021 habe der Anteil an Retouren, die weder gereinigt noch repariert werden konnten und daher zerstört wurden, bei unter 0,001% gelegen.

Zalando und Bonprix (über den Dachkonzern Otto) berichten öffentlich über ihren Umgang mit Retouren, nennen dabei auch Zahlen zum Anteil wiederverkaufter Artikel (bei beiden 97%) und geben an, Vernichtungen würden sich im Promille-Bereich bewegen. Unklar ist jedoch, auf welchen Zeitraum sich diese Zahlen beziehen und um welche Mengen es jeweils geht. Bei Asos und La Redoute fanden wir immerhin kurze Statements zum Ausschluss der Vernichtung unverkaufter Waren, jedoch ohne Spezifizierung. Bei Amazon, Galaxus und Wish gibt es konkrete Hinweise, dass externen Händlern nicht nur Lagerung und Versand, sondern auch gleich die Vernichtung von Waren als Logistik-Dienstleistung angeboten wird. Ein Hinweis darauf, dass das Risiko der unnötigen Produktvernichtung im Online-Marktplatz-Geschäft besonders hoch ist.


Interview: Sechs Fragen an Greenpeace

Beantwortet von Florian Kasser, Experte Konsum und Kreislaufwirtschaft von Greenpeace Schweiz.

Warum beschäftigen Sie sich in Ihrer Arbeit mit Onlinehandel?

Onlinehandel ist seit einigen Jahren ein fester Bestandteil unserer Konsumgewohnheiten. Er ist aber auch ein starker Motor des Überkonsums und der damit verbundenen Umweltzerstörung. Wenn alle Menschen einen Lebensstil wie die Schweizer Bevölkerung hätten, bräuchte es drei Planeten, um die notwendigen...


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  7. Der Report als PDF PDF Download

  1. Neben den gewählten Themenbereichen gibt es viele weitere, die für eine Bewertung der Nachhaltigkeit der Firmen relevant sind, z.B. Emissionen, Nachhaltigkeit der verwendeten Rohstoffe, manipulative Marketingstrategien, Konsument*innen- und Datenschutz, Zahlung von Steuern oder Beiträge zum Gemeinwohl. Eine vollumfängliche Untersuchung aller Aspekte hätte den Rahmen dieser Untersuchung gesprengt, und die getroffene Auswahl bedeutet nicht, dass diese Aspekte weniger wichtig sind.
  2. Der Transparency Pledge ist eine unternehmerische Selbstverpflichtung zur Offenlegung von Basisinformationen von Herstellungsbetrieben in den Lieferketten der Bekleidungs- und Schuhindustrie. Mehr Informationen und eine Liste mit Firmen, die die Anforderungen vollständig oder teilweise ungesetzt haben, gibt es hier: https://transparencypledge.org/aligned.
  3. Higg BRM (Higg Brand & Retail Module) ist eine von der Sustainable Apparel Coalition (SAC) entwickelte Systematik zur Ermittlung von Nachhaltigkeitsrisiken in Produkten und Prozessen entlang textiler Wertschöpfungsketten. Die Einheitlichkeit von Higg BRM soll den firmenübergreifenden Austausch und Vergleich dieser Informationen ermöglichen. Die Daten sind nicht öffentlich.
  4. Existenzlohnbenchmark 2020, nach Asia Floor Wage Alliance.
  5. New York Times (2021): Garment Workers Who Lost Jobs in Pandemic Still Wait for Severance Pay, Elisabeth Paton, 06.04.2021.
  6. Handelsblatt (2020): Otto schließt Retouren-Center in Hamburg – 840 Stellen fallen weg, Christoph Kapalschinski, 04.09.2020.
  7. Diese sollen jedoch ihre Absender-Adresse unterdrücken, damit Kund*innen den Eindruck bekommen, die Ware käme direkt von Galaxus. Siehe dazu Digitec Galaxus AG (2021): Welche Anforderungen muss ich als Direktlieferant erfüllen?
  8. Ein Picker im Amazon Logistik-Zentrum im Duisburg legt in einer Schicht bis 17 Kilometer zurück. RTL News (2021): «Team Wallraff»: Undercover bei Amazon – Wie der Weltkonzern seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeutet, 25.10.2021.
  9. Der GAV trat Anfang 2020 in Kraft und sah zu diesem Zeitpunkt Stundenlöhne vom 19.80 bis 23.31 Franken vor. Siehe Gesamtarbeitsvertrag Fulfillment zwischen MS Direct AG und syndicom, 29.06.2019. Zu beachten ist jedoch, dass bei diesem Stundensatz Feiertage und Ferien bereits umgelegt wurden. Der vergleichbarere Basis-Stundenlohn lag hingegen gemäss Berechnungen der Unia bei lediglich zwischen 17.44 bis 17.65 Franken pro Stunde für die ungelernte Mitarbeiterinnen, zwischen 19.12 bis 19.34 Franken pro Stunde mit einen Lehrabschluss. In der Administration liegen die Mindestlöhnen zwischen 20.46 und 20.69 Franken pro Stunden. Siehe hierzu Work (2019): Schimmel, Schikane und schäbige Löhne, C. Egg, 15.11.2019.
  10. RTL News (2021): «Team Wallraff»: Undercover bei Amazon – Wie der Weltkonzern seine Mitarbeiter*innen ausbeutet, 25.10.2021.
  11. Post CH AG (2021): Post verzeichnet Allzeitrekord von 182,7 Millionen Paketen – Briefmenge weiterhin rückläufig, Medienmitteilung vom 19.01.2021.
  12. Kolliker, H. (2019): Das passiert alle 60 Sekunden im Schweizer Online und Mobile, Carpathia AG, 26.09.2019.
  13. Zalando SE (2020): Zalando erfüllt Obhutspflicht, 11.02.2020.
  14. Forschungsgruppe Retourenmanagement (2019): Retourentacho 2018/2019 ausgewertet, Pressemitteilung vom 26.04.2019, Universität Bamberg.
  15. Greenpeace (2021): Greenpeace-Recherche enthüllt andauernde Zerstörung von Neuware, 28.05.2021.
  16. Als B-Ware werden Produkte bezeichnet, die geringfügige Gebrauchsspuren oder Beschädigungen aufweisen, aber ansonsten noch voll funktionsfähig sind.
  17. Forschungsgruppe Retourenmanagement (2019): Hintergründe der Retourenentsorgung - Studie ausgewertet, Pressemitteilung vom 09.10.2019, Universität Bamberg.
  18. Post CH AG (2021): Onlinehändlerbefragung 2021: Nachhaltigkeit im Schweizer E-Commerce. Eine B2B-Studie der Schweizerischen Post und des Instituts für Kommunikation und Marketing IKM der Hochschule Luzern.
  19. Dies bezieht sich auf alle Produktgruppen, nicht nur auf Kleidung. Schätzungen zufolge waren 2019 12% der Paketsendung in der Schweiz als Retouren unterwegs Quelle: Carpathia AG und VSV, (2019): Pakete pro Minute.
  20. welt.de (2019): 230 Millionen Kleider in Deutschland fabrikneu vernichtet oder verramscht, Anette Dowideit, 10.11.2019.

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